Eindrücke und Perspektiven
»Es geht um den Austausch mit Kollegen, die man sonst nicht sieht und darum, neue Entwicklungen kennenzulernen«, sagt Monika Becht. Sie ist seit 25 Jahren Stadtführerin in Dresden. So wie sie sind etwa 60 Gästeführer und Reiseveranstalter in das Haus der Sorben nach Bautzen gekommen. Eingeladen hat der ehrenamtliche Arbeitskreis sächsischer Gästeführer zusammen mit der Stadt Bautzen und der Bautzener Gästeführerschaft.
Undine Kotow von der Krabatmühle Schwarzkollm arbeitet seit 2007 als Gästeführerin. Sie stellt fest: »Ich bin hier, um mich auszutauschen und neue Impulse zu bekommen«. Für Tina Schaarschmidt und Katja Kastner als Reiseunternehmerinnen aus Eibenstock ist der Ausbau der Zusammenarbeit mit Gästeführern wichtig. Und Ilona Taffend aus Zittau, die als Museums- und Fastentuchführerin tätig ist, ist der Austausch mit Kollegen Grund für ihre Teilnahme nach Bautzen.
Nach der Begrüßung durch Carola Knipping als Mitorganisatorin sprach Bürgermeister Dr. Robert Böhmer in Vertretung des Oberbürgermeisters ein Grußwort. Er betonte, dass die Durchführung der Veranstaltung in Bautzen eine Ehre für die Stadt sei und hob die Zweisprachigkeit von Bautzen hervor. Carola Knipping erläuterte die Idee hinter dem Treffen. Es gehe darum, den Austausch unter den Gästeführern und darum, Kontakte zu knüpfen.
Sorbische Sprache und Kultur
In einem Impulsvortrag stellte Maria Untch, Mitarbeiterin der Stiftung für das sorbische Volk, die Geschichte der Sorben und ihre Kultur vor. Sie verwies darauf, dass in Sachsen etwa 40.000 Sorben leben, die Sprecherzahl des Obersorbischen jedoch nur etwa 18.000 beträgt. Damit sei sowohl das Ober- wie auch das Niedersorbische, dessen Sprecherzahl nur bei 7.000 liegt, bedrohte Sprachen. Durch den zunehmenden Sprachverlust drohe auch ein Identitätsverlust.
In einem weiteren Vortrag sprach Lisa Willenberg von der Marketinggesellschaft Oberlausitz/Niederschlesien über die Entwicklung überregionaler Angebote unter Einbeziehung von UNESCO-Projekten wie dem Muskauer Park, dem Blaudruck, dem Geopark Muskauer Faltenbogen oder dem Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide und Teiche. Sie sagte: »Es geht darum, den Dingen eine Bedeutung zu geben«. Und sie stellte das E-Learning Portal Oberlausitz für Gästeführer der Region vor, mit dem man sich in fünf Modulen weiterbilden und einen Abschlusstest absolvieren kann.
Dachverband der Gästeführer
Beate Krauße stellte dann die Arbeit des Bundesverbandes der Gästeführer Deutschland (BVGD) vor. Er wurde 1994 gegründet und vertritt die Interessen von etwa 7600 Gästeführern im ganzen Bundesgebiet. Sie stellte u.a. den Ehrenkodex der Gästeführer vor und verwies auf eine zunehmende Politisierung unter den Gästen, die einen solchen nötig werden lassen. Weitere Themen waren die berufliche Anerkennung, die Berufshaftpflicht sowie Infos zur Berufsausübung. Eine lebhafte Diskussion entspann sich um die Ausbildung junger Gästeführer und deren Zertifizierung. Carola Knipping stellte fest, dass die Fähigkeit zum freien Sprechen beim Nachwuchs ein wenig verloren gegangen ist.
Petra Kirsch, die als Waschweib Hilde von der Spree seit zwei Jahren Menschen ihre Stadt Bautzen nahebringt, lud im Anschluss an die Tagung zu einem Stadtrundgang ein.