Katrin Demczenko

Was wird aus der leergezogenen Oberschule?

Hoyerswerda. Hoyerswerda steckt mitten im Wandel, wie die Erneuerungen am Wasserwerk und am Lausitzbad zeigen. Für andere Plätze, wie die Brache an der ehemaligen Neustadt-Oberschule, müssen noch sinnvolle Nachnutzungen gefunden werden, weshalb es dort vor wenigen Tagen den ersten Bürgerworkshop »NewCityConcepts« gegeben hat.

Auf dem Hof der ehemaligen Schule am Planetarium tauschten sich die Workshop-Teilnehmer über Ideen für den Standort aus.

Auf dem Hof der ehemaligen Schule am Planetarium tauschten sich die Workshop-Teilnehmer über Ideen für den Standort aus.

Bild: Katrin Demczenko

Den weltweiten Klimawandel aufzuhalten erfordert, das Leben in allen Städten hin zum klimaneutralen Wirtschaften in lokalen Kreisläufen zu verändern, erklärte der bedeutende Siedlungsökologe Prof. Dr. Ekhard Hahn auf der Veranstaltung. EcoCity heißt sein Modell, wie Menschen künftig in Städten leben sollen. Bis zu diesem Ziel sind auch in Hoyerswerda noch viele Veränderungen nötig. Das Strukturwandel-Team der Stadtverwaltung, das Lausitzer Technologiezentrum (Lautech) und die Mitmachstadt organisieren diese Umgestaltung schon.

 

Ein Ort für nachhaltige Stadtentwicklung

Für die Stadt erklärte Sarah Stötzner das »NewCityConcept«: Die Neustadt-Oberschule soll als Eco-Station Lehr- und Lernort für nachhaltige Stadtentwicklung werden. Das Gelände rundum werde nach ökologischen Gesichtspunkten ein Naturraum. An der Entwicklung dieser Gestaltungsidee sind Wissenschaftler von der Außenstelle der United Nation University Flores in Weißwasser, vom Interdisziplinären Zentrum für transformativen Stadtumbau (IZS) Görlitz und dem Institut für Landschaftsarchitektur der TU Dresden beteiligt.

Der Leiter des IZS, Prof. Dr. Ing. Robert Knippschild, und seine Kollegen besprachen mit den Workshop-Teilnehmern die Zukunft des Schulhauses. Die studierte Architektin Stefanie Hofmann, die in Hoyerswerda großgeworden ist, kann sich dort die Vermittlung von Wissen zum Gärtnern in Innenstädten (Urban Gardening) oder zum Begrünen von Dachflächen vorstellen. Über die Volkshochschule könnten Erwachsene eingebunden werden. Wenn in einigen Schulräumen Schlafplätze für Gruppen entstehen würden, hätten auch Schüler aus anderen Orten hier ein Ziel für Wandertage. Der nahe Bahnhof garantiere dem Gelände eine gute Erreichbarkeit. Marco Bloch vom Strukturwandel-Team möchte das Foucault-Gymnasium als Klimaschule ansprechen. Wenn Schüler den Freiraum punktuell mit Azubis aus dem Garten- und Landschaftsbau gestalten könnten, bringe das der Branche vielleicht neue Aufmerksamkeit.

Auf dem Schulhof erklärten Wissenschaftler den Workshop-Teilnehmern das Vertical Farming und Urban Gardening. Dabei sollen in wohnortnahen Gemeinschaftsgärten vor allem Nutzpflanzen kultiviert werden. So entstehen lokale Lebensmittelkreisläufe fast ohne CO2-Ausstoß. Die Hoyerswerdaer sehen den Freiraum an der Schule naturnah gestaltet und wollen ihn auch in der Freizeit mit Nachbarn nutzen.

 

Auch für das Planetarium wird eine Nachnutzung gesucht

Im Planetarium moderierte Lautech-Geschäftsführerin Kathrin Schlesinger Gespräche, denn auch das Gebäude wird nach dem Auszug des Astronomischen Vereins leer stehen. Die Hobbyastronomen ziehen mit ihrer Technik in das Neustadtforum, das bald aus dem Jugendclubhaus »Ossi« entsteht.

Die Workshopteilnehmer wollen die Geschichte des Ortes der Jugend vermitteln. Bei Kindergeburtstagen sollen die Jüngsten zum Beispiel experimentierend die Natur entdecken. Eine Gaststätte oder ein Proben- und Auftrittsraum für einen neu zu gründenden Nachbarschaftschor sind andere Ideen.

Für Stadtführerin Konstanze Niemz ist der Workshop wichtig, »weil er ökonomische, ökologische, soziologische und kulturelle Belange von Hoyerswerda in einem Konzept zusammenführt.« Die Planung der Bebauung im Wohnkomplex (WK) IX und das Schicksal der leergezogenen Gebäude im WKI sollten vor dem Hintergrund des »NewCityConcepts« neu betrachtet werden, verlangt die Knappenroderin. Olaf Winkler von der Mitmachstadt regt an, dass alle Stadtakteure unter dem »NewCityConcept« zusammenarbeiten.


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