Sandro Paufler

Carbonbeton: Ist das die Zukunft des Bauens?

Dresden/Bautzen. Stahlbeton gilt wegen seiner hohen CO2-Emissionen als Klimakiller. Eine neue Bauweise mit dem Rohstoff Carbon kann das Problem lösen und die Zukunft im Bauen darstellen. Beim Forschungsprojekt war auch die Firma Hentschke Bau beteiligt.
An der Einsteinstraße 12 in Dresden steht das Experimentalgebäude aus Carbonbeton. Die neue Bauweise ist ein Meilenstein in der Baubranche.

An der Einsteinstraße 12 in Dresden steht das Experimentalgebäude aus Carbonbeton. Die neue Bauweise ist ein Meilenstein in der Baubranche.

Bild: Stefan Gröschel

Es ist ein Meilenstein in der Baubranche: Im September vergangenen Jahres wurde in Dresden der Experimentalbau aus Carbonbeton fertiggestellt. Professor Manfred Curbach von der TU Dresden und sein Forscherteam haben dafür über 20 Jahre lang geforscht. Die neue Bauweise hat das Potential, bis zu 50 Prozent der Ressourcen und dementsprechend hohe Mengen an CO2 einzusparen. Zudem punktet der Carbonbeton mit seiner Lebensdauer von mehr als 50 Jahren.

 

Stahl kann rosten, Carbon nicht

 

Doch wie ist das möglich? Große Bauwerke werden üblicherweise mit Stahlbeton gebaut. Dazu benötigt es Stahlbewehrung, die die Zugkräfte in der Betonkonstruktion aufnehmen. Die Bewehrungskonstruktion wird dann in eine Schalung eingebaut, die mit Beton gefüllt wird. Weil der Stahl rosten kann, muss die Bewehrung mit einer relativ dicken Betonüberdeckung geschützt werden. Das verbraucht enorm viel Material. Besonders bei der Herstellung des für den Beton benötigten Zements wird zudem sehr viel CO2 freigesetzt. Die Forscher haben, vereinfacht ausgedrückt, den Stahl durch Carbon ersetzt. Da der Werkstoff nicht rosten kann, kann die für den Korrosionsschutz benötigte Betondeckung reduziert werden.

Mit der neuen Technologie ist die Chance in der Baubranche gegeben, künftig viel klimafreundlicher und nachhaltiger zu bauen. Was für den Laien eine normale Baustelle an der Dresdner Einsteinstraße war, war für die Verantwortlichen ein hochtechnologisches Projekt mit baulichen Herausforderungen gewesen.

 

Hentschke Bau mit beteiligt

 

Beim Carbonbeton mussten Fragen der Festigkeit, der Oberfläche und der komplexen Herstellung beantwortet werden. Aus diesem Grund wurde das Forscherteam unter anderem durch die regionalen Baufirmen Hentschke Bau aus Bautzen und Bendl HTS aus Sebnitz unterstützt. Im Ergebnis entstand ein Gebäude mit einer Nutzfläche von 206 Quadratmetern und einer Gebäudehöhe von sieben Metern. Der »CUBE«, wie das Gebäude genannt wird, ist mit zahlreichen Sensoren versehen, die das Verhalten des Betons auf die unterschiedlichen Witterungsverhältnisse langfristig messen sollen.

 

Die Zukunft des Bauens heißt Carbon

 

Das Verbauen mit Carbonbeton hat zum Teil den Weg in die Praxis gefunden: Bei der Sanierung der Carolabrücke wurde unter anderem Carbonbeton verwendet. Derzeit wird ein entsprechendes Regelwerk erarbeitet, das kurz vor der Veröffentlichung steht. Dann wäre keine Sondergenehmigung mehr für den Einsatz von Carbonbeton nötig.

Die Forschung geht dahin, dass das Carbon künftig nicht mehr aus Erdöl, sondern aus dem nachwachsenden Holzabfallprodukt Lignin oder durch das Extrahieren von CO2 aus der Luft gewonnen werden kann.


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