Verena Farrar

Schüler »abholen«, die Lehrer werden wollen

Landkreis Meißen. Lehrernachwuchs besonders im ländlichen Raum ist Mangelware. Die Situation hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr zugespitzt. Mittlerweile gab es bereits Demos von Schülern und Lehrern, die bei der Politik und Gesellschaft dringend Hilfe angemahnt haben, um den enormen Unterrichtsausfall zu stoppen (WochenKurier berichtete).

Gemeinsam an einem Strang ziehen - Künftige Schulabgänger sollen auch die Schulen der Region als künftige Arbeitgeber wahrnehmen. Hier war es eine Station  beim Sportfest im Projekt »Lehrergewinnung« am BSZ Riesa.

Gemeinsam an einem Strang ziehen - Künftige Schulabgänger sollen auch die Schulen der Region als künftige Arbeitgeber wahrnehmen. Hier war es eine Station beim Sportfest im Projekt »Lehrergewinnung« am BSZ Riesa.

Bild: Farrar

Mit dem Projekt »Lehrergewinnung im ländlichen Raum« will das Berufliche Schulzentrum für Technik und Wirtschaft Riesa dem Problem an der Basis begegnen und bei Schülern, die potenzielle Lehrer werden können, mit ehrlichen und sehr praktischen Einblicken in den Beruf, überzeugen. Eng beteiligt sind beim Projekt auch die Oberschule Strehla und die Oberschule Am Merzdorfer Park. Künftig soll die Initiative auch auf die Gymnasien des Kreises ausgeweitet werden.

 

In diesem Schuljahr haben wieder interessierte Schüler der Klassen 9 bis 12 von Oberschulen und Beruflichem Gymnasium die Möglichkeit, am Projekt »Lehrergewinnung im ländlichen Raum« teilzunehmen. »In diesem Jahr sind etwa 20 Schulabgänger gekommen«, erklärt Schulleiterin Rita Harzbecker. Sie findet es schade, dass die Anmeldezahlen leider rückläufig sind. Im Startjahr hatte man mehr als 50 Gäste für das Projekt im Haus. Im vergangenen Jahr waren es immerhin noch 30. »Wir haben es nicht geschafft, die Anfangsbegeisterung zu halten. Dazu werden wir künftig den Kreis der Schüler erweitern und noch mehr die Gymnasien einbeziehen«, fügt sie an.

 

Gestartet war der aktuelle Projekttag mit einem gemeinsamen Sportfest, bei dem sich die Schüler kennenlernen konnten. Win-Win: Die Organisation des besonderen Sportfestes übernahmen die Azubis der Klasse SF22 des BSZ. Für die Sport- und Fitnesskaufleute war dies ein weiterer wichtiger Praxistest.

 

Später stand eine Informationsrunde zum Lehrerberuf mit Schulleitern, Studenten, Vertretern aus dem Landesamt für Schule und Bildung, Landkreis und dem Bürgermeister auf dem Plan.

 

Die Probleme des fehlenden Lehrernachwuchses wurden bereits zahlreich aufgelistet und reichen von: Schlechter Infrastruktur und dadurch umständlichen Anreisen zu den Schulen im ländlichen Raum, hohe Zahlen der altersgemäßen Abgänge aus dem Beruf, zu wenig Vorstellungen der Referendare, wie es in den Schulen im ländlichen Raum ist, welche Vorzüge sie haben. Immerhin sind die meisten von ihnen sehr gut ausgestattet, modern, digital auf dem neuesten Stand und bieten viele außerschulischen Aktivitäten und eine gute Stimmung.

 

Das Projekt »Lehrergewinnung« und seine Weiterentwicklung kann deshalb keine alleinige Lösung sein. Hier gilt es auch Strukturprobleme und Ausbildungsinhalte zu ändern, um den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten.

 

Das Projekt der BSZ kann dabei im übertragenen Sinn bis zum Ende des Seils reichen, aber zugreifen und an einem Strang ziehen müssen künftig noch mehr Partner zum Wohle der Schulen.


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