Oberlausitzer Politiker fordern: Die Bahnelektrifizierung muss kommen
Werden die Weichen für die Bahnelektrifizierung am Bahnhof Bischofswerda gestellt? Vergangenen Mittwochnachmittag trafen sich zumindest zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft in Bischofswerda, um einer klaren Forderung nachzugehen: In einem offenen Brief, der an den Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing adressiert ist, soll nun die Elektrifizierung der Bahnstrecken Dresden-Görlitz sowie Dresden-Zittau angegangen werden. Dies sei, wie der bereits geforderte Ausbau der Bundesautobahn 4 zwischen Dresden und Görlitz, im Sinne des Strukturwandels für die Oberlausitz ebenso überlebenswichtig, erklärt der Initiator der Veranstaltung und Oberbürgermeister der Stadt Bischofswerda, Prof. Dr. Holm Große, den anwesenden Medienvertretern.
Bahnelektrifizierung: Was ist bisher passiert?
Im Jahr 2003 wurde ein deutsch-polnischer Staatsvertrag zur Elektrifizierung der Bahnstrecke Wroc?aw-Dresden unter Dach und Fach gebracht. Seit 2019 ist die Elektrifizierung von der polnischen Grenze bis Wroclaw fertiggestellt. Der Freistaat Sachsen ist für den Ausbau auf deutscher Seite mit Planungsleistungen von mehr als zehn Millionen Euro in Vorleistung gegangen. Zudem hat die Deutsche Bahn einige Brückenwerke für die Elektrifizierung und daraus folgenden höheren Geschwindigkeiten vorbereitet - mehr ist nicht passiert.
Das fordern die Oberlausitzer Politiker
Die Oberlausitzer Verantwortungsträger fordern deshalb die Bundesregierung auf, die Bahnstrecken Dresden-Görlitz sowie Dresden-Zittau umgehend in den Bundesverkehrswegeplan aufzunehmen. Dies sei notwendig, um die Realisierung des Projektes zu beschleunigen. Darüber hinaus wird erwartet, dass der Bundesverkehrsminister Wissing den Oberlausitzer Politikern und Wirtschaftsvertretern ein Gesprächsangebot unterbreitet.
SachsenEnergie könnte die Elektrifizierung der Bahnstrecke viel günstiger realisieren
Während die Deutsche Bahn über 420 Millionen Euro für die Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Dresden und Görlitz veranschlagt, könnte sich eine deutlich günstigere Lösung ergeben: Die SachsenEnergie als regionaler Energieversorger hatte kalkuliert, dass die Elektrifizierung der Strecke Dresden-Görlitz für 100 bis 150 Millionen Euro zuzüglich baulicher Änderungen an der Trasse machbar wäre - bei einer Bereitstellung der Energieversorgung in vier statt in zwölf Jahren. "Der SachsenNetze-Vorschlag liegt nach wie vor auf dem Tisch: Es gibt ein ordentlich ausgebautes Hochspannungsnetz nahe der Bahntrasse. Wir müssten lediglich ein Umrichterwerk und ein 400 Meter langes Leitungsstück errichten. Auf den planungstechnisch umständlichen und langwierigen Neubau einer 60 Kilometer langen Bahnstromleitung mit all ihren Auswirkungen kann aus unserer Sicht verzichtet werden", so der SachsenNetze-Geschäftsführer Dr. Steffen Heine.
"Wer meint, die Oberlausitz abkoppeln zu können, dem sei ins Stammbuch geschrieben: Wir sind hier nicht am Ende Deutschlands, sondern mitten im Herzen Europas", schickt Oberbürgermeister Holm Große abschließend mahnende Worte gen Berlin.