Stefan Staindl

»Wir begleiten die Entwicklung der Region hautnah«

Senftenberg. Der regionale TV-Sender »seenluft24« informiert in diesem Jahr die Lausitzer seit fünf Jahren über die Ereignisse in ihrer Heimat. In einem Mail-Interview äußerte sich Geschäftsführer Martin Hanschick zu diesem Jubiläum.
Moderatorin Katja Hubatsch und Geschäftsführer Martin Hanschick im GreenScreen-Nachrichtenstudio.

Moderatorin Katja Hubatsch und Geschäftsführer Martin Hanschick im GreenScreen-Nachrichtenstudio.

Bild: seenluft24

Was bedeutet der fünfte Geburtstag für Sie persönlich und welche Rolle spielt Ihr lokaler Fernsehsender für das Seenland?

Fünf Jahre seenluft24 - das ist für mich persönlich ein großer Meilenstein und ein Zeichen dafür, dass regionaler, unabhängiger Journalismus weiterhin gefragt ist. Unser Ziel war es von Anfang an, das Lausitzer Seenland mit tagesaktuellen Nachrichten zu versorgen und den Menschen aus der Region eine Stimme zu geben, also die Dinge zu tun, die der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht leistet. Zum Zeitpunkt der Übernahme von WMZ (Anm. d. Red.: vorheriger Sendername) war der Sender viel kleiner geplant. Durch die Corona-Pandemie Anfang 2020 und den plötzlich stark gestiegenen Informationsbedarf konnten wir während der Pandemie, anders als viele andere Unternehmen zu dieser Zeit, wachsen und uns entwickeln. Von damals vier Mitarbeitern, sind wir heute auf 12 Mitarbeiter in der Fernsehsparte gewachsen. Dazu kommen noch mehrere freie Mitarbeiter und Moderatoren. Inzwischen sind wir für viele eine feste Informationsquelle und begleiten die Entwicklungen der Region hautnah. 2022 sind wir nach langer Suche nach einem größeren Objekt in das Schloßpark Center in Senftenberg gezogen. Hier haben wir ein hochmodernes Studio gebaut und perfekte Bedingungen für unser Team geschaffen, um kreativ arbeiten zu können.

Was braucht es heute, um eine gute Sendung zu machen und das Publikum zu fesseln?

Gute Inhalte entstehen durch Nähe zu den Menschen. Wir setzen auf authentische Berichterstattung, spannende Geschichten und lebendige Bilder. Dabei sind wir immer nah an den kommunalen Partnern, da diese in der lokalen Berichterstattung unerlässlich sind. Aber auch technische Qualität und ein moderner Stil spielen seit Anfang an eine wichtige Rolle. Interaktion mit unserem Publikum wird immer wichtiger, sei es über Social Media oder direkte Zuschauerbeteiligung. Was es dafür aber auch braucht ist eine stabile finanzielle Basis. Da wir privatwirtschaftlich organisiert sind und nicht durch GEZ-Gebühren finanziert werden, sind wir auf die Unterstützung unserer Werbepartner angewiesen. Sie ermöglichen es uns, weiterhin unabhängig und regional verwurzelt zu berichten. Nur so können wir die hohe Qualität unserer Inhalte sichern und das Lausitzer Seenland mit spannenden, relevanten Geschichten versorgen. All diesen Partnern der letzten fünf Jahre gebührt ein großer Dank.

Wie groß ist Ihre Zuschauerbasis inzwischen und welche Altersgruppe informiert sich über seenluft24?

Wir erreichen über das Kabelnetz etwa 80.000 Haushalte zwischen Spreewald und Landesgrenze im Süden. Circa 150.000 Menschen schauen uns wöchentlich mindestens einmal via Kabel (Studie der mabb, Stand 2022). Auf unseren Onlinekanälen seenluft24.de, Youtube und den sozialen Medien sind es nochmal ungefähr genauso viele Nutzer. Unsere Zuschauer kommen aus allen Altersgruppen, aber wir sehen, dass besonders Menschen ab 30 regelmäßig unser Programm verfolgen. Die Jüngeren sind verstärkt online unterwegs - hier holen wir sie mit Social Media und unseren digitalen Angeboten ab. Diese werden wir 2025 weiter stärken und auch mit TikTok ein noch jüngeres Publikum für die wichtigsten Nachrichten aus Ihrer Umgebung sensibilisieren.

Welche Kanäle oder Plattformen bringen die meisten Zuschauer? Ist das Kabel-Fernsehen noch die Hauptquelle oder eher Social Media?

Kabel-TV ist nach wie vor unser Hauptkanal, aber digitale Plattformen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Gerade über Instagram und YouTube erreichen wir ein wachsendes Publikum - und hier bekommen wir auch das direkteste Feedback. Natürlich ist uns bewusst, dass das lineare Kabelfernsehen, ähnlich wie die Tageszeitung, sich mehr und mehr ins Internet verlagern wird. Diese Entwicklung begleiten wir aktiv mit. Einen wichtigen Schritt dafür haben wir mit dem Landesverband der Lokalfernsehsender (BFN) bereits beschritten - mit der Smart-Phone- und Smart-TV-App ›BB-LokalTV‹ kann man uns auch ohne Kabelanschluss live schauen und auf unsere Mediathek zugreifen.

Gibt es Themen oder Formate, die Ihr Publikum besonders liebt - oder auch solche, die total gefloppt sind?

Gerade in der Pandemie konnten wir mit unserem Live-DJ-Format ›#zuhausetanzen‹ beim Publikum punkten. Wir haben den DJ nach Hause gebraucht und so mit tausenden Lausitzern diese schwierige Zeit überstanden. Mit ›wandelbar - der seenlandtalk‹ versuchen wir die großen politischen Themen auf die Region runterzubrechen und verständlich zu erklären. Generell lieben unsere Zuschauer regionale Geschichten, aktuelle Nachrichten und Berichte über Events. Von Flops kann man nicht wirklich sprechen, denn selbst wenn Formate nicht das breite Publikum erreicht haben, so helfen sie uns immer dabei uns weiterzuentwickeln. Mein Motto dabei ist immer: Man kann nicht wissen, ob es funktioniert, wenn man es nicht probiert.

Gab es ein Video oder einen Beitrag, der überraschend viral ging?

Ja, in unserer Weihnachtssendung 2024 haben wir eine ›Sidestory‹ über den Weihnachtsmann erzählt, der einen Unfall hatte und durch einen Gesundheitspartner aus der Region wieder pünktlich vor dem 24. Dezember auf die Beine gekommen ist. Diese Geschichte hat seit Weihnachten allein bei YouTube mehr als 100.000 Aufrufe generiert. Aber auch ein spontanes, sehr emotionales Interview mit Heinz Rudolf Kunze während der Pandemie zur Situation der Kunst und Kultur hat nicht nur viele Aufrufe, sondern unzählige konstruktive Kommentare erzielt.

Haben Sie Pläne, Ihre Reichweite weiter auszubauen - vielleicht durch neue Formate oder Plattformen?

Definitiv! Wir werden in diesem Jahr unser Kabelverbreitungsgebiet stark ausbauen, da wir vermehrt Zuspruch und Anfragen aus anliegenden Landkreisen erhalten. Natürlich soll die Aktualität und Lokalität darunter nicht leiden, denn das ist unser ureigenster Auftrag: Nachrichte, aktuell, aus der Region, für die Region. Das schließt aber nicht aus, dass es nicht auch das ein oder andere neue Format zu sehen gibt.


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