

Großenhain auf Platz 3
Er konnte damals mit der drei- bis vierfachen Erhöhung der Flugbewegungen aufwarten. Diese positive Entwicklung kam vorwiegend durch die Neuansiedlung von Flugschulen zustande. So hatte der Verkehrslandeplatz mehr als 1.600 Flugbewegungen im Jahr. Der Großenhainer Platz lag damit auf Rang drei in Sachsen, nach Dresden und Leipzig. Er hat zur Zeit eine Genehmigung bis zu einem maximalen Abfluggewicht von 14 Tonnen.
Während der Pandemie ging die Zahl der Flugbewegungen auf 1.000 zurück. In diesem Jahr wurde der Vorcoronawert fast wieder erreicht, nur das schlechte Wetter zu Jahresbeginn verhinderte neue Spitzenwerte. Die Flugplatz Großenhain U.G. schreibt trotzdem nach wie vor schwarze Zahlen und hängt somit nicht am »Tropf der Kommune«, wie das viele andere Verkehrslandeplätze tun: Die Gesellschaft finanziert sich zu 100 Prozent selbst.
Videoüberwachung eingerichtet
Fiedler beklagt aber die Zunahme von Vandalismus und Diebstahl. So wurde sogar schon einmal über Nacht in einer geschlossenen Halle ein Flugzeugmotor ausgebaut und gestohlen. Richtig gefährlich sind die Eingriffe in den Luftverkehr. So wurden mehrfach Nägel auf die Landebahn ausgestreut. Müllsäcke werden über den Zaun geworfen und ein großes Gerüst vor der großen Halle geklaut. Um solchen Dingen künftzig vorzubeugen wurde jetzt eine allumfassende 24-stündige Videoüberwachung eingerichtet. Seit 2013 haben die Stadt Großenhain und der Freistaat Sachsen das Gelände als Großgewerbegebiet ausgewiesen. Dazu wurden seit 2017 die Altlasten auf dem Areal entfernt. Jetzt sind die Maßnahmen weitgehend abgeschlossen. Um das kontaminierte Material fachgerecht auf Beton abzulagern, musste die Landebahn von zirka 2.500 Meter auf ca. 1.500 gekürzt werden. Das hat aber, laut Flugleiter Bernd Fiedler, keine Auswirkungen auf die bestehende Genehmigung.
Industrielle Großansiedlungen?
Die Meldungen, dass sich eine Fabrik von Rheinmetall ansiedeln könnte, fand Bernd Fiedler existenzbedrohlich für den Flugplatzbetrieb, da die Piloten, die ihre Flugzeuge hier eingestellt haben, abwandern könnten. Zur Zeit stehen in Großenhain etwa 50 Maschinen und es sind drei Flugschulen aktiv.
Infrastruktur müsste erst entwickelt werden
Dennoch sah Fiedler eine mögliche Neuansiedlung eher gelassen. Er meint, dass für eine Ansiedlung dieser Dimension die Voraussetzungen derzeitig nicht gegeben waren. Die erforderlichen Mengen an Strom und Wasser könnten gar nicht geliefert werden. Das Frischwasser müsste aus Fichtenberg geholt werden, der Strom liegt in Streumen. Und die große Menge an kontaminiertem Abwasser, die bei dem Betrieb anfallen würde, erfordert eine sehr große Kläranlage. »Es waren schon viele sogenannte Interessenten hier, zum Beispiel Chinesen oder Südkoreaner. Eine Chipfabrik und eine Batterieherstellung war da auch schon mal im Gespräch«, weiß Fiedler.
Man müsse auch weiter denken: wenn viele »Fachkräfte« wegen einer Großansiedlung nach Großenhain kommen, fehlen Wohnungen, Krankenhäuser, freie Kitas, Schulen und weitere Infrastruktur. Außerdem sei es sehr fraglich, ob überhaupt Großenhainer diese Arbeitsplätze bekommen, da diese Firmen ihr hochqualifiziertes Personal meist selbst mitbringen. Auch leistungsfähige Verkehrsanbindungen fehlen: die Autobahn ist weit weg und die Eisenbahnanbindung wurde bereits 1996 demontiert.