Wo sind die Vögel?
Eine Frage, die viele Tierliebhaber momentan sehr beschäftigt: Wo sind die heimischen Vögel? Wurden vor ein paar Jahren noch große Schwärme von Meisen, Sperlingen und Grünfinken beobachtet, bleiben seit ein paar Monaten viele Futterstellen in der Region nahezu unberührt.
Naturschützer schlagen Alarm
»Ich bin wirklich traurig. Ich beobachte seit Jahren Vögel gern am Fenster und habe einige Futterstellen eingerichtet. Aber es kommt jetzt kaum noch ein Vogel. Zwischendurch habe ich sogar die Futtersorten gewechselt, aber auch das hat nichts genutzt«, meint Gertrud Becker.
Axel Hettig kennt das Problem. Der 57-Jährige ist seit mehreren Jahrzehnten als ehrenamtlicher Naturschutzhelfer tätig. Als Mitglied in der NABU-Ortsgruppe Hoyerswerda ist der Hoyerswerdaer auch als Nistkasten-Betreuer aktiv.
Menschengemachte Probleme
Die Ursachen des Vogelrückgangs seien bereits 1849 durch eine Verminderung der Vögel in der Mitte von Deutschland festgestellt worden. Das liege zum einen an der Intensivierung der Landwirtschaft, Monokulturen und dem Einsatz von Insektiziden und Pestiziden, mangelnder blühender Brachflächen, starke Bebauung in den Städten und das mehrfache Mähen von Grünflächen und Wiesen. »Dadurch ist keine Blütenbildung von Blumen und Gräsern möglich, die ja Nahrungsgrundlage vieler Insekten sind. Demzufolge ist auch ein Rückgang von Insekten und damit eine mangelnde Futterquelle für Vögel zu beobachten«, erklärt Axel Hettig.
Seit dem 18. Jahrhundert seien insgesamt betrachtet 80 % weniger Vögel in Deutschland beobachtet worden. Damit habe der in Fachkreisen bezeichnete so genannte »Leise Frühling« längst Einzug gehalten. Der »Stumme Frühling« stehe nun kurz bevor. Von 268 Brutvogelarten in Deutschland seien zehn bereits ausgestorben, 141 nehmen im Bestand ab, 44 sind in etwa stabil. Über 70 Arten hätten erfreulicherweise wieder zugenommen.
Vom Rückgang am stärksten betroffen sind der Kiebitz, Schwalben, Feldlerche und Stare. »Der traurige Rekordhalter ist das Rebhuhn mit einer Abnahme von 95 % seit 1950. Diese Art steht also kurz vor dem Aussterben. Dies wird alles von Menschenhand herbeigeführt, was wir der Natur über Jahrzehnte angetan haben. Es wird höchste Zeit etwas daran zu ändern«, so Axel Hettig. Seien Vögel doch beispielsweise auch ein wichtiges Bindeglied in der Schädlingsbekämpfung bei Obstbäumen.
Wie jeder helfen kann
Axel Hettig rät dazu, auf Balkons und in Gärten Nisthilfen und blühende Wiesenbereiche anzulegen sowie ganzjährige Futterstellen einzurichten, um Insekten und Vögeln bei ihrer Arterhaltung weiterhelfen zu können. Neben Fertigfutter aus dem Handel können auch Haferflocken angeboten werden.
Weitere Informationen sind auch auf der Internetseite des NABU Deutschland zu finden, der in diesem Jahr übrigens den Hausrotschwanz zum Vogel des Jahres gekürt hat. Diese Art gilt momentan als stabil. Als einer der ersten Sänger beginnt er über eine Stunde vor Sonnenaufgang und ist bis nach der Abenddämmerung zu hören. Der Jahresvogel ist recht anspruchslos und liebt es steinig, trocken und warm.
Diese Bedingungen sind für andere Vogelarten nicht ideal. Um ihnen eine Unterstützung anzubieten, baut Axel Hettig Vogelbehausungen aus Fichtenholz, Nägeln und Dachpappe. Als Nistkastenbetreuer kümmert sich der Hoyerswerdaer auf dem Waldfriedhof in Kühnicht um 25 Behausungen. Er hofft wie jedes Jahr auf einen schnellen Einzug von Meisen, Gartenrotschwänzen und Trauerschnäppern. Letztgenannter ist auch vom Aussterben bedroht.
Axel Hettig wird zukünftig ein weiteres Revier betreuen, um der Vogelwelt noch mehr Unterstützung anbieten zu können. »Zur Zeit bin ich in meiner Werkstatt damit beschäftigt, neue Nistkästen für den Bröthener Ziegelteich zu bauen. Dort sollen rings um den Uferbereich etwa 20 Behausungen angebracht werden.«
Mitmachen bei Stunde der Gartenvögel
Einen kleinen Beitrag zum Naturschutz kann jeder übrigens bei der Aktion »Die Stunde der Gartenvögel« leisten, um die Artenvielfalt zu dokumentieren. Wie das geht? Ganz einfach: Einfach einen Platz am Fenster, auf dem Balkon, im Park oder im Garten suchen und eine Stunde lang beobachten, was so vorbeifliegt. Von jeder Vogelart wird die höchste Anzahl notiert und an den NABU in Berlin übermittelt.
Der Naturschutzbund Deutschland lädt vom 9. bis 11. Mai zur Stunde der Gartenvögel ein. Mehr Infos unter www.nabu.de

Die jüngere Generation

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Erfolgreiche Spendenaktion: 1.000 Euro für soziale und kulturelle Projekte
