

Jeden zweiten Montag steht die rollende Bibliothek im Allende-Viertel. Thomas Richter fährt den Bus schon seit 14 Jahren. Kurz nach Beendigung seiner Lehre wurde er gefragt, ob er sich diesen besonderen Arbeitsort vorstellen könnte. Er hat seine Entscheidung nicht bereut. Man merkt, dass ihm diese Arbeit Spaß macht. Er ist schlagfertig, lustig, kennt viele Nutzer mit Namen. Oft liegt schon ein neues Buch für den Nutzer aus dem jeweils bevorzugten Genre hinterm Tresen parat.
Unterstützt wird er von der Auszubildenden Lara Erler. Sie hat eine besondere Bindung zum Bücherbushalt auf der Hanns-Eisler-Straße. Schon als kleines Kind kam sie mit ihrem Vater hierher.
Unangenehme Panne im Winter
Ein paar Besonderheiten hat die Arbeit im Bus schon. Voraussetzung war ein Lkw-Führerschein und die Gewöhnung an die Größe des Gefährts. Das stellt schon lange keine Herausforderung mehr dar. Doch die Technik hat Tücken, immer wieder machte die automatische Tür Probleme. Thomas Richter erzählt: »Einmal im Winter standen wir in Wurschen. Wir waren gerade angekommen. Ich hatte die Tür geöffnet und den Schlüssel auf den Tresen gelegt. Mit meiner Kollegin ging ich nochmal nach draußen. Plötzlich schloss sich die Tür und verriegelte.«
Bücherbus hat eine große Auswahl
Das Prinzip der Fahrbücherei ist einfach. Den Menschen soll der Zugang zu Büchern erleichtert werden. Sie müssen nicht in die Hauptbibliothek in der Altstadt fahren, um Bücher lesen zu können, sie kommen auf Rädern zu ihnen. Frau Haupt nutzt das Angebot regelmäßig. Sie ist froh, dass der Bus ins Viertel kommt. Herrn Richter kennt sie schon lange und schätzt ihn und seine Unterstützer. Etwa ein Drittel des Bestandes der Fahrbücherei befindet sich an Bord, überwiegend die aktuellen Medien. Der eher ältere Bestand lagert im Depot. Auch Anfragen nach Fernleihen und Medien aus der Regionalkunde werden bearbeitet. Das Ziel ist es, die Leser optimal zu versorgen.
Mann stand im Bücherbus und fragte nach Brot
Nur einmal gelang das nicht: Kurz vor 18 Uhr stürmte ein Mann in den Bus und fragte, ob es noch Brot geben würde. Er hatte die Werbung am Bücherbus für ein Backbuch mit einem fahrbaren Bäckereiverkauf verwechselt.
Landkreis Bautzen hat sich aus Kostengründen zurückgezogen
Thomas Richter findet es schade, dass der Landkreis sich aus Kostengründen aus der Finanzierung der Fahrbücherei zurückgezogen hat. Seitdem werden nur noch die Gemeinden Weißenberg und Großdubrau angefahren, die die Kosten selbst übernehmen. In Gröditz und Ouatitz beobachtet er oft, dass die Bewohner schon auf der Bank sitzen und sich unterhalten. Auf dem Dorf ist so ein Termin auch ein Grund, sich zu treffen, ein wenig zu quatschen und sich vielleicht für gemeinsame Unternehmungen zu verabreden.