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Spannende Ausstellungen zum 450. Geburtstag von Jacob Böhme im Barockhaus

Görlitz Zum 450. Geburtstag des Görlitzer Philosophen und Mystikers Jacob Böhme widmen die Görlitzer Sammlungen dem wohl bekanntesten Sohn der Stadt zwei Sonderausstellungen im Barockhaus.
Jacob Böhme, Teutonicus, Theo-Philosophus, 1715, Kupferstich von Pieter van Gunst (1659-1732), Görlitzer Sammlungen

Jacob Böhme, Teutonicus, Theo-Philosophus, 1715, Kupferstich von Pieter van Gunst (1659-1732), Görlitzer Sammlungen

Bild: pm/Kai Wenzel

Die beiden Schauen blicken ganz unterschiedlich auf Böhme und sein Wirken – aus kunsthistorischer wie aus kultur- und religionsgeschichtlicher Perspektive. Im Graphischen Kabinett des Barockhauses geht es um »Die Gesichter Jacob Böhmes. Porträts und Illustrationen aus drei Jahrhunderten«. Zwar ist kein authentisches Porträt des 1575 geborenen Mystikers bekannt, doch eine knappe Beschreibung seines Aussehens – überliefert vom schlesischen Dichter Abraham von Franckenberg, der Böhme 1623/24 getroffen hatte – inspirierte seit dem 17. Jahrhundert zahlreiche Künstler zu fiktiven Darstellungen.  „Da alle seine Porträts erst viele Jahre nach seinem Tod entstanden, hatten die Künstler mehr oder weniger freie Hand. Wollten sie in positives Bild vom ihm zeichnen, dann zeigten sie ihn als gut gekleidete und gesund aussehende zentrale Figur der Theosophie. Sollte er hingegen verächtlich gemacht werden, dann führten sie ihn als ausgezehrten und kränklichen fanatischen Schumacher vor“, sagt Kai Wenzel, Kunsthistoriker und Kurator der Ausstellung. Von den rund 30 Jacob Böhme-Porträts, die sich im Bestand des Graphischen Kabinetts befinden, wird ein Großteil in der neuen Schau gezeigt.  Die ältesten Blätter in dieser Ausstellung stammen aus dem Jahr 1686.

Die zweite Aussstellung trägt den Titel »Durch Jacob Böhme zum Seelenheil. Das Archiv der Engelsbruderschaft und sein Weg nach Görlitz«. Darin wird die Geschichte einer besonderen spirituellen Bewegung erzählt, die sich im 17. Jahrhundert intensiv der Verbreitung und Lektüre von Böhmes Schriften verschrieben hatte. Der aus Regensburg stammende Jurist und spätere Mystiker Johann Georg Gichtel sammelte mit Gleichgesinnten Böhmes Werke und gründete in Amsterdam eine religiöse Hausgemeinschaft. Sie selbst bezeichneten sich als Engelsbrüder bzw. Engelsschwestern. Bald wirkten sie auch in Deutschland, Dänemark und der Schweiz. Sie hinterließen ein überaus wertvolles Archiv mit Originalhandschriften Jacob Böhmes, hunderten Büchern und Briefen. Dieses Archiv lagerte verborgen vor der Außenwelt zuletzt in Linz am Rhein. Während des Nationalsozialismus geriet es ins Visier der Gestapo – im Zuge der „Aktion gegen Geheimlehren und sogenannte Geheimwissenschaften“, die Reinhard Heydrich als Chef der Sicherheitspolizei 1941 anordnete. 1943 gelangte der Bestand, in 43 Kisten verpackt, schließlich nach Görlitz. Schon kurz danach wurden diese aber kriegsbedingt an verschiedenen Orten ausgelagert.

Ein umfangreicher, aber nicht vollständiger Bestand der ausgelagerten Sammlung kehrte nach dem Krieg nach Görlitz zurück und wird heute in der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften (OLB) aufbewahrt. Steffen Menzel, Leiter der Bibliothek und Kurator der Ausstellung, schildert: „Weitere Bestände aus dem Linzer Archiv befinden sich heute an den Bibliotheksstandorten Breslau/Wroclaw und Amsterdam. In Wolfenbüttel lagern die wertvollen Manuskripte, Originale der Schriften Jacob Böhmes. Die in der OLB befindliche Sammlung umfasst rund 2.700 Drucke und etwa 5.000 Handschriften. Es ist eine der bedeutendsten Materialsammlungen zur Böhme-Rezeption weltweit.“

Beide Ausstellungen werden am 24. April um 17 Uhr eröffnet und sind bis zum 12. Oktober 2025 zu sehen. Mehr unter: www.goerlitzer-sammlungen.de


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