Birgit Branczeisz

Warum Elterntaxis keine Bequemlichkeit sind

Dresden. "Idyllisch - aber nur ab 8 Uhr", so beschreibt Schulleiterin Annett Aurig das Umfeld der 63. Grundschule. Das soll sich jetzt ändern.

Adriana Mladenova und Elisabeth Schellmann sind für diesen Termin extra zur Schule gekommen. Die beiden Elternvertreterinnen zeigen damit, was den ersten Verkehrsversuch "Elterntaxi" möglich gemacht hat - Initiative. Die Schulleiterin der 63. Grundschule Annett Aurig, nennt das Engagement des Eltersrates der Schule "nicht erwartbar" und "übers normale Maß hinaus".

Damit haben Eltern und Lehrer der Grundschule in Blasewitz etwas erreicht, worüber überall in Sachsen diskutiert wird: Elterntaxis nicht verdammen, sondern so zu lenken, dass es vor der Schule übersichtlicher zugeht und die Eltern ihre Kinder dennoch mit dem Auto bringen können.

Dafür war jedoch zunächst eine Umfrage nötig. Die zeigte schnell, so Elisabeth Schellmann, die Kinder haben mit einem halben oder einem Kilometer überwiegend sogar sehr kurze Schulwege - allerdings haben trotzdem viele Eltern Sorge, dass ihre Kinder auf dem kurzen Stück verunglücken.

Ein Blick vor Ort zeigt, warum: eine Kreuzung ist an der nächsten, auf beiden Seiten parkende Autos, ab und an ein größerer, unübersichtlicher Platz. Kinder, die mit dem Fahrrad kommen, müssen sich von Lücke zu Lücke schlängeln. Wer die Straße überquert, muss sich durchtasten. Kein Fußgängerweg, keine Ampel. "Über die Hüblerstraße zu kommen, das schaffen Grundschulkinder alleine oft nicht", sagt Schulleiterin Annett Aurig.

Die Stadt hat jetzt versprochen, hier und an der Niederwaldstraße "Querungshilfen" zu bringen. An der Dornblüthstraße ist für die Schule morgens eine Verkehrslotsin im Einsatz. Wie lange, das ist allerdings die Frage. Die Verkehrswacht findet kaum noch Bewerber für diesen Job. Auch Annett Aurig möchte den Verkehrslotsen unbedingt behalten. Doch mäßige Bezahlung und motzende Autofahrer machen die Aufgabe unattraktiv.

Also hat die 63. Grundschule das leidige Thema "Elterntaxi" konsequent aufgegriffen. Kern sind fünf "Elterntaxi-Haltestellen" im Umfeld der Schule. In die Wägnerstraße - zwischen Brucknerstraße und Kretschmerstraße - dürfen Autos zwischen 7 bis 8 Uhr sowie nachmittags zwischen 15 bis 16 Uhr nicht mehr hineinfahren. Sie wird damit zur "Schulstraße". Eine Ausnahme gilt natürlich für die Bewohner der Straße.

Am Schuleingang stehen fünf Fahrradbügel längs zum Bordstein. Dies soll insbesondere den Eltern helfen, die ihre Kinder mit Rad zur Schule bringen oder abholen. Sollten die Radbügel gut angenommen werden, ist es denkbar, auf der gesamten Länge vor der Schule Radbügel aufzustellen. Direkt gegenüber den Fahrradbügeln kann man nicht mehr parken - dadurch wir die Straße übersichtlicher, außerdem kommen so Rettungsfahrzeuge durch.

Der Erfolg des Verkehrsversuches wird anhand von Verkehrszählungen und einer Online-Befragung der Eltern bewertet. Ergebnisse gibt es erst nächstes Jahr, denn der Versuch läuft bis zum Ende der Winterferien, den 23. Februar 2024.

Der erste Schultag war für Kinder und Lehrer schon mal viel entspannter als sonst. Allerdings, das gibt Annett Aurig zu, die Bewährungsprobe kommt erst mit dem Herbstwetter, wenn wieder mehr Eltern aufs Auto umsteigen.

Wenn man das Echo auf die Initiative anschaut, ist sie schon jetzt ein voller Erfolg. Elterninitiativen, Fördervereine, sogar aus anderen Bundesländern, haben der Schule geschrieben. Denn hinter dem Thema "Elterntaxi" steckt das viel größere Problem "sichere Wege" - und das betrifft alle: Kitas, Grundschulen, Oberschulen, Gymnasien und Freizeiteinrichtungen.


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