Silke Richter

Wenn Hunde am Glücksrad drehen

Hoyerswerda. Die erste Ausbildungseinheit für Therapiehelfer ist beendet. Die ersten Schüler haben den Test bestanden und können nun zum Einsatz kommen. Der nächste Kurs steht bereits in den Startlöchern.
So kann es aussehen, wenn Hunde als Therapiebegleiter zum Einsatz kommen.

So kann es aussehen, wenn Hunde als Therapiebegleiter zum Einsatz kommen.

Bild: Silke Richter

Irgendetwas stimmt mit Kafka nicht. Der Rüde sucht die Nähe seiner Besitzerin und winselt leise. Silvana Schowtka nimmt ihren Hund vorsorglich aus der Situation raus und bringt ihn in seinen sicheren Rückzugsort, während die anderen beiden Hunde auf ihren Einsatz warten. Später wird sich herausstellen, dass der Rüde am Tag der Prüfungsvorbereitung Bauchschmerzen hatte. Monika Richter freut sich, dass Silvana Schowtka ihren Hund so gut »lesen« kann. »Das ist eine Grundvoraussetzung, um eine Ausbildung zum Therapiebegleithund machen zu können. Wer die Körpersprache seines Hundes nicht versteht, kommt hier nicht weit«, erklärt Monika Richter. Die 34-Jährige ist Hundeerzieherin, Verhaltensberaterin, ehemalige Diensthundeführerin, begeisterte Hundesportlerin und Leiterin der Hundeschule CaniCampus in Jannowitz bei Ruhland. Zudem absolvierte sie die Zertifizierung, um Therapiebegleithundeteams und zukünftig auch deren Trainer ausbilden zu können.

 

Vor der Ausbildung steht ein Eignungstest

Im vergangenen Frühjahr begann unter ihrer Leitung und der ihrer Kollegin Jemima Pfefferle die erste zertifizierte Ausbildung für Fachkräfte aus dem pädagogischen und medizinischen Bereich sowie Privatpersonen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen.

Das Ziel: Der Einsatz von Hunden in Kinder-, Senioren- oder Hospizeinrichtungen sowie in Schulen als Therapiehelfer. So gibt es beispielsweise die Spezialisierungen als Schul-, Besuchs-, Vorlese-, und Krippenhund. Freilich nur unter bestimmten Voraussetzungen. Zum einen sei nicht jeder Hund dafür geeignet. So müssen diese Tiere beispielsweise auch unkontrollierte Berührungen, wie spastisches Zugreifen, tolerieren und aushalten können. Deshalb ist auch der Eignungstest so wichtig. Zum anderen sollten die Hundebesitzer sich mit der gesamten Materie gut auskennen. Und das möglichst in allen Richtungen, erklärt Monika Schulze, die jüngst einer Interessierten eine Absage erteilen musste. Jene Frau wollte mit ihrem Hund den Schritt in die Selbständigkeit gehen und als Therapiehelfer ihren Lebensunterhalt damit verdienen. »Das musste ich ihr ausreden. Denn glücklicherweise gibt es tierschutzrelevante Kriterien und die heißen nun mal, dass Hunde nur eine gewisse Zeit diese Arbeit verrichten dürfen, damit sie keinen Schaden nehmen.«

 

In sieben Monaten zum Therapiehelfer

Die Ausbildung dauert sieben Monate, ist in Kooperation mit dem MGH Bernsdorf entstanden und begann für vier Teilnehmer im Juni 2024. Der Unterricht gliedert sich in verschiedene Module, beginnt mit einem Eignungstest, gefolgt von Präsenzunterricht im MGH Bernsdorf, Selbststudium, dem Schreiben einer Facharbeit sowie einer praktischen Prüfung. Die Kosten beliefen sich auf 2.100 Euro. Die zukünftigen Therapiehelfer lernten wichtige Dinge über hundegestützte Pädagogik und Therapie. »Ich habe die Ausbildung unterschätzt. Wir haben so viel gelernt und ich habe ja ohne Vorkenntnisse die Schulung begonnen. Aber ich bin auch stolz, es bis hierher geschafft zu haben. Ich gehe mit einem guten Gefühl in die Prüfung. Sehr aufgeregt bin ich trotzdem«, erzählt Silvana Schowtka.

 

Vorbereitung auf die Abschlussprüfung

Mittlerweile hat sich Kafka wieder etwas beruhigt und die anderen zwei Teilnehmerinnen bereiten sich auf ihre erste größere Praxiseinheit vor, die der Vorbereitung auf den Abschlusstest dient. Dafür dürfen die Frauen mit ihren Hunden in der AWO-Tageseinrichtung in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße einen Probeeinsatz unter realistischen Bedingungen absolvieren. Gespannt warten die Mädchen und Jungen auf die Hunde. Dann ist es endlich so weit. Spielerisch werden gemeinsam verschiedene Aufgaben erfüllt, bei denen die Vierbeiner beispielsweise mit der Schnauze einen Würfel von der Hand stupsen oder mit der Pfote an einem Glücksrad drehen. Dafür gibt es keine Punkte, sondern Leckerlies, die die Kinder den Hunden geben dürfen.

Diese letzte Praxiseinheit sei sehr gut gelaufen, zeigte sich Monika Richter sehr zufrieden. Glücklich ist auch Silvana Schowtka, die nur ein paar Tage später mit Kafka die Prüfung bestanden hat und sich auf ihre zukünftigen Einsätze freut. Die 36-Jährige studiert momentan Soziale Arbeit und möchte als Therapiehelferin im Palliativ-Bereich ergänzend tätig sein.

 

Nächster Kurs beginnt im Januar

»Unser Ziel ist es, den Menschen nahezubringen, wie viel schöne, positive und magische Auswirkungen die tiergestütze Arbeit mit Hund auf die Betroffenen hat. Und wir möchten für die Region etwas tun, einen sozialen Mehrwert schaffen und ein Netzwerk aufbauen. Aber immer auch mit dem wesentlichen Blick auf die Hunde, damit es ihnen gut geht. Dieses Projekt ist für uns eine Herzensangelegenheit«, so Monika Richter.

Der nächste Kurs für hundegestützte Pädagogik und Therapie ist bereits in Planung und beginnt am 11. Januar 2025.

 

Kontakt: 0162/ 5100360, canicampus@web.de


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