Paula on Tour 5 - Luftige Höhen: Paragleiten im Canón del Chicomocha
Über eine winzige Piste erreichen wir oberhalb des Canón del Chicomocha einen tollen Übernachtungsplatz, ruhig, mit phantastischer Weitsicht und wir richten uns für die nächsten Tage häuslich ein. Natürlich sind wir nicht einfach mal auf diesen schönen abgelegenen Platz in die Bergen hinaufgefahren, nein, wir wollen paragleiten und der Canyon soll mit guter Thermik bestens geeignet sein. Am späten Nachmittag melden wir uns für den nächsten Morgen an und den Abend verbringen wir mit wilden Spekulation was, wie und warum alles schief gehen kann. Und trotzdem stehen früh zur vereinbarten Zeit auf dem obersten Plateau und schauen in die endlosen Tiefen des Canyon.
Wenige Sätze der Einführung müssen reichen und dann geht es los. Klack, Klack, werden die Seile mit Karabinern verbunden und schon renne ich der Abbruchkante entgegen. Ich muss ja wirklich einen kleinen Knall haben, denke ich noch, doch der freie Fall fällt aus und ich schwebe mit meinem Guide davon. Ich fliege und kann einen Freudenschrei nicht unterdrücken. Wir drehen Runden, trudeln in engen Spiralen nach unten, nur um wieder in die Höhe zu steigen und schweben wieder in großen Kreisen über der Schlucht. Der Blick in die Ferne und nach unten ist unbeschreiblich und ich kann es nur jedem empfehlen, wenn die Möglichkeit dazu besteht. Nach 15 Minuten ist es leider schon vorbei und ich lande unspektakulär und wenig elegant auf dem Allerwertesten. Ein richtig tolles Erlebnis, auf das wir am Abend mehrfach anstoßen.
In mehreren Tagesetappen erreichen wir Armero, einen Ort mit sehr traurigem Hintergrund. Armero wurde am 13.November 1985 von einem Erdbeben vollständig zerstört. Das Einzige was von Armero noch steht, ist die Tankstelle. Der Tankwart Pablo überlebte als Neunjähriger die Katastrophe. Alle Menschen hier sind ein Leben lang verbunden mit jenem Tag, als der Vulkan Nevado del Ruiz ausbrach. Der Erdrutsch, der durch den Ausbruch ausgelöst wurde, riss die Stadt Armero mit sich und tötete 25000 Menschen, viele gehen sogar von 31000 Opfern aus. Armero ist nach wie vor eine Geisterstadt. Die wenigen Überlebenden zogen in andere Städte. Heute sind die unteren Stockwerke der Gebäude unter der Erde begraben und nur die oberen sind sichtbar. Die Straße 45 teilt den Ort in zwei Hälften und so fahren wir hier wohl über ein großes Massengrab, was das Ganze noch unheimlicher macht. Zur Erinnerung an die Tragödie gibt es ein hohes weißes Kreuz und ein weiteres großes Denkmal.
Nächste Station ist Cocora. Evi will unbedingt die großen Wachspalmen sehen und so hat unsere kleine Reisegruppe den Abstecher hierhin unternommen.
Quindío- Wachspalme
Die Wachspalme, Kolumbiens Nationalbaum, ist im Land edemisch und wächst vorwiegend in Ouindío in der Zona Cafeterea in Höhenlagen über 2000 Meter. Als höchste Palme der Welt ragt die Palme bis 65 Meter auf. Sie wächst extrem langsam und kann bis 100 Jahre alt werden. Seit 1985 ist sie, da ausschließlich Nistbaum des Gelbohrsittichs, gesetzlich geschützt. Trotzdem ist sie wegen ihrer Verwendung für Palmsonntagsfeierlichkeiten gefährdet. Wir erwandern uns zwei Miradore und bestaunen die schöne Landschaft von oben. Die Palme an sich ist nun nicht so spektakulär, wächst aber in wunderbarer Umgebung.
Wir gehen für die nächsten vier Tage auf einen Campingplatz. In Kolumbien stehen zwei Feiertage an, und was für Kolumbien heißt, dass sie sehr, seht laut und sehr, sehr lange feiern können, da verziehen wir uns lieber. Wir erkunden die Stadt und finden am späten Nachmittag eine urige Kneipe. Die Pinkelrinne gut einsehbar in der Ecke und der Tisch zum Zocken gleich nebenan. Ich stehe lange daneben, kann die Spielregeln aber nicht erkennen, irgendwie gewinnt die Bank immer, wohl wie im richtigen Leben. Wir haben eine kurzweilige Zeit hier und am Ende bin ich froh, das meine Blase nicht drückt….
Am letzten Campingplatztag haben wir eine Kaffeetour geplant. 9.00 Uhr starten wir auf dem Anwesen von Don Julio, der uns persönlich begrüßt. Dann geht es mit Santiago weiter, der uns durch alle Stationen der Kaffeeproduktion führt und alle unsere Fragen geduldig beantwortet. Die Firma umfasst auch die Herstellung von erstklassiger Chorizo (traditionelle Wurst), was vor allem die Jungs freut. Beim "erschnüffeln" verschiedener Aromen scheitern wir kläglich, den Kaffee und die Wurst finden wir dagegen sehr lecker und decken uns mit einem Vorrat ein. Eine sehr schöne Führung und wir haben echt viel gelernt dabei.
Dann geht es weiter Richtung Jardín....
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