

»Mit dem Grundbildungszentrum verfolgen wir das Ziel, Bildungsangebote für verschiedene Generationen zu verbessern und dabei so niederschwellig wie möglich vorzugehen«, bringt es Robert Weidner, Dezernent für Bildung und Finanzen des Landkreises OSL, auf den Punkt. Das Projekt werde durch den Europäischen Sozialfonds Plus und das Land Brandenburg gefördert.
Wie Maria Kühnel, Leiterin der VHS, erklärt, fehlt es Menschen mit Lese- und Schreibproblemen oft an der grundlegenden Fähigkeit, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen – und dies betrifft nicht nur Randgruppen: »Es zieht sich durch die ganze Gesellschaft, durch jede Altersgruppe. Studien zeigen, dass jeder achte Erwachsene Probleme beim Lesen und Schreiben hat.« Die Gründe dafür seien etwa mangelnde Förderung in der Kindheit, gesundheitliche Einschränkungen oder schwierige Lebensumstände. »Durch Sensibilisierung und individuelle Beratung wollen wir Betroffenen und ihren Angehörigen helfen, ihre Situation zu erkennen, ihre Fähigkeiten zu verbessern und Wege zu finden, ihre Alphabetisierungsfähigkeiten weiter auszubauen.«
Das GBZ unterstützt Menschen ab 16 Jahren mit deutscher Erstsprache und Schriftsprachdefiziten – kostenlos und individuell. In einem vertraulichen Gespräch ermittelt Projektleiterin Dr. Cindy Hader gemeinsam mit den Interessierten deren Bedürfnisse und Ziele, um passende Förderangebote zu finden. »Viele haben negative Erfahrungen gemacht. Wir begegnen ihnen auf Augenhöhe, mit Sensibilität und Diskretion«, betont Hader. Ihr Appell: »Keine Scheu – rufen Sie an oder kommen Sie vorbei!« Für Erwachsene mit Lese- und Schreibschwierigkeiten gibt es spezielle Alphabetisierungskurse. Zudem eröffnet die VHS ein Lerncafé, in dem Menschen jeden Alters ohne festen Lehrplan miteinander lernen und sich austauschen können. Dafür stehen Bücher, Zeitschriften, Computer und interaktive Materialien bereit. Die Treffen finden ab dem 11. März dienstags, 17 bis 19 Uhr, in der Ritterstraße 5 statt. Künftig sind auch Angebote zu Mathematik, digitalen Kompetenzen und alltagsnahen Themen wie Geldmanagement oder Formularverständnis geplant.
»Die Schwierigkeit, Behördenschreiben zu verstehen, ist oft keine individuelle Fehlleistung, sondern ein gesellschaftliches Strukturproblem. Häufig ist ein Deutsch-Zertifikat auf C1- oder C2-Niveau erforderlich, um diese Texte zu verstehen. Auch zu diesem Thema wollen wir Behörden sensibilisieren«, sagt Cindy Hader und fügt an, dass für die Arbeit des GBZ Kooperationen von besonderer Bedeutung sind. Seit 2019 setzt sich die VHS OSL intensiv dafür ein, ihr bestehendes Netzwerk zum Thema Grundbildung im Landkreis zu pflegen und auszubauen. Das Konzept des GBZ knüpft an die bereits bestehende grundsätzliche Zusammenarbeit an. Geplant sind Kooperationen mit Bildungs- und Sozialeinrichtungen – wie etwa mit Grundschulen, Bibliotheken, der Arbeitsagentur, dem Jobcenter oder Wohlfahrtsverbänden – um Betroffenen den Zugang zu verschiedenen Ressourcen und Dienstleistungen zu ermöglichen.
Während der Eröffnungsveranstaltung des GBZ unterzeichneten bereits VHS-Leiterin Maria Kühnel und Tom Lehnert, Geschäftsführer der Landkreistochter FamilienCampus Lausitz in Klettwitz, eine Kooperationsvereinbarung für eine trägerübergreifende Zusammenarbeit. Gemeinsames Ziel ist es, Bildungsangebote für verschiedene Altersgruppen zu entwickeln, um die persönliche und berufliche Entwicklung sowie die Lebensqualität der Bürger zu fördern.
• Internet: www.vhs-osl.de/programm/grundbildung