Rainer Könen

»Wir zeigen, dass das eine coole Stadt ist«

Kamenz. Auf Meisterschaften und Showevents begeistern die Tänzer von »Kamenz can Dance«. Seit der Coronazeit wollen viele Kids dort mitmachen. Zu viele. Die Folge: ein Aufnahmestopp.

Der letzte Erfolg des Vereins liegt noch nicht lange zurück. Anfang April 2025 rockten Tanzgruppen von »Kamenz can dance« die Dresdner Messehalle, wo sie am größten Tanzpokalevent Ostdeutschlands für Hip-Hop und Showdance teilnahmen und mehrere vordere Plätze belegten. Und damit wieder den konkurrierenden Tanzkompagnien aus den Großstädten zeigten, dass eine Kleinstadt wie Kamenz »ein lebendige Tanzszene hat«, wie das Mario Steinmetz beschreibt, der zu den Mitbegründern des Klubs gehört. Seit 2010 gibt es den Verein, seitdem hat der 56-jährige Klubchef die Hip-Hop-Kultur in der Stadt sozusagen salonfähig gemacht. Was nicht zuletzt auch mit den überregionalen Auftritten zusammenhängt. Ob bei Ostdeutschen Hip-Hop-Meisterschaften, wie zuletzt beim DDP-Cup in Dresden oder auf den Tanzshows in der Region, die jungen Tänzer von »kaysiedi« (KcD) sorgen überall, wo sie auftreten, für wahre Begeisterungsstürme, machen Lust aufs Tanzen.

Auftritte am Festwochenende

Wer sich im Breakdance, Hip-Hop oder Showdance versuchen will, ist im 2018 eröffneten Tanzhaus am Bönischplatz an der richtigen Adresse. In elf Tanzgruppen sowie drei Lerngruppen vermitteln sechs Trainer den rund 275 Mitgliedern nicht nur akrobatisch-rasante Tanzchoreographien, sondern dazu noch ein Wertesystem. Dazu gehören neben Toleranz und Respekt auch Verlässlichkeit und Wertschätzung. »Die bilden den Rahmen unseres Klublebens«, so Mario Steinmetz. Seit etlichen Jahren ist der Verein in Stadt und Land, man könnte fast sagen, omnipräsent. Heißt: Kein Fest, keine Feier, ohne einen Act der Kamenzer Tanzcrews. Logisch, dass sich der Verein auch beim diesjährigen 800. Stadtgeburtstag präsentieren wird. Auf die Auftritte am Festwochenende vom 16. bis 18. Mai freuen sich die Klubmitglieder schon. Und danach, so Steinmetz, wird es so sein, wie so oft nach den Auftritten der Tänzer. Da »wollen dann viele bei uns mitmachen«, so der 56-Jährige. Was den Verein eigentlich freuen sollte. Tut es ja im Prinzip auch. Ist es doch gewissermaßen auch eine Wertschätzung, die man dem Verein, den Mitarbeitern, der dort geleisteten Trainingsarbeit entgegenbringt. Allerdings: weil alle Kurse seit geraumer Zeit belegt sind, zog der Verein im vergangenen Jahr die Reißleine, verhängte einen Aufnahmestopp. Auf einer Warteliste stehen aktuell rund 70 Interessenten. »Ist eine schwierige Situation für uns«, meint Mario Steinmetz. Aber man wolle einfach keine überfüllten Kurse, so Steinmetz. Da leide sonst die Qualität der Tanzausbildung. Wer einen Platz in einem der Kurse möchte, der braucht vor allem eines: eine Menge Geduld.

Tanzen steht im Mittelpunkt

Hip-Hop und Breakdance haben das Leben des gebürtigen Cottbusers seit frühester Jugend geprägt. Mit zwölf Jahren begann er damit. Seitdem »hat mich das nicht mehr losgelassen«, erzählt Steinmetz. 1982 gründete er in Cottbus erstmals eine Breakdance-Gruppe. Für den gelernten Tischler, der nach der Wende im Einzelhandel tätig war, stand und steht das Tanzen im Mittelpunkt seines Lebens. Es ist seine große Passion. Als er vor etlichen Jahren nach Kamenz kam, wusste er nicht, ob es in der Stadt eine Tanzszene gab. Was tat er? Er organisierte ein Tanzcasting und staunte über die Resonanz: »Über 70 junge Leute kamen damals.« Da stand für ihn fest, dass man dieses kreative Bewegungspotential bündeln müsse: in einem Verein. Steinmetz weist immer wieder darauf hin, dass »die Stadt jungen Leuten was zu bieten, wir hier eine tolle Tanzkultur haben«. Oder anders ausgedrückt: »Ich finde, das Kamenz eine coole Stadt ist.« An rund 25 Wochenenden im Jahr sind seine Tanzcrews unterwegs. Inszenieren auch eigene Theaterstücke, machen bei überregionalen Wettbewerben mit, werden gelegentlich zu TV-Shows eingeladen, wo sie mit ihren mitreißenden Tanzvorführungen so sehr begeistern, das manch einer Lust bekommt, die Stadt zu besuchen, die eine solche lebendige Tanzszene hat.

Weitere Infos zum Verein auf www.kamenz-can-dance.de


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