Manuela Dietze

Sprachlotsen in unsicherem Fahrwasser

Bautzen. Bautzen soll ein Ort sein, an dem sich alle Menschen willkommen fühlen und dazugehören. Mit den Angeboten des Vereins Willkommen in Bautzen e.V. konnte schon manche Integration gelingen. Diese wichtige gesellschaftliche Arbeit ist nun aber in Gefahr.
Der Verein Willkommen in Bautzen ist Treffpunkt und Anlaufstelle für viele Migranten.

Der Verein Willkommen in Bautzen ist Treffpunkt und Anlaufstelle für viele Migranten.

Bild: Verein

»Es gibt keine Mittel, auf die wir verlässlich zurückgreifen können. Wir müssen uns immer kümmern, eigentlich mit jedem Jahreswechsel«, erzählt Astrid Riechmann, Geschäftsführerin des Vereins Willkommen in Bautzen. »Der Verein ist Träger der Sprach- und Integrationsmittlung im Landkreis Bautzen. Der Sprachmittlerservice ist vom Kreis gewünscht und wird auch von verschiedenen Ämtern bei Nutzung bezahlt, aber diese Arbeit muss koordiniert werden. Für diese Koordinationsstelle fehlt das Geld. Wir können noch den Januar finanzieren, wenn wir ab Februar kein Geld bekommen, dann wissen wir nicht weiter«, schildert Astrid Riechmann die aktuelle Situation.

Vier Mitarbeiter, die sich 1,5 Vollzeitstellen teilen, müssen bezahlt werden. Die Stadt Bautzen sichert über eine Stiftung die Mittel für die Mietzahlungen in der Schülerstraße, auch das könnte der Verein nicht leisten. Im Moment werden Gespräche geführt, ob die Mitarbeiter vorübergehend auf ihren Lohn verzichten können, damit wenigstens die Sozialabgaben gezahlt werden können. Eine untragbare Situation.

Darüber hinaus wird die Arbeit von Ehrenamtlichen geleistet. Die Deutschkurse sind voll belegt, es gibt nur ehrenamtliche Kursleiter. Die Beratung in arabischer Sprache kann nicht wie gewohnt weitergehen. Nur noch an drei Tagen in der Woche beraten Ehrenamtliche und helfen beim Ausfüllen von Anträgen, übersetzen amtliche Schreiben und Briefe.

 

Wie es künftig weitergehen könnte

Um geordnet weiterarbeiten zu können, benötigt der Verein die verbindliche Zusage, dass die Gelder zuverlässig fließen und wann das erfolgen wird. Geklärt werden müsste ebenfalls, ob das Projekt Sprachmittlerservice weiter gefördert und unterstützt wird. Eine Vorfinanzierung wurde vom Landkreis abgelehnt. Dabei wird der Dienst zum Teil finanziert, durch Bezahlung von Pflichtaufgaben zur Integration, wie in Kindergärten, Schulen und Ämtern. Weiter benötigte Begleitungen, zum Beispiel bei Arztterminen oder Ämtern, sowie Übersetzungen von Zeugnissen und amtlichen Briefen müssen privat bezahlt werden. Dabei sind Sprachmittler keine geprüften Dolmetscher, dementsprechend muss das Honorar angepasst werden, auch um nicht geschäftsschädigend für professionelle Übersetzer zu arbeiten. Die Kosten mussten in diesem Jahr aufgrund der prekären finanziellen Situation von 28 auf 40 Euro pro Stunde erhöht werden. Bei 25 Prozent privaten Einsätzen könnten diese Mehreinnahmen helfen, aber wie oft kann sich das ein Bürgergeldempfänger leisten?

Seit die Stelle der Ausländerbeauftragten im Landkreis Bautzen abgeschafft wurde, fehlt die zentrale Anlaufstelle für die hier lebenden Ausländer. Umso wichtiger ist die vermittelnde und beratende Arbeit von Willkommen in Bautzen. Dafür wünscht sich die Geschäftsführerin mehr Unterstützung durch das Landratsamt. Schließlich trägt die Arbeit des Vereins auch zur Beschleunigung von Verwaltungshandeln bei.

Bei allen Querelen ums Geld, für Astrid Riechmann ist es eine Herzensangelegenheit, Menschen verschiedener Nationalitäten zur Seite zu stehen, sie an die Hand zu nehmen, zu begleiten. Trotz aller Sorgen und Probleme bleibt sie optimistisch: »In diesem Jahr gibt es unseren Verein schon zehn Jahre. Dieses Jubiläum werden wir feiern, egal wie.«


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