Erinnerungen geweckt
Radeberg. Etwa fünfzig an der Regionalgeschichte der Röderstadt Interessierte waren gekommen, um der Präsentation der neuen Ausgabe der »Radeberger Blätter zur Stadtgeschichte« beizuwohnen. Bereits zum 21. Mal erscheint diese beliebte Publikation. Herausgegeben wird sie von der Stadt Radeberg in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Stadtgeschichte. Nach der Begrüßung durch Gert Schöbel ergriff der Radeberger Oberbürgermeister Frank Höhme das Wort: »Es ist ehrenamtliche Arbeit, die hier zum Wohle der Bürgerschaft geleistet wird. Es ist wichtig, die Geschichte unserer Stadt Radeberg an die nächste Generation zu überliefern.« Er ermunterte die Arbeitsgruppe Stadtgeschichte, ihre Tätigkeit auch in Zukunft fortzusetzen. Oft käme man nach dem Lesen der Beiträge zu neuen Erkenntnissen und dem Aha-Effekt: das habe ich noch gar nicht gewusst
Die Titelgeschichte der neuen Ausgabe ist diesmal dem Eisenbahnwesen gewidmet. Es geht darin um den berühmten »Lotzdorfer Block«, der an der Bahnstrecke in Richtung Dresden zwischen Radeberg und Langebrück gelegen hat. In seinem spannenden und unterhaltsamen Vortrag ließ Klaus Schönfeld die Geschichte dieser wichtigen Verkehrseinrichtung Revue passieren. Den »Lotzdorfer Block« kennen viele Radeberger noch im aktiven Betrieb mit Schranken, Wärterhaus und vorbeirauschenden, dampfbetriebenen Lokomotiven. Er war ein beliebts Ziel für Spaziergänge.
Sehr anschaulich legte Klaus Schönfeld die technischen und bahnbetrieblichen Gründe für die Einrichtung von Blockstellen in seinem Vortrag dar. Ein zweiter Vortragsteil widmete sich dem Leben der langjährigen und letzten Bahnwärterfamilie Drobny. Maximilian Drobny hatte das Amt des Bahnwärters von 1930 bis zur Stilllegung der Blockstelle im Jahr 1975 inne. Gemeinsam mit seiner Frau Hulda bewohnte er das kleine Häuschen neben dem Dienstgebäude, an das sich viele alte Radeberger noch lebhaft erinnern. Nach der Modernisierung der Bahnstrecke und dem Einsatz moderner Signal- und Fernmeldetechnik war die Blockstelle überflüssig geworden. Doch die neue Ausgabe der »Radeberger Blätter« hat noch viele weitere spannende Themen zu bieten. Heimatforscher Herbert Müller steuerte einen überaus lesenswerten Beitrag zum Wirken von Karl August Lingner und dem Mundwasser Odol bei. Dass die typischen Odol-Flaschen ursprünglich in einer Gussform aus der Radeberger »Arndt & Endler« hergestellt wurden, ist eines der Aha-Erlebnisse beim Lesen.
Interessante
Persönlichkeiten
gewürdigt
Drei Persönlichkeiten wird im vorliegenden Band jeweils ein Text gewidmet. Renate Schönfuß-Krause widmet einen Beitrag dem in Radeberg geborenen Mediziner Dr. Heinrich von Martius. Ein weiterer erinnert an die textilen Kunstfertigkeiten von Ernst Richard Flemming und ein dritter an den Arzt Dr. Albert Dietze, dem in Radeberg eine Straße gewidmet ist.
Ein umfangreicher Text von Renate Schönfuß-Krause informiert über die Meentzen-Schwestern, ihre Naturkosmetik sowie die interessante Firmen- und Familiengeschichte und ihre Fortführung durch die Söhne und Enkel am Standort Radeberg. Weitere Texte widmen sich der Küchenentwicklung in den Eschebach-Werken und der Geschichte der Hüttermühle. Werner Förster erinnert an die Kalandbruderschaft und ihr Wirken in der Röderstadt. Ergänzt wird der Band mit einem Jahresrückblick 2022 von Katja Fissel.
Insgesamt sind es acht Autoren, die auf über 200 Seiten historisch Wissenswertes zusammengetragen haben. Die sehr empfehlenswerte Publikation kann gegen eine Schutzgebühr von acht Euro im Schloss Klippenstein und dem Radeberger Bürgerbüro zu erworben werden.