Journalismus und der Blick in die Realität
Seit November 2022 organisiert die Initiative »Bautzen gemeinsam« einmal im Monat die »Bautzener Reden« zusammen mit dem Verein »Ökumenischer Domladen«. Auch in diesem Jahr wird die Veranstaltungsreihe fortgesetzt.
Eröffnet wird der Jahrgang 2025 am Freitag, 24. Januar, um 19 Uhr im Dom St. Petri mit dem ehemaligen ZDF-Chefredakteur Dr. Peter Frey. Der Journalist spricht zum Thema »Journalismus – verletzte Säule der Demokratie«.
Herausfordernde Zeiten für den Journalismus
Journalismus wird als vierte Säule der Demokratie bezeichnet. »Die Pressefreiheit ist ein hohes Gut, vom Bundesverfassungsgericht immer wieder abgesichert. Trotz einer einzigartig vielfältigen Landschaft von Zeitungen, Radio- und Fernsehstationen und vielen neuen Onlinediensten wird dem Journalismus Einseitigkeit vorgeworfen«, sagt Peter Frey – und fragt in seinem Vortrag gleichzeitig: »Was ist passiert? Haben sich Journalisten zu sehr von ihren Zuschauern, Zuhörern und Lesern entfernt und spiegeln die Lebensrealitäten in Deutschland nicht mehr wider? Oder sind sie ganz gezielt zur Angriffsfläche geworden, um die Gesellschaft zu verunsichern?«
So plädiert Peter Frey dafür, dass Journalisten »raus aus ihren Redaktionsstuben gehen und sich in die Realität des Landes begeben, auch mal einige Tage und Wochen ‚in der Provinz‘ verbringen und mit den Menschen sprechen«. Natürlich müssten sie auch jede Form der Belehrung vermeiden.
Wichtig wäre aus seiner Sicht auch mehr Medienkunde an den Schulen. Wie funktioniert Journalismus eigentlich? Wie arbeitet eine Redaktion? Was unterscheidet Nachricht und Kommentar? Woran erkenne ich manipulierte Bilder? Solche Fragen würden in Zukunft noch wichtiger werden, sonst gehe eine wichtige Grundlage der Demokratie verloren.
Wer ist Peter Frey?
Peter Frey (*1957) gehört zu den bekanntesten Journalisten im Land. Auch im Ruhestand hat er eine tägliche Verabredung mit dem »Heute-Journal« und der Lektüre der »New York Times«, sagte er jüngst in einem Interview. Zum ZDF kam der Journalist 1983. Er berichtete unter anderem für das »Heute-Journal« aus Nicaragua, Mexiko, Polen und Spanien. Seine beruflichen Stationen führten ihn unter anderem über die ZDF-Hauptredaktion Außenpolitik und das ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin an die Spitze des Zweiten Deutschen Fernsehens. Dessen Chefredakteur war er von 2010 bis 2022.
Weitere Themen der »Bautzener Reden«
Auf Peter Frey folgt bei den »Bautzener Reden« am 7. Februar Sabine Adler. Die Journalistin ist eine ausgewiesene Kennerin Osteuropas und berichtet seit Anfang 2015 von Berlin aus über diese Region für die drei Programme von Deutschlandradio.
Am 7. März kommt der Osteuropahistoriker und Publizist Karl Schlögel nach Bautzen. Er ist einer der besten deutschen Russlandkenner, viele seiner Bücher sind Standardwerke – beispielsweise »Das sowjetische Jahrhundert« oder »Die Mitte liegt ostwärts«.
Der Soziologe Steffen Mau betrachtet am 4. April die Thematik »Ungleich vereint«. Der gebürtige Rostocker ist ein Analyst der anhaltenden Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland, die das Land auch über 30 Jahre nach der Wiedervereinigung noch teilen.
Ilko Sascha Kowalczuk ist für den 9. Mai eingeladen. Der Historiker hat zum 35. Jahrestag des Mauerfalls sein Buch »Freiheitsschock. Eine andere Geschichte Ostdeutschlands von 1989 bis heute« vorgelegt.
Der Eintritt zu den »Bautzener Reden« im Dom St. Petri ist frei. Bereits um 18 Uhr beginnt dort das wöchentliche Friedensgebet.