Silke Richter

Hier zieht die Zukunft der Pflege ein

Hoyerswerda. Ein in der Region bislang einzigartiges, hochmodernes Konzept wird ab dem Sommer mit Leben erfüllt. Die AWO-Lausitz eröffnet hier ihr neues Quartier »Gepflegtes Wohnen«.

Es geht voran im neuen Quartier der AWO-Lausitz. Die feierliche Einweihung ist für den 1. August dieses Jahres geplant.

Es geht voran im neuen Quartier der AWO-Lausitz. Die feierliche Einweihung ist für den 1. August dieses Jahres geplant.

Bild: Silke Richter

Der neue rot-weiße Gebäudekomplex in der Heinrich-Mann-Straße ist noch eine Baustelle. Die Pflegekraftstärkungsgesetze und die Corona Pandemie hatten die Baumaßnahmen verzögern lassen. Nach dem Spatenstich im Sommer 2022 wird derzeit fleißig an der Inneneinrichtung gewerkelt. Am 1. August ist die Einweihung geplant.

Bauherrin ist die AWO Lausitz, die in der Region eine Vorreiterrolle in puncto innovatives Bauen mit Blick in die Zukunft einnimmt. Konstruktive Vernetzung, vorausschauendes Denken, Offenheit für moderne Veränderungen mit Blick in die Zukunft und Kooperationen mit leistungsstarken Partnern bieten beste Voraussetzungen, um ein Projekt wie dieses für Mieter und Mitarbeiter gleichermaßen erfolgreich umsetzen zu können. Der Neubau ist auch, aber nicht nur, als Ersatz für das AWO-Pflegeheim in der Ferdinand-von-Schill-Straße gedacht, das der Träger zukünftig als Interimsobjekt nutzen möchte.

 

Individuelle Pflegekonzepte & selbstbestimmtes Wohnen

Der Name »Gepflegtes Wohnen« ist in dem neuen Quartier, das sich zwischen dem Haus der Parität und dem Klinikum befindet, Programm. Es vereint adäquaten Wohnraum, stationäre Pflegeplätze, medizinische Angebote, Orte der Begegnung und des gegenseitigen Austausches. Eine Koordinierungsstelle unter der Leitung von Nicole Deckwart ermöglicht Pflege und weitere Leistungen aus erster Hand, um diese für die Bewohner bestmöglich und individuell umsetzen zu können.

Mittels des Konzeptes »Servicewohnen« können Mieter in Verbindung mit der Pflege ein selbstbestimmtes Wohnen in den eigenen vier Wänden und angebotene Hilfebedarfe nutzen. »Für uns ist dabei der Ansatz wichtig: Zu Hause vor stationär! Viele ältere Menschen wünschen sich, dass sie in ihrer Wohnung bleiben können und nicht in ein Pflegeheim umziehen müssen. Unser Konzept erfüllt viele neue, moderne Grundlagen, die genau das ermöglichen«, erklärt Marcus Beier.

 

Zukunftsvisionen für Arbeitsbedingungen und Gemeinschaft

Der AWO-Geschäftsführer sieht in dem neuen Vorhaben für die Trägereinrichtung zudem eine Chance der zukunftsorientierten Weiterentwicklung. Modern ist auch der stationäre Pflegebereich gestaltet, in dem sich beispielsweise Badezimmer durch schwenkbare Wände in den Raum klappen lassen, um bei der Körperpflege den Zugang zum Pflegebett erleichtern zu können. »Bei diesem Gestaltungskonzept arbeiten wir mit einer belgischen Firma zusammen. Wir sind in Deutschland das zweite Pflegeheim, welches diese neue, moderne Technik nutzt«, so Marcus Beier, der hierbei auch an die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für seine Mitarbeiter denkt. Im Zuge des Fachkräftemangels, laut Beier fehle es in Deutschland derzeit an 300.000 Mitarbeitern, sei zukunftsweisendes Denken und Handeln auch in dieser Hinsicht notwendig und wichtig.

Die Zimmer im stationären Pflegebereich sind zudem nicht wie üblich über einen Flur zu erreichen. Die Räumlichkeiten sind um einen großen Gemeinschaftsbereich herum angeordnet, um die gezielte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben fördern zu können. Ein wünschenswerter Aspekt, der auch zwischen den Wohnungsmietern beispielsweise bei gemeinsamen Kaffeenachmittagen in der Cafeteria gern ausgelebt werden darf, so Marcus Beier.

 

Musterwohnung mit Hightech-Ausstattung

Das Gebäude verfügt zudem über eine geförderte Projektwohnung zum gleichen Mietpreis. Die Wohnung ist ein »Experiment« für die Zukunft. Sie verfügt zum Beispiel über lokale Spracherkennung und einen Sensorfußboden, um innerhalb von Sekunden Stürze des Mieters erkennen zu können. Zudem kann das eingebaute System beim Verlassen der Wohnung anzeigen, ob elektrische Geräte noch in Betrieb sind.

Weitere Messungen können auch ein verändertes Schlafverhalten oder ein verändertes Gangbild aufzeigen, welche Symptome einer Krankheit sein könnten. Die Datenerfassung erfolgt anonym. Die Hardware für diese Wohnung kostete 60.000 Euro.

 

Die Eckdaten zum neuen Quartier im Überblick

Was wird gebaut?

  • 20 barrierefreie Zweiraumwohnungen (60-66 qm) - alle mit Einbauküche, Fußbodenheizung, Loggia, Abstellräume statt Keller, Haustiere erlaubt (6 Wohnungen schon reserviert) 
  • 49 stationäre Pflegeplätze (alle bereits belegt)
  • 14 Tagespflegeplätze (Anmeldung möglich)
  • Cafeteria und Dachterrasse für alle Mieter

 

Investition

  • Die AWO Lausitz- und Betreuungs gGmbH finanziert das Quartier größtenteils aus Eigenmitteln in Höhe von 11,5 Mio. Euro.

 

Infoveranstaltungen

  • am 21. und 24. Juni, 14.30 Uhr, im Saal des AWO-Pflegeheims, Thomas-Müntzer-Straße 26
  • Anmeldung notwendig unter 03571/ 4885502 oder n.deckwart@awo-lausitz.de

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