

Aber der Reihe nach: nach der Wende drohten die Innenstädte auszusterben, da die großen Handelsketten auf der grünen Wiese große Supermärkte aus dem Boden stampften. Die bekannte Großenhainer Einzelhändlerin Renate Lechner war damals Mitglied im Handelsverband Sachsen e.V.. Dieser, die Inhaber der Geschäfte der Großenhainer Innenstadt und nicht zuletzt die Stadtverwaltung, insbesondere der damalige Wirtschaftsförderer, Bernd Thronicke wollten verhindern, dass die kleinen Geschäfte aufgeben müssen. Also musste, übrigens damals wie heute, für Kunden der Besuch der Innenstadt attraktiv gemacht werden.
Gründungsmitglied der Fördergemeinschaft
Um dabei an einem Strang zu ziehen, wurde am 15. März 1995 im Ratskeller die Bildung einer Werbegemeinschaft »Großenhain ist aktiv« angeregt. Gegründet wurde die Fördergemeinschaft »Großenhain« e.V. aber letztendlich am 2. Mai 1995. Der Name wurde 2017 auf Fördergemeinschaft »Großenhain aktiv« e.V. geändert. Ideen gab es viele: Maskottchen, eine eigene Währung, den Großenhainer Zehner sowie die Organisation von Veranstaltungen und noch vieles mehr. So gibt es sowohl im Frühling, als auch im Herbst eine Einkaufsnacht, verkaufsoffene Sonntage wurden und werden initiiert, gemeinsam mit der Stadtverwaltung der Weihnachtsmarkt organisiert und bald war auch der Großenhainer Bauermarkt ins Leben gerufen. Übrigens eine Idee des damaligen Ratskellerwirtes, Volker Saalbach. Der Großenhainer Maler Uwe Hanneck, der ebenfalls auch viele Jahrzehnte bei »Großenhain aktiv« – ebenfalls als Vorstandsmitglied – mitarbeitet, brachte das Kuh Roulette »ins Spiel«.
Roulette auf dem Schachbrett
Der erste Markt fand am 1. Oktober 1995 statt. Und schon zwei Jahre später wurde das erste Roulette umgesetzt und damals von Gurken-Paule moderiert. Die Einnahmen spendeten die Initiatoren den Hochwasseropfern im Oderbruch. Eigentlich ist es ja gar kein Roulette, es findet auf einer Plane statt, auf die ein Schachbrettmuster mit 14 mal 16 Feldern aufgebracht wurde. Die Felder sind sowohl horizontal, als auch vertikal gekennzeichnet. Die Besucher des Bauernmarktes können nun bei Heinz-Peter Weigel und Uwe Hanneck, die das tierische Glücksspiel betreuen, Lose kaufen und hoffen, dass die Kuh, die am späten Nachmittag über die Plane geführt wird, auf das Feld, welches man sich ausgesucht hat, ihren Haufen macht.
Preusker Medaille für den Kuhjungen
Am 27. Januar dieses Jahres erhielt der völlig überraschte Weigel beim Tag des Ehrenamtes die Kleine Preusker Medaille, die spezielle Großenhainer Auszeichnung für ehrenamtliche Tätigkeit. Selbstverständlich hielt Bernd Thronicke die Laudatio im Kulturschloss. Mit seiner bekannten hintersinnig-humorvollen Art verglich er den Buchdrucker mit Karl Preusker, denn der setzte sich auch unermüdlich für die Allgemeinheit ein. »Man würde heute sagen, er war ehrenamtlich tätig«, erklärte Thronicke und behauptete mit Recht, dass der »Preisträger« ein Großenhainer Original sei.
Er bezeichnete ihn auch als bodenständig, freundlich, bescheiden und immer darauf bedacht, dass die Fördergemeinschaft in der Stadt positiv wahrgenommen wird. Neben seiner alljährlichen Tätigkeit als Kuhjunge ist Weigel vorwiegend für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins zuständig. Er entwirft und druckt Plakate und Flyer, er verteilt diese auch. »Die Meinung Weigels, wenn auch ruhig vorgetragen, hat immer Gewicht, auch das macht ihn für mich wahrhaftig, ungekünstelt, offen, entspannt und liebenswert«, beschreibt der Laudator Heinz-Peter Weigel sehr treffend.
Beim 27. Großenhainer Bauermarkt dieses Jahres spielte Heinz-Peter Weigel wieder seine große Rolle, ohne dabei besonders aufzufallen – so wie es sein Markenzeichen ist.