Constanze Junghanß

Jugendring Oberlausitz schließt Standorte

Niesky, Reichenbach. Der Kinder- und Jugenddachverband muss Insolvenz anmelden. Treffpunkte in Niesky und Reichenbach schlossen, für die ambulante Erziehungshilfe Weißwasser wird nach einer Lösung gesucht.
Am Markt in Reichenbach machten Kinder auf das drohende Ende mit einem Plakat aufmerksam.

Am Markt in Reichenbach machten Kinder auf das drohende Ende mit einem Plakat aufmerksam.

Bild: Constanze Junghanß

Beim Nieskyer Jugendzentrum H.O.L.Z. sind die Türen zu. Das gleiche Bild in Reichenbach: Der Anlaufpunkt für die offene Kinder- und Jugendarbeit auf dem Marktplatz ist dicht.

"Hier ist bald kein Platz mehr für Kinder und Jugendliche", haben die Mädchen und Jungen, die das Angebot jahrelang nutzten, auf das Plakat im Schaufenster geschrieben. Kein Basteln mehr, keine Hausaufgabenhilfe, kein gemeinsames Kochen, kein Treffpunkt: Über den Jugendring Oberlausitz wird in Kürze das Insolvenzverfahren eröffnet. Darüber informiert Vereinsvorsitzende Jana Lübeck. Der Verein steht vor der Auflösung. "Mit großem Bedauern mussten wir diesen Schritt gehen. Es fiel uns wirklich schwer, doch die
finanzielle Last und die Unsicherheiten der Finanzierung unserer Arbeit haben uns zu diesem Entschluss gezwungen", sagt Jana Lübeck.

Der Jugendring ist Dachverband für 50 Vereine im Landkreis. Elf pädagogisch ausgebildete Mitarbeiter und zwei Bufdis kümmerten sich um die mobile Jugendarbeit zwischen Zittau, Görlitz und Niesky bis Weißwasser, hatten mit dem Makerspace und dem H.O.L.Z. Niesky und dem Reichenbacher Standort im ländlichen Raum Angebote von Grafittiworkshops, der Nacht der Jugendkulturen, die Jugenddisco und viele Ferienangebote auf die Beine gestellt. Das bricht nun alles weg und hinterlässt, wie Kinder und Eltern bedauern, eine große Lücke. Auch die ambulante Hilfe zur Erziehung in Weißwasser gehörte mit dazu, wie Jana Lübeck sagt.

Der Jugendring steckte bereits in dem Dilemma, seine Mitarbeiter jedes Jahr zum Jahresende kündigen zu müssen, die dadurch immer kurzzeitig in der Arbeitslosigkeit landeten. Denn wie und wann deren Arbeit und die damit verbundenen Projekte gefördert werden, war jedes Mal ungewiss. "Fehlende Haushalte auf Landesebene und anstehende Kürzungen in der Jugendarbeit auf Landkreisebene haben die Situation soweit verschärft, dass eine Grundlage zur Vorfinanzierung der Arbeit ab 1. Januar komplett fehlte", sagt Jana Lübeck. Dazu kommen finanzielle Verluste in den letzten fünf Jahren, zu wenige Eigenmittel. Eine Sackgasse.

Die Unsicherheit über verbindliche Förderzusagen seitens des Landkreises Görlitz und des Freistaates für das Jahr 2025 und danach sorgten keinesfalls für Planungssicherheit. "Angesichts dieser Herausforderungen sieht der Jugendring Oberlausitz keine andere Möglichkeit, als die Vereinsaktivitäten einzustellen", bedauert Jana Lübeck. In den kommenden Wochen werde "eng mit dem Insolvenzverwalter zusammengearbeitet, um den Prozess transparent und ordnungsgemäß zu gestalten", heißt es in einer Presseerklärung des Jugendrings. Mit den Vereinen will der Jugendring das weitere Vorgehen besprechen. Für die ambulante Hilfen zur Erziehung mit Sitz in Weißwasser hofft Jana Lübeck auf eine Lösung. Die soll so aussehen, dass die Stellen bei einem anderen Träger angesiedelt und damit fortgeführt werden.


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