Gemeindehochzeit auf der Kippe?
Waldhufen und Vierkirchen wollen zu einer Gemeinde verschmelzen. Darum bemühen sich beide Kommunen seit Jahren. Kurz vor Weihnachten, mit Bescheid vom 20. Dezember 2024, genehmigte das Landratsamt Görlitz die Fusion. Die »Hochzeit« sollte zum Jahresbeginn 2025 vollzogen werden. Der Name der neuen Gemeinde: Waldhufen-Vierkirchen. Einwohner hatten zuvor ein Mitspracherecht. Voraus gegangen war dem ein Bürgerentscheid im Sommer des Vorjahres, bei dem sich die Mehrheit der ortsansässigen Bevölkerung für die Fusion aussprach. Auch das Innenministerium erteilte der Gemeindehochzeit jetzt die Genehmigung, wie aus einer Pressemitteilung des Landratsamtes hervorgeht. »Als erstes gilt es nun einen Bürgermeister zu wählen, denn die bisherigen ehrenamtlichen Bürgermeister scheiden mit dem Zusammenschluss zum 31. Dezember 2024 aus ihren Funktionen aus«, informiert Kreissprecherin Melanie Rohn. Bislang lenkten in Vierkirchen Andrea Weise und in Waldhufen Horst Brückner als Bürgermeister die Geschicke ihrer Gemeinden. Brückner war einige Jahre bis 2016 in beiden Orten Bürgermeister. Dem hatte der Freistaat einen Riegel vorgeschoben - die Doppelbesetzung wurde nicht mehr genehmigt.Nun sind die Karten offenbar neu gemischt.
Doch es gibt Kritik an der Gemeindehochzeit und zum Jahresende überschlugen sich die Ereignisse. Carina Dittrich, Bürgermeisterin von Reichenbach, sagt auf Nachfrage: »Wir fühlen uns als Verlierer und sehen uns auf lange Sicht als Grundversorgungszentrum in Gefahr.«
Hintergrund ist, dass Vierkirchen bisher zur Reichenbacher Verwaltungsgemeinschaft (VG) gehörte. Auch die Gemeinde Königshain ist in dieser VG. Vierkirchen steigt aus dem Trio aus und wechselt zum Verband Diehsa, dem Waldhufen bereits angehört. Das beanstandet wiederum Reichenbach. Der Stadtrat hatte sich in der Vergangenheit gegen den Austritt von Vierkirchen ausgesprochen, weil damit eine Schwächung der VG befürchtet wurde. Rund 1600 Einwohner weniger wären das in der bisherigen Gemeinschaft, während der Verband Diehsa diese Einwohnerzahl gewinnt. Zum Vergleich in Zahlen: Künftig würden bei der Fusion zum Verwaltungsverband Diehsa etwa 8000 Einwohner mit Vierkirchen gehören. Im ehemaligen Dreierbündnis sinken die Einwohnerzahlen auf etwa 6000, da nur noch zwei Gemeinden die VG bilden.
Reichenbach hat gegen die Entscheidung des Landkreises zur Gemeindefusion »sofort Widerspruch« eingelegt, wie Carina Dittrich die Wochenkurier-Redaktion informiert und »Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung des Widerspruchs bei der 7. Kammer des Verwaltungsgerichtes Dresden eingereicht.«
Für die Vierkirchener Einwohner bedeute das, dass für sie bis zu einer Entscheidung des Gerichtes weiter das Reichenbacher Rathaus Ansprechpartner sei. Unter anderem sind im Rathaus Einwohnermeldeamt, Standesamt und Ordnungsamt ansässig.