Matthias Stark

Wenn das Leben erwacht

Lausitz. In den Teichgebieten der Oberlausitz kann bereits der Nachwuchs der Graugänse beobachtet werden.

Derzeit lässt sich mit etwas Glück der erste Nachwuchs der Graugänse in der Lausitz beobachten.

Derzeit lässt sich mit etwas Glück der erste Nachwuchs der Graugänse in der Lausitz beobachten.

Bild: Matthias Stark

Mit dem Frühling kehrt Leben in die heimischen Feuchtgebiete und Teiche zurück. Besonders eindrucksvoll ist das bei den Graugänsen zu beobachten. Die größten und wohl bekanntesten Wildgänse Mitteleuropas beginnen jetzt mit der Aufzucht ihres Nachwuchses, ein Schauspiel, das Naturfreunde jedes Jahr aufs Neue begeistert.

Schon im späten Winter lassen sich die ersten Paare auf ihren Brutplätzen nieder. Graugänse sind äußerst standorttreu und kehren oft zu denselben Brutplätzen zurück, an denen sie selbst geschlüpft sind. Viele Paare sind monogam und bleiben ein Leben lang zusammen. Gemeinsam bereiten sie das Nest vor, das meist gut versteckt am Boden in Ufernähe oder auf Inseln liegt. Die Gans legt vier bis sechs Eier, die sie etwa vier Wochen lang bebrütet. Während dieser Zeit bleibt der Ganter in der Nähe, um seine Partnerin und das Nest zu beschützen.

 

Beim ersten Ausflug

 

Mit dem Schlüpfen der Küken beginnt eine der rührendsten Phasen im Jahreslauf der Graugänse. Die flauschigen Gössel, wie die Jungen genannt werden, sind sogenannte Nestflüchter. Kaum geschlüpft, folgen sie ihren Eltern ins Wasser, wo sie sofort beginnen, selbstständig Nahrung zu suchen, kleine Wasserpflanzen, Gräser und Insektenlarven. Doch auch wenn sie selbstständig fressen, sind sie auf den Schutz ihrer Eltern angewiesen. Die Altvögel sind äußerst wachsam, schlagen Alarm bei Gefahr und verteidigen ihre Jungen energisch gegen Feinde wie Füchse, Greifvögel oder Raben.

Im Familienverband ziehen die Graugänse durch die Reviere. Manchmal schließen sich mehrere Familien zu losen Gruppen zusammen. Dabei kann man beobachten, wie die Eltern ihren Nachwuchs mit sanften Lauten lenken oder sie mit erhobenem Hals warnen. Die enge Bindung innerhalb der Familie ist entscheidend für das Überleben der Küken und sie hält oft bis in den Herbst, wenn sich die Jungvögel auf ihre erste Reise in die Winterquartiere begeben.

Graugänse sind nicht nur faszinierende Tiere, sondern auch ein Symbol für die Rückkehr des Lebens im Frühling. Ihre lautstarken Rufe, das emsige Gewusel am Wasser und das tapsige Stolpern der Küken auf ihren ersten Landgängen erinnern uns daran, wie lebendig und schützenswert unsere Natur ist.

Wer jetzt mit wachem Blick in den Lausitzer Teichgebieten unterwegs ist, hat gute Chancen, Zeuge dieses kleinen Naturwunders zu werden. Deshalb lohnt sich derzeit ein Ausflug zu einem der zahlreichen Teiche. Ein Fernglas, ein wenig Geduld und der Frühling zeigt sich von seiner zartesten Seite.


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