

»Lausitzer Granit muss man lieben«, meint Malermeister Steffen Frenzel (45) in Ralbitz. Stolz zeigt er mit seiner Frau Angelika (44) im Wohnhaus zwei große Durchgänge. Mit Granitsteinen entstanden sie. »Das war eine Wucht an Arbeit. Mit viel Liebe zum Gestein. Und zum Detail«, schildern sie. Immer wieder deuten sie auf die Geschichte. Nach Ostern 2024 begannen sie auf ihrem Vierseithof mit dem vollständigen Umbau in Wohnhaus, Stall und Graskammer. Dabei blieb die historische Außenmauer mit Feldsteinen und Granit-Steinen erhalten. Bewahrt blieb das Gewölbe im früheren Stall. Original erhalten blieb der Tiefbrunnen im Erdgeschoss. Der vordere Giebel des Hauses wurde komplett abgerissen. Mit Granit entstand er neu.
»Das Wohnhaus stand jahrelang leer. Wir wollten es vor dem Verfall retten. Wir wollten die historische Bausubstanz erhalten«, erzählt Steffen Frenzel. 2010 hatte Angelika Frenzel das Grundstück gekauft. Es wurde zur Heimstatt der Maler-Firma. Alle elf Mitarbeiter sind sorbische Muttersprachler. Auf dem früheren Konjecht-Hof soll jetzt neues Leben einziehen. »Wir wollen ihn sinnvoll nutzen. Wir wollen dem Ort mit Dankbarkeit etwas zurückgeben«, meint Angelika Frenzel. »Wir wollen den Dorfkern stärken. Kirche und Radlubin-Saal sind gleich nebenan.«
Dorfladen für regionale Produkte
Im früheren Wohnhaus und Stall auf dem Konjechthof arbeiten seit Wochen die Handwerker. Ins Erdgeschoss zieht die Physiotherapie Hagen Melcher. Im Stall ist künftig ein Dorfladen für regionale Produkte. Obst & Gemüse aus Hoske, Milch aus Kotten, Honig von heimischen Imkern und mehr gibt es dort zu kaufen. Erhältlich sind Krabat-Produkte, Töpfer-Waren und Holz-Kunst aus der Region. »Es gibt Öffnungszeiten. Eine Verkäuferin betreut dann die Kunden vor Ort«, so Steffen Frenzel. »Einkaufen kann man jedoch rund um die Uhr. Zugang und Bezahlung sind per EC-Karte möglich.« Im Obergeschoss entstehen derzeit zwei Mietwohnungen. Sie sind 40 und 60 Quadratmeter groß. Möglichst viel Licht soll die Räume erhellen. Ebenfalls im Obergeschoss entstehen drei Ferienwohnungen (je 33 Quadratmeter groß) mit Blick zur Kirche. Mit Küchenzeile und hochwertigem Mobiliar sind sie ausgestattet. »Es gibt schon erste Nachfragen. Ab April können Feriengäste kommen«, sagt Angelika Frenzel. »Sie können die Abendsonne mit Blick auf die Kirche genießen.« Auf dem Dach des Hauses erzeugt künftig eine Photovoltaik-Anlage ein Leistung von 20 Kilowatt Strom. Vor dem Haus entsteht eine Lade-Station für Elektro-Autos und Elektro-Fahrräder. Viel Grün soll bald den Vorderhof prägen. Dort entsteht eine Sitzecke zum Verweilen.
Geschichte des Hofes erforscht
Mit dem Umbau wagt Familie Frenzel einen Kraft-Akt. Die Finanzierung gelingt dank Förderung aus dem Programm LEADER, dank Kredit und dank Eigenmittel. »Ohne die LEADER-Förderung wäre das gesamte Projekt in der Vielfalt nicht möglich«, meinen die Eheleute dankbar. Im Zuge des Umbaus forschten sie immer wieder zur Geschichte des Hofes nach. 1754, so stellten sie fest, kaufte das Kloster Marienstern für die Bildung der Ralbitzer Pfarrgemeinde die Hälfte des Gutes Konjecht. Die Einnahmen sollten zur wirtschaftlichen Versorgung des Pfarrers mit beitragen. Im Laufe der Geschichte veränderten sich immer wieder die Familiennamen auf dem Grundstück. Das reichte von Brußk/Konjecht, Kruschwitz/Richter, Konjecht/Sauer bis Zschornack. Noch heute nennen die Ralbitzer das Anwesen liebevoll Konjecht-Hof. Familie Frenzel will daran anknüpfen. Der alte Name soll bewahrt bleiben. Künftig heißt das Anwesen Frenzel-Hof Konjecht.
Erster Mieter im Haus ist die barrierefreie Physiotherapie Hagen Melcher. »Wir wollen hochwertige Qualität und Standard anbieten. Dafür sorgen erfahrene, gestandene, motivierte sorbische Mitarbeiterinnen: Janina Wessela aus Schönau, Christina Lippitsch aus Schönau, Antje Korch aus Cunnewitz«, sagt Hagen Melcher (59) und betont: »Sorbisch soll Umgangssprache im Haus sein. Für uns ist das Wertschätzung und Selbstverständlichkeit.« Viel Berufserfahrung bringen die Mitarbeiterinnen ein. Sie verfügen über Zusatz-Qualifikationen wie manuelle Lymph-drainage, manuelle Therapie und Krankengymnastik nach Bobath. 1998 begann Hagen Melcher mit einer Physiotherapie in Königswartha. Zuerst allein, später zu zweit betrieb er die Praxis. Heute beschäftigt er insgesamt 40 Mitarbeiter. Nach Königswartha (2), Wittichenau (2), Neschwitz, Hoyerswerda und Weißkollm ist Ralbitz die achte Praxis. Janina Wessela ermutigte ihn zu diesem Schritt. »Seit vielen Jahren betreuen wir Patienten aus Ralbitz und Umland. Wir pflegen inzwischen Freundschaften. Zusammenarbeit verbindet uns mit Familie Frenzel«, sagt Hagen Melcher. »Mit der neuen Praxis in Ralbitz ermöglichen wir kurze Wege für Patienten. Wir vertiefen zugleich die Zusammenarbeit mit Familie Frenzel.« Sein Sohn Martin (35) soll die Firma eines Tages leiten. In Ralbitz freut er sich auf die gelungene Kombination. »Wir haben hier eine moderne Praxis in historischem Gemäuer«, unterstreicht der Physiotherapeut. »Ab 7. April öffnen wir vor Ort die Praxis.«
Einweihung am 5. April
Die Einweihung für den Frenzel-Hof Konjecht ist am 5. April um 14 Uhr mit Gemeindepfarrer Stephan Delan. Er bittet um Gottes reichen Segen für das Haus. Interessierte sind herzlich willkommen.