

Hoyerswerda ist im Strukturwandel und der besteht aus mehr als nur dem Kohleausstieg, sagt Bürgermeister Mirko Pink auf einer Pressekonferenz im Rathaus. Weil die Jahrgänge der Babyboomer langsam in Rente gehen, sind viele Arbeitsplätze nachzubesetzen. Und das betrifft in der Stadt vor allem das Gesundheits- und Sozialwesen, denn in dem Bereich arbeiten mehr als 25 Prozent der Beschäftigten.
Deshalb sollen Hoyerswerdaer Schüler aller Schulzweige ab Klasse 7 rechtzeitig erfahren, welche vielfältigen Berufe von den Akteuren im lokalen Gesundheitssystem ausgebildet werden.
Zehn Firmen und berufsbildende Einrichtungen des neuen lokal-regionalen Netzwerkes »Zukunftsfeld Gesundheit« informieren die Jugendlichen seit Jahresbeginn über einschlägige Ausbildungsmöglichkeiten, erklärt Mirko Pink. Die Netzwerkpartner wollen die zukunftsweisende Bildungsarbeit der Schulen noch enger als bisher mit den Anforderungen des Gesundheitswesens an künftige Azubis verknüpfen. Schüler sollen, wenn möglich, gemeinsam organisierte Praxistage und Praktika in der Pflege erleben, um Lust auf das Erlernen moderner, krisensicherer Gesundheitsberufe zu bekommen, sagt die Pflegedirektorin des Lausitzer Seenland Klinikums (LSK), Birgit Wolthusen. Ihr Unternehmen bildet Pflegefachleute aus und bietet duale Studiengänge für Abiturienten an.
Am Beruflichen Schulzentrum »Konrad Zuse« erlernen Hauptschüler den Beruf des Krankenpflegehelfers und an der Hoy-Reha werden Physiotherapeuten ausgebildet. Hoyerswerda bietet im Zukunftsfeld Gesundheit noch mehr Möglichkeiten.
LSK-Geschäftsführerin Juliane Kirfe berichtet, dass sie inzwischen mindestens 30 Fachkräfte pro Jahr in die Rente verabschiedet, Tendenz steigend. Deshalb verdoppelt das Klinikum die Ausbildungskapazität und beschäftigt Arbeitskräfte aus Brasilien. Bald kommen auch junge Leute aus Vietnam dazu.
Die AWO Lausitz gehört ebenfalls zum Netzwerk »Zukunftsfeld Gesundheit« und kämpft aktuell mit Schwierigkeiten. Bei der AWO wollen kaum Jugendliche Pflegefachmann/-frau lernen und einige brechen die Ausbildung ab, sagt der Fachbereichsleiter Pflege, Torsten Bessert. Deshalb setze man auch hier jetzt auf Pflegeschüler aus Vietnam. Dazu ist die Unterstützung beim Erwerb der deutschen Sprache Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Ausbildung. Aber Schüler der Oberschule Hoyerswerda besuchen die AWO Lausitz ebenfalls regelmäßig, um die Pflege älterer Menschen kennenzulernen und vielleicht später Azubi zu werden.
Bisher gibt es viele Hefte zur Berufsorientierung von verschiedenen Anbietern, die auch über Ausbildungen in der Pflege und im Gesundheitswesen informieren, doch eine Zusammenstellung aller Angebote in Hoyerswerda in einem Heft gibt es noch nicht, sagt BSZ-Leiterin Kathleen Stephan. So könnten Schüler einen guten Überblick über die vielen Ausbildungsmöglichkeiten in der Heimat erhalten. Ihre Berufsorientierung im Sektor Gesundheit und Pflege würde sich verbessern und vielleicht bleiben einige nach dem Schulabschluss hier.
Mirko Pink spricht über weitere wichtige berufliche Bereiche für Hoyerswerda, die die Stadtverwaltung ähnlich wie das Netzwerk »Zukunftsfeld Gesundheit« mit einer Fachkraft aus dem Stark-Team unterstützen will. Die Weiterbewilligung von Geldern für diese angestellten Mitarbeiter ist zumindest positiv signalisiert und eine zusätzliche Person könnte die künftigen Netzwerke für die Zukunftsfelder Forschung und lebenslange Bildung für alle Menschen, neue Energiewirtschaft, modernes Wohnen in der Platte sowie verschiedene Formen des Gesundheits-, Tagungs-, Erlebnis- und Bildungstourismus übernehmen.