Blick in den Rückspiegel
Es sind noch immer gültige Worte, die August Bebel einst sagte: »Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten«. Eine Aussage, die sich der Geschichtsverein der Lessingstadt zu eigen gemacht hat. Gegründet wurde er im Jahr 1993 in der Tradition eines Altertumsvereins und hat mittlerweile 70 Mitglieder. Die widmen sich zum Teil ganz unterschiedlichen Themen. Immer aber steht die Erforschung der lokalen Historie und die Denkmalpflege im Fokus.
»Wir lieben unsere Stadt und die zweisprachige Lausitz und interessieren uns sehr für ihre Geschichte. Neben der heimatkundlichen Erforschung liegt uns die Bewahrung von Denkmälern und die Förderung der Heimatverbundenheit am Herzen.«, so der Verein in einer Selbstdarstellung.
»Wir bleiben nicht im Stübchen hocken«, sagt die Vereinschefin Marion Kutter. Der Verein möchte die Geschichte von Kamenz und des Umlandes lebendig präsentieren. Dabei sei auch eine persönliche Perspektive gefragt.
800 Blicke im Jubiläumsjahr
Für das Stadtjubiläum hat der Verein einiges vorbereitet. Da ist ganz zuvorderst das Projekt »800 Blicke« zu nennen. Hierbei geht es um eine Chronologie von 1225 bis heute. Dazu wurden acht Arbeitsgruppen ins Leben gerufen, welche sich jeweils mit einem Jahrhundert beschäftigt. Daran wird seit zwei Jahren intensiv gearbeitet. Ziel ist, eine digitale Präsentation auf einer neu zu erstellenden Internetseite zu veröffentlichen. Hier soll die Geschichte der Stadt anschaulich nachvollziehbar und für alle Interessierten abrufbar sein. Die Bürger der Stadt sind eingeladen, diese Geschichte mitzuschreiben, denn der persönliche Kontakt zu den Menschen sei wichtig.
Ein ganz wichtiger Punkt ist die Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek, welche im Jahr bis zu 120.000 Besucher hat. Da trifft es sich natürlich gut, dass Marion Kutter in Personalunion Leiterin der Bibliothek und Vereinschefin ist. Sie stellt fest: »Uns ist Informationsvermittlung wichtig, wir wollen den Bürgern ihre Heimatstadt nahebringen«. Deshalb soll das Ergebnis der »800 Blicke« auch in der Bibliothek präsentiert werden.
Manches liegt noch im Dunkel
Außerdem plant der Geschichtsverein zahlreiche Vorträge im Jubiläumsjahr. Hierbei sollen Persönlichkeiten aus 800 Jahren Stadtgeschichte ins Licht gerückt werden, die vielleicht nicht mehr ganz im Fokus stehen. Auftakt wird ein Vortrag am 28. Februar, 19 Uhr sein. In diesem stellt Dr. Gunther Tschuch die Biografie eines mittlerweile fast vergessenen Bürgermeisters der Stadt, Martin Hydorn, aus dem 17 Jahrhundert vor.
Ein weiteres Thema, welches die Mitglieder des Geschichtsvereins bewegt, ist die Frage, was eigentlich vor der ersten urkundlichen Erwähnung von Kamenz vor 800 Jahren geschah. Schließlich gab es Kamenz ja offenbar schon und die Beantwortung dieser Frage ist sicher aufgrund fehlender Quellen gar nicht einfach. Da sei wenig überliefert, so die Vereinschefin. Spannend sei vor allem auch die Entstehungszeit der Kirchen, die Gotik sowie die Gründerzeit als Zeit des Aufbruchs. Dass der Geschichtsverein seriös und wissenschaftlich fundiert historisch bedeutsame Fragen beantworten kann, hat er neben vielen anderen Projekten mit der Arbeit am »Wanderweg Wasser« schon längst unter Beweis gestellt.