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Landkreis krimineller denn je

Landkreis Meißen. Die neue Kriminalstatistik des vergangenen Jahres ergibt für den Landkreis Meißen keine beruhigenden Auswertungen: Die Kriminalität in der Region ist angestiegen! Aber warum?
Die größten Zuwächse gab es im Landkreis Meißen bei den Diebstahls- und Gewaltdelikten 2023.

Die größten Zuwächse gab es im Landkreis Meißen bei den Diebstahls- und Gewaltdelikten 2023.

Bild: Pexels

Polizeipräsident Lutz Rodig hat für den Landkreis Meißen keine beruhigenden Auswertungen für das vergangenen Jahr: »Innerhalb des Zuständigkeitsbereiches der Polizeidirektion Dresden verzeichnet der Landkreis Meißen den höchsten Kriminalitätszuwachs.« Aber er fügt an: »Der Anstieg von reichlich 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr klingt natürlich dramatisch. Umso wichtiger ist die Einordnung: Während 2022 sachsenweit die Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik anstiegen, entwickelte sich die Kriminalität im Landkreis weiterhin rückläufig und damit entgegen dem sachsenweiten Trend. Mehr noch: 2022 erreichte die Kriminalität in Meißen den Tiefststand der vergangenen zehn Jahre. Diese damals außergewöhnliche Entwicklung holt uns jetzt ein. Insofern kommen im Landkreis Meißen die typischen Post-Corona-Effekte erst mit einem Jahr Verspätung zum Vorschein«, so seine Einschätzung.

 

Eckpunkte der Kriminalitätsentwicklung

Auf dem Territorium des Landkreises Meißen wurden 2023 insgesamt 11.822 Straftaten (2022: 10.353) erfasst. Dies entspricht einem Anstieg von 14,2 Prozent. Die größten Zuwächse gab es bei der Gewaltkriminalität und Diebstahlsdelikten. Die Aufklärungsquote lag fast unverändert bei fast 60 Prozent.

Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger an allen ermittelten Tatverdächtigen (ohne ausländerrechtliche Verstöße) stieg von 16,8 Prozent im Jahr 2022 auf 19,4 Prozent im Jahr 2023. Überproportional hoch lag deren Anteil beim Diebstahl von Kraftfahrzeugen (63,8 Prozent), Beförderungserschleichung (55,7 Prozent), Urkundenfälschung (34,5 Prozent) und gefährlicher Körperverletzung (24,3 Prozent).

 

Gewaltkriminalität

Die Zahl der Gewaltstraftaten ist im Vergleich zum Vorjahr auf 366 Fälle angestiegen (+28,4 Prozent; 2022: 285). In diesem Phänomenbereich wurde damit die höchste Kriminalitätsbelastung der zurückliegenden zehn Jahre registriert. Rund drei Viertel aller registrierten Gewaltdelikte im Jahr 2023 waren gefährliche und schwere Körperverletzungen. Diese sind im Jahr 2023 gegenüber dem Jahr zuvor um 33,3 Prozent auf 272 Straftaten angestiegen (2022: 204).

Angestiegen sind auch Raubstraftaten. So wurden im Jahr 2023 insgesamt 68 Raubstraftaten (2022: 58) registriert. Zudem wurden zwei Mord- und Totschlagdelikte registriert (2022: 6 Straftaten).

 

Eigentumskriminalität

Im Landkreis Meißen haben Diebstahlsdelikte mit 32,3 Prozent den größten Anteil an allen erfassten Straftaten. So wurden im vergangenen Jahr insgesamt 3.820 Diebstahlsdelikte registriert. Das waren 24,9 Prozent mehr als im Jahr zuvor (2022: 3.059). Bei Betrachtung der vergangenen zehn Jahre liegen die erfassten Fälle für 2023 aber unter denen der Jahre vor 2020.

Die Schwerpunkte im Bereich der Eigentumskriminalität sind nach wie vor die Diebstähle in Geschäften und Kiosken mit 930 Fällen (2022: 648), Fahrraddiebstähle mit 508 Fällen (2022: 469) gefolgt von Diebstählen aus Kraftfahrzeugen mit 414 Fällen (2022: 345). Im Jahr 2023 wurden 66 Fälle des Diebstahls von Kraftfahrzeugen registriert (2022: 52). Weiterhin wurden 2023 207 Diebstähle aus Wohnungen erfasst. Das entspricht einem Anstieg von 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2022: 167). Die Fallzahlen liegen jedoch unter den Werten vor der Corona-Pandemie (2019: 291 Fälle). Bei rund der Hälfte dieser Fälle (108) handelte es sich um Wohnungseinbrüche (2022: 90).

 

Rauschgiftkriminalität

Im Jahr 2023 entspricht die Rauschgiftkriminalität exakt dem Jahr zuvor. In beiden Jahren wurden jeweils 489 Fälle registriert. Die Aufklärungsquote bei der Rauschgiftkriminalität betrug 89 Prozent (2022: 92,4 Prozent). Der Anteil von nichtdeutschen Tatverdächtigen stieg gegenüber dem Vorjahr auf 19,8 Prozent (2022: 17,6 Prozent). Die Zahl der allgemeinen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz (Konsumentendelikte) sank leicht (2023: 362; 2022: 390). Die Fallzahlen beim unerlaubten Handel mit oder Schmuggel von Rauschgift stiegen hingegen auf 69 Fälle (2022: 40).

Die meisten Rauschgiftdelikte wurden, im Zusammenhang mit Cannabis registriert (2023: 226; 2022: 241). Am zweithäufigsten wurden Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz mittels Crystal festgestellt (2023: 104; 2022: 93). Im Landkreis Meißen wurde 2023 wie im Vorjahr ein Drogentoter registriert. Durch die Polizeidirektion Dresden konnten rund 2 kg Marihuana, rund 72 g Crystal, rund 2 kg Haschisch sowie rund 207 g Kokain sichergestellt werden.

 

Cybercrime

Die Zahl der Cybercrimestraftaten ist im vergangenen Jahr erneut angestiegen, von 124 Fällen im Jahr 2022 auf 157 Fälle (+26,6 Prozent). In diesem Phänomenbereich wurde damit die höchste Kriminalitätsbelastung der zurückliegenden zehn Jahre registriert. 86 Prozent (135) aller im Jahr 2023 registrierten Cybercrimestraftaten waren Computerbetrug (2022: 106; 85,5 Prozent).

 

Sachbeschädigung

Die Anzahl der Sachbeschädigungen ist im zurückliegenden Jahr leicht angestiegen (2023: 1.599; 2022: 1.521). Bei 395 Fällen (24,8 Prozent) handelt es sich um Sachbeschädigungen an Kraftfahrzeugen (2022: 345; 22,7 Prozent). Positiv ist die Entwicklung der Fallzahlen bei Graffiti als Sonderform der Sachbeschädigung. Sie sanken im Jahr 2023 um 17 Prozent von 405 Fällen im Jahr 2022 auf 336 Fälle. Sie nehmen rund ein Viertel der Straftaten in diesem Phänomenbereich ein.


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