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Hier ist jeden Tag Weihnachten

Von Meißen nach Norden liegt etwa 20 Kilometer entfernt Neuhirschstein direkt an der Elbe. Dieser Ort ist bekannt durch das Schloss Hirschstein, hier wird aber auch traditionelle erzgebirgische Volkskunst hergestellt und verkauft. In den Werkstätten und Geschäft von Gabriele Günther ist das ganze Jahr hindurch Weihnachten. Nicht nur Pyramiden, Schwibbögen und Engel warten auf den Verkauf. Aber wie kommt erzgebirgisch Volkskunst in den Norden von Meißen? Gabriele Günther ist in Marienberg geboren und aufgewachsen. Die Liebe zur erzgebirgischen Volkskunst saugte sie schon mit der Muttermilch auf. Handarbeit in aller Art gehört zu ihrem täglichen Leben. Die Liebe verschlug sie nach Neuhirschstein, dort fertigte sie seit 1979 mit ihrem Mann nebenberuflich Weihnachtspyramiden und Schwibbögen in einer kleinen Werkstatt. Vor 30 Jahren machte sich Gabriele Günther selbstständig und gründete in Neuhirschstein das Unternehmen rauta (Raum- und Tafelschmuck). Auf vier Etagen erstreckt sich inzwischen die Werkstatt, Gabriele Günther beschäftig zehn Mitarbeiter und aus den anfänglich fünf Artikeln hat sich die Palette auf etwa 500 Produkte erweitert. Das Familien-Unternehmen ist Mitglied  im Verband der erzgebirgischen Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e.V., das ermöglicht den Verkauf auch fern des Erzgebirges. Einen Standort gibt es auch in Seiffen, wo auch die Artikel zum Verkauf ausgestellt sind. Alte Tradition im neuen Design Angefangen haben die Günthers mit Laubsägearbeiten. Sohn Frank lernte in einer dualen Ausbildung Holzspielzeugmacher und Gestalter im Handwerk. In Seiffen wurde die Theorie und im heimischen Betrieb der praktische Teil vermittelt. Mit seinen kreativen Ideen hat sich eine neue Produktionslinie entwickelt, die die traditionellen Formen im neuen Design zeigt. »Früher war ich für die Gestaltung zuständig«, seit 20 Jahren ist mein Sohn dafür verantwortlich«, erzählt Gabriele Günther mit einem gewissen Stolz in der Stimme. Budenzauber im Wohnzimmer Für alle Hersteller der erzgebirgischen Volkskunst ist die Hauptverkaufszeit und damit der Jahresumsatz im Dezember. Gabriele Günther verkauft ihre Ware seit Jahren auf zehn Weihnachtsmärkten, der Radius erstreckt sich von Dresden, Chemnitz, Leipzig und Magdeburg, Berlin bis nach Köln und Bonn. Das klingt nach einer logistischen und persönlichen Herausforderung, denn die Ware muss im Vorfeld verpackt, die Hütten dekoriert und der Verkauf sowie die Nachlieferung während der vierwöchigen Adventszeit organisiert werden. In Dresden steht sie selber auf dem Weihnachtsmarkt, weil ihr der Verkauf so einen Spaß macht. Das alles wird wahrscheinlich in diesem Jahr gar nicht oder nur stark abgespeckt stattfinden und bereitet der 63-jährigen Inhaberin viele schlaflose Nächte. »Wenn man bedenkt, dass in Köln etwa fünf Millionen und in Dresden zwei Millionen Besucher jedes Jahr die Weihnachtsmärkte besuchen«, sagt Gabriele Günther, »kann man verstehen, was uns in diesem Jahr an Einnahmen fehlen wird!« Sie kann es nicht verstehen, warum sie aus ihren Buden heraus nicht verkaufen darf, während das im Laden möglich ist. Die Seiffener Drechslergenossenschaft (Dregeno) ist ideenreich und hat den virtuell begehbaren erzgebirgischen Weihnachtsmarkt entwickelt, bei dem Gabriele Günther eine Hütte angemietet hat. Der Weihnachtsmarkt ist auf dem Rathausplatz in Seiffen im 360-Grad-Panorama erstellt und der Besucher kann per Mausklick zu den Hütten schlendern und die Artikel bestellen: www.dregeno.de/weihnachtsmarkt/


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