Katrin Demczenko

Gartenbautipps aus Mexiko

Hoyerswerda. Anbaumethoden mexikanischer Bauern sollen das Solawi-Projekt in Hoyerswerda unterstützen.

Biolandwirtin Esther Claus hockt zwischen einem gemulchten Erdbeerbeet (l.) und dem angehäufelten Beet, auf dem am Rand Salat wächst. Oben in der Mitte wird später Mangold gepflanzt.

Biolandwirtin Esther Claus hockt zwischen einem gemulchten Erdbeerbeet (l.) und dem angehäufelten Beet, auf dem am Rand Salat wächst. Oben in der Mitte wird später Mangold gepflanzt.

Bild: K. Demczenko

In jedem Frühjahr legen Gärtner Beete an und bringen erste Gemüsepflanzen in die Erde. Das tun auch die circa 60 fleißigen Mitstreiter der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) Hoyernte auf ihrem gepachteten Gelände auf der Plantage von Ullrich Schmidt an der Spremberger Brücke.

 

Das Solawi-Projekt gehört zur Initiative Mitmachstadt Hoyerswerda und möchte hier eine Biolandwirtschaft mit regionalem Kreislauf verankern, erklärt Dagmar Steuer. Gerade baut sie mit ihren Mitstreiterinnen Maja Lehmann und Esther Claus aus biegsamen Federstahlstäben ein Frühbeet auf, in dem Mangold aus Samen vorgezogen werden soll. Die stärksten Pflanzen wachsen später auf einem eigens angehäufelten Beet. Diese Idee bringt die studierte Biolandwirtin Esther Claus mit, die sich langfristig am Solawi-Projekt beteiligen will. Sie ist deshalb nach Hoyerswerda gekommen und könnte, so der Plan, die erste bezahlte Mitarbeiterin werden.

 

Neue Wege im Gartenbau gehen

 

Die 63-Jährige hat an der Universität Kassel Biologische Landwirtschaft studiert und war danach 25 Jahre in verschiedenen Ländern in ihrem Beruf tätig. In Mexiko ist sie 15 Jahre mit mehreren indigenen Volksgruppen im biologischen Kaffeeanbau tätig gewesen und hat auch die Vermarktung dieses Produkts nach Deutschland mitorganisiert. Auf den bewaldeten Flächen in über 1.000 Metern Höhe wird nicht nur mit dem Kaffeeanbau der Lebensunterhalt verdient, sondern dort wächst auch Gemüse für den Eigenbedarf der Familien, erzählt Esther Claus. Die Nutzung des Areals erfolgt also in Mischkultur und in Etagen. Auf einem sogenannten »Indianerbeet« wachsen Maispflanzen und Bohnen ranken daran hoch. Kürbispflanzen bedecken mit ihren großen Blättern den Erdboden, damit er nicht austrocknet. Besonders in der Trockenzeit haben die mexikanischen Bauern mit Wasserknappheit zu kämpfen und dieses Problem entsteht auch in Deutschland, weil hier die Sommer immer heißer werden und es weniger regnet, erklärt die Biolandwirtin.

 

Sie bringt neue Ideen mit auf die Plantage an das Schwarzen Elster und will »in kleinen Schritten« andere Wege im Gartenbau ausprobieren. Auf dem schon erwähnten angehäufelten Beet soll oben Mangold wachsen. Die Pflanzen holen sich mit ihren langen Wurzeln Wasser aus tieferen Erdschichten. Salat wächst am Beetrand weiter unten, damit er ebenfalls gut an Wasser kommt. Die großen Mangoldblätter schützen ihn vor der Sommersonne, erklärt Esther Claus.

 

Mit der Gründung einer Genossenschaft soll das Solawi-Projekt auf feste wirtschaftliche Füße gestellt werden. Angedacht ist auch die Schaffung eines Begegnungscafés und eines Hofladens.

 

»Wertanlage für die Zukunft«

 

Alle Interessenten werden in die Aussaat, Pflege und Ernte regionaler Lebensmittel eingebunden und am Ertrag beteiligt. Dieser überschaubare Kreislauf wird von zumeist ehrenamtlichen Mitstreitern organisiert und finanziert. Sie erfahren dabei Neues über den Ökolandbau und einen nachhaltigen Umgang mit der Natur.

 

Gartenarbeit fördert auch das Miteinander. Wer Genossenschaftsmitglied werden will, muss etwas Geld einbringen, aber in landwirtschaftlich genutzten Boden zu investieren sei eine verlässliche Wertanlage für die Zukunft, findet Dagmar Steuer.


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