Silke Richter

Premiere auf vier Pfoten

Bernsdorf. Im Mehrgenerationenhaus findet erstmals eine Schulung statt, bei der Hunde und ihre Menschen unter anderem zu Therapiehelfern ausgebildet werden.

Monika Schulze mit ihrer Hündin Matilda.

Monika Schulze mit ihrer Hündin Matilda.

Bild: Silke Richter

Kaum hat Matilda den Raum betreten, sind alle Augen auf die belgische Schäferhündin gerichtet. Allein ihre Anwesenheit sorgt für eine entspannte Wohlfühlatmosphäre. Matilda gehört zur Rasse der Malinois und lebt in der Familie von Monika Schulze. Die 34-Jährige ist Hundeerzieherin und Verhaltensberaterin, ehemalige Diensthundeführerin, begeisterte Hundesportlerin und Leiterin der Hundeschule CaniCampus in Jannowitz bei Ruhland.

 

Von persönlichen Erfahrungen zur professionellen Ausbildung

Die Hermsdorferin weiß um die positive Wirkung, wenn Hunde den Alltag bereichern. Ein Erlebnis aus ihrer eigenen Familie hat sie dabei besonders geprägt. Ihre Schwester war an Krebs erkrankt und infolgedessen kümmerte sich Monika Schulze um ihre damals vierjährige Nichte. Es sei erstaunlich und auch ganz wunderbar gewesen, beobachten und spüren zu dürfen, wie der Stresslevel bei ihrer Nichte gesunken ist, wenn ihr Hund Lennox mit anwesend gewesen sei. Er habe das kleine Mädchen aufmuntern und auch beruhigen können. Zudem sei der Rüde ein wunderbares Bindeglied zwischen den Angehörigen gewesen, berichtet Monika Schulze aus ihren Erfahrungswerten.

 

Die Bedeutung von Therapiehunden

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die Anwesenheit und Berührung von Hunden dazu führen, dass beim Menschen Oxytocin ausgeschüttet wird. Der produzierte Botenstoff wird auch als Kuschelhormon bezeichnet, welches bei der Geburt eines Kindes, bei der Wundheilung oder bei positiven Bindungsverhalten freigesetzt wird. So reifte die Idee, für Fachkräfte aus dem pädagogischen und medizinischen Bereich sowie Privatpersonen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, in der Region eine zertifizierte Ausbildungsmöglichkeit zu schaffen, um Hunde in Kinder-, Senioren- oder Hospizeinrichtungen sowie in Schulen als Therapiehelfer einsetzen zu können. So gibt es beispielsweise die Spezialisierungen als Schul-, Besuchs-, Vorlese-, und Krippenhund. Freilich nur unter bestimmten Voraussetzungen. »Zum einen ist nicht jeder Hund dafür geeignet. So müssen diese Tiere beispielsweise auch unkontrollierte Berührungen wie spastisches Zugreifen tolerieren und aushalten können. Deshalb ist auch der Eignungstest so wichtig. Zum anderen sollten die Hundebesitzer sich mit der gesamten Materie gut auskennen. Und das möglichst in allen Richtungen«, erklärt Monika Schulze.

 

Ein Netzwerk für tiergestützte Therapie

Um eine fundierte und qualitativ hochwertige Ausbildung von geeigneten Mensch-Hund-Teams in der Region Bernsdorf, dem Lausitzer Seenland sowie in den Regionen Oberspreewald-Lausitz und im Elbe-Elster-Kreis in Südbrandenburg anbieten zu können, haben Monika Schulze in Kooperation mit ihrer Kollegin Jemima Pfefferle, die eine Hundeschule im Landkreis Heilbronn betreibt, so einiges investiert. Vor allem Zeit, Aufwand, Engagement und viel Herzblut.

Monika Schulze absolvierte an der Akademie für angewandte Tierpsychologie und Tierverhaltenstraining (ATN) die Zertifizierung, um Therapiebegleithundeteams und ab dem kommenden Jahr auch deren Trainer ausbilden zu können. Die 37-jährige Jemima Pfefferle nimmt mit ihren Hunden an einer Zusatzausbildung im Bereich der Therapiebegleithundeausbildung in der Fachrichtung Schule und Demenz teil.

 

Die Ausbildung zum Therapiebegleithund: Ablauf und Ziele

Ab Juni dieses Jahres startet der erste Kurs im Mehrgenerationenhaus in Bernsdorf. Die Ausbildung dauert sieben Monate, gliedert sich in verschiedene Module, beginnt mit einem Eignungstest, gefolgt von Präsenzunterricht im MGH Bernsdorf, Selbststudium, dem Schreiben einer Facharbeit sowie einer praktischen Prüfung. Die Kosten belaufen sich auf 2.100 Euro. Erste Interessierte hätten bereits Interesse signalisiert, so Monika Schulze. Zudem sei man noch auf der Suche nach geeigneten Praxispartnern für die Ausbildung.

»Unser Ziel ist es, den Menschen nahe zu bringen, wie viel schöne, positive und magische Auswirkungen die tiergestütze Arbeit mit Hund auf die Betroffenen hat. Und wir möchten für die Region etwas tun, einen sozialen Mehrwert schaffen und ein Netzwerk aufbauen. Dieses Projekt ist für uns eine Herzensangelegenheit.«

 

Kontakt: 0162/ 5100360, canicampus@web.de


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