Müller/Farrar

Der Tierschutz: 20 Jahre Arbeit ohne Lobby

Großenhain. 2004 gründete sich der Großenhainer Tierschutzverein in der Mückenschänke. 25 Personen trugen sich als Gründungsmitglieder ein, jetzt sind 59 Personen dabei. Ein Mitglied wohnt in Wilhelmshafen, eins sogar in Österreich.

Jutta Wolff, die Chefin der privaten Pflegestelle des Großenhainer Tierschutzvereins in Lampertswalde mit ihren Pflegekindern Leonie (1.v.l.) und Nadine (2.v.r.), ihrer Enkelin Lara sowie dem Vorsitzenden des Großenhainer Tierschutzvereins Armin Krake.

Jutta Wolff, die Chefin der privaten Pflegestelle des Großenhainer Tierschutzvereins in Lampertswalde mit ihren Pflegekindern Leonie (1.v.l.) und Nadine (2.v.r.), ihrer Enkelin Lara sowie dem Vorsitzenden des Großenhainer Tierschutzvereins Armin Krake.

Bild: Müller

»Deshalb sind wir ein internationaler Verein«, erklärt der Vorsitzende Armin Krake mit etwas Ironie. 2007 bot die Stadt dem Verein Büroräume in der Begegnungsstädte der Stadtverwaltung am Alleegässchen an. Seitdem bieten die Tierschützer dort unter anderem Beratung zur Tierhaltung an. Es existiert auch ein Tierschutztelefon welches 24 Stunden besetzt ist. Dort kann zum Beispiel gemeldet werden, wenn Kühe bei großer Hitze ohne Wasser auf der Weide stehen. In diesen Fällen arbeitet der Tierschutzverein eng mit dem Veterinäramt zusammen.

 

Kastrationspflicht durchsetzen

Bei der Durchsetzung der Kastrationspflicht ist Großenhain dank des Vereins Vorreiter in Deutschland. Vor fünf Jahren konnte die Kastrationspflicht auf dem Großenhainer Stadtgebiet eingeführt werden. Ziel ist es, diese auch in allen anderen Ortsteilen zum Gesetz zu machen. Es gibt nur zwei weitere Städte in Sachsen, welche diese Pflicht umgesetzt haben. Das sind Radeberg und Großschirma. Trotzdem ist das Aufkommen an kleinen Kätzchen noch sehr hoch. Zurzeit ist der Schutz dieser Spezies die Hauptaufgabe der Tierfreunde. Katzen können sich bis zu dreimal im Jahr fortpflanzen. Krake erklärt: »Ohne die Kastration wird unnötig Tierleid erzeugt«. Das ist übrigens auch durch falsche Tierhaltung der Fall. Da werden einfach Tiere ohne das dafür nötige Wissen und ohne Fingerspitzengefühl gekauft. »Noch schlimmer ist die so genannte Qualzucht«, ärgert sich Krake.

 

Beratungsstelle in der Begegnungsstätte

Er meint damit zum Beispiel die Zucht französischer Bulldoggen oder von Scottish Fold, eine spezielle Katzenart. Die Leute brauchen viel mehr Aufklärung darüber. Außerdem muss das Tierschutzgesetz endlich durchgesetzt werden, meint Krake. Tiere werden rechtlich gesehen als Sache behandelt, was nicht dem Tierschutzgesetz entspricht, kritisiert er. Zunehmend zum Problem werden auch junge, unterernährte Igel. »Da leider das Insektensterben immer weiter voranschreitet, finden diese Jungtiere zu wenig Futter und verhungern oft qualvoll«, erklärt der Vorsitzende. Die Arbeit des Vereins läuft eher im Stillen ab, obwohl die Mitglieder bei vielen Veranstaltungen mit Informationsständen präsent sind. Am Cottbuser Bahnhof steht ein Schaukasten, der mit Material des Deutscher Tierschutzvereins bestückt wird. Dort können sich interessierte Bürger über das Wirken des Vereins informieren.

 

Große Jubiläumsparty auf dem Kupferberg

Mitglied im Verein sind unter anderem: Die »Igelkita Dresden und Umland«, der Verein »Zum Nagerglück« Moritzburg, der sich hauptsächlich um Nagetiere, Meerschweinchen und Kaninchen kümmert, außerdem der Tierschutzhof Staatz Blattersleben, ein Gnadenhof vorwiegend für Nutztiere, Pferde, Minischweine, Enten und Hühner bis hin zu Tauben, die Katzenaufzuchtstation Coswig sowie die private Pflegestelle des Vereins in Lampertswalde. Der Großenhainer Tierschutzverein ist Mitglied im Landesverband Sachsen, der im Deutschen Tierschutzbund verankert ist. Unterstützt werden kann der Tierschutzverein durch Geld- und Futterspenden. In der NETTO Filiale im Külz-Viertel steht eine Spendenbox am Eingang. »Unsere Arbeit läuft eher im Verborgenen, wir haben keine Lobby«, ärgert sich der Vorsitzende und meint, dass leider die notwendige Wertschätzung nicht gegeben ist. Auch ist er der Meinung, dass dieses Ehrenamt in Deutschland oft nicht genügend gewürdigt wird, In Großenhain ist das zum Glück nicht der Fall.

Um sich mal richtig vorzustellen, lädt der Großenhainer Tierschutzverein für den 17. August zu einer Geburtstagsparty auf dem Kupferberg. Dort präsentieren die Tierschützer von 12 bis 18 Uhr ihre Arbeit, insbesondere, die der Pflegestellen.

 

Weitere Informationen unter: www.grossenhain-tierschutzverein.de


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