Stefan Staindl

»Dem Tod einen Sinn verleihen«

Lauchhammer. Sandra Beyer aus Lauchhammer organisiert erneut den Organspendelauf rund um den Grünewalder Lauch – in diesem Jahr am Sonntag, 30. März. Der Startschuss fällt um 11 Uhr. Per Mail berichtet sie WochenKurier über die Hintergründe des Laufs und ihre persönliche Motivation.

Sandra Beyer und ihr Sohn Söhnke blicken mit Vorfreude auf den Organspendelauf am 30. März um den Grünewalder Lauch. Söhnke hatte 2017 über eine Organspende neue Nieren erhalten.

Sandra Beyer und ihr Sohn Söhnke blicken mit Vorfreude auf den Organspendelauf am 30. März um den Grünewalder Lauch. Söhnke hatte 2017 über eine Organspende neue Nieren erhalten.

Bild: Kai-Uwe Beyer

Was ist der Organspendelauf am Grünewalder Lauch?

Der Lauf ist unsere Herzensangelegenheit. Da unser jüngster Sohn (9) mit einem Jahr an die Dialyse kam und wir selber nicht hätten spenden können, kam er auf die Spenderliste der Stiftung Eurotransplant. Dort werden alle Patienten, die auf ein Organ warten, von den Transplantationszentren gemeldet. Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) veranstaltet dieses Jahr den 14. Organspendelauf – mit dem Präsenzlauf in München. Seit 2022 organisiere ich im gleichen Zeitraum einen virtuellen Lauf über fünf Kilometer rund um den Grünewalder Lauch.

Wer kann sich daran beteiligen und was sind die Voraussetzungen dafür?

Mitmachen kann jeder, der sich für das Thema Organspende interessiert, gern in der Natur bewegt und die Gemeinschaft Gleichgesinnter schätzt – ob jung oder alt, klein oder groß, sportlich oder nicht, zu Fuß, mit dem Laufrad oder im Kinderwagen. Uns geht es nicht um Tempo oder Bestzeiten, sondern um die Freude an Bewegung, das Miteinander und den Austausch zum Thema Organspende.

Wie können sich Interessierte zum Lauf am 30. März anmelden?

Die offizielle Anmeldung ist unter www.organspendelauf.de möglich – für Lauf- und Walkingstrecken in verschiedenen Distanzen. Ein kleiner Teil des Startgeldes fließt als Spende an Organisationen im Bereich Organtransplantation. Wer erst einmal reinschnuppern möchte, kann am 30. März kurz vor 11 Uhr zum großen Parkplatz am Grünewalder Lauch – beim Campingplatz – kommen und einfach mitlaufen. Die fünf Kilometer sind für jeden machbar – und jedes Jahr sind großartige Menschen dabei.

Warum ist Ihnen das Thema Organspende so wichtig?

Mit unserem Lauf wollen wir auf das Thema Organspende aufmerksam machen – durch die Aktion selbst und mit Shirts, auf denen verschiedene Organe abgebildet sind. Besonders wichtig ist uns der Austausch mit den Menschen. Wir möchten Ängste nehmen, Fragen beantworten und Vorurteile gegenüber der Organspende abbauen. Unser Ziel ist nicht, dass jeder nach dem Lauf sofort einen Organspendeausweis ausfüllt oder sich im Register anmeldet. Viel wichtiger ist es, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und die eigene Entscheidung den Angehörigen mitzuteilen. Denn nichts ist schwieriger, als in einem Moment des Abschieds eine so weitreichende Entscheidung für jemand anderen treffen zu müssen. Im besten Fall trägt man seinen Organspendeausweis bei sich oder lässt sich im Organspenderegister eintragen.

Wie ist aktuell die Rechtslage zum Thema Organspende in Deutschland und wie bewerten Sie diese?

In Deutschland gilt die Entscheidungslösung. Das bedeutet, dass man zu Lebzeiten seine Zustimmung zur Organspende geben muss – per Karte oder über das Register. Andernfalls werden im Falle eines festgestellten Hirntods die Angehörigen um eine Entscheidung gebeten. Persönlich hoffe ich jedoch auf die Widerspruchslösung, die bereits in vielen Ländern gilt. Stirbt man in einem (Urlaubs-)Land mit Widerspruchslösung, greift die Regelung dieses Landes – nicht die aus Deutschland. Deshalb ist es auch bei Reisen ins Ausland wichtig, sich darüber zu informieren. Auch wenn viele Menschen die Widerspruchslösung als Bevormundung empfinden, würde sie lediglich bedeuten, dass sich jeder einmal kurz mit dem Thema Organspende auseinandersetzt und eine Entscheidung trifft. Niemand wird zu etwas gezwungen – im Gegenteil: Man kann sich bewusst dafür oder dagegen entscheiden. Es gibt also keinen Zwang, sondern die Freiheit, selbst über den eigenen Körper nach dem Tod zu bestimmen. Diese Entscheidung sollte man für sich selbst treffen – und sie nicht den Angehörigen überlassen.

Was möchten Sie diesbezüglich mit dem Organspendelauf bewirken?

Ich hoffe, dass wir einen tollen Lauf bei schönem Wetter und mit viel Freude erleben. Dass es gute Gespräche unter allen Läufern gibt und sich der eine oder andere vielleicht doch für eine Organspende entscheidet. Auch Lebendspender sind beim Lauf dabei – also Menschen, die zu Lebzeiten ein Organ oder einen Teil eines Organs gespendet haben. Auch das ist möglich und schenkt dem Empfänger wertvolle Lebenszeit und Lebensqualität. Mein Lieblingssatz zu diesem doch schweren und entgültigen Thema lautet: »Dem Tod einen Sinn verleihen!«

• www.organspendelauf.de

• www.organspende-info.de

• www.dso.de


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