Birgit Branczeisz

Stadtrat widerspricht dem Rathaus

Dresden. Holger Hase ist Stadtrat sowie Mitglied der AG 13. Februar: "Wenn es Pläne für eine Umgestaltung oder einen neuen Gedenkort gegeben hätte, wüsste ich das".

Holger Hase ist seit 5 Jahren in der AG 13. Februar und enagiert sich in Denk Mal Fort e.V. für die Erinnerungskultur in Dresden. Hier steht er an einem Block-Grabstein für die Bombenopfer der Luftangriffe - gepflegt ist das Umfeld nicht.

Holger Hase ist seit 5 Jahren in der AG 13. Februar und enagiert sich in Denk Mal Fort e.V. für die Erinnerungskultur in Dresden. Hier steht er an einem Block-Grabstein für die Bombenopfer der Luftangriffe - gepflegt ist das Umfeld nicht.

Bild: Branczeisz/Archiv

"Welche Toten sind uns wichtig?" lautete die etwas makabere Überschrift zu einem Artikel im Wochenkurier am 5. Juni 2023. Allerdings traf der Titel genau das worum es geht - Wie gehen wir mit unserenToten um? Wem gedenken wir auch in Zukunft? Wie gedenken wir und wen würden wir vielleicht sogar am liebsten vergessen? Auslöser dieser Fragen, mit der sich eine Kommission in Dresden seit einiger Zeit beschäftigt, ist die geplante Friedhofsschließung des St. Pauli Friedhofs. Was wird dann aus den Familiengräbern bekannter und weniger bekannter Menschen? Aus Stelen und Gedenksteinen? Wer soll deren Erhalt bezahlen? Darauf läuft es letztlich hinaus - also heißt die Fragen: Wie viel Gedenken wollen wir uns leisten?

Holger Hase, FDP-Stadtrat und in der Kommission aktiv, hat das Verschwinden der Inschrift zum Gedenken an die Bombenopfer sprachlos gemacht. Wie konnte irgendjemand die Inschrift auf dem Altmarkt einfach entfernen? Dieser unglaubliche Vorgang gipfelt darin, dass bis 13.30 Uhr des 16. Januar immer noch kein Statement aus dem Rathaus vorliegt. Dass es sich um eine "planmäßige" Aktion gehandelt habe, wie die erste Rathaus-Erklärung gestern Glauben machen will, weist er von sich. "Ich bin seit 5 Jahren in der AG 13. Februar und im Stadtrat. Wenn es da Pläne für eine Umgestaltung oder einen neuen Gedenkort gegeben hätte, wüsste ich das", so Holger Hase.

Unabhängig von diesem unfassbaren Vorgang, fremdelt Holger Hase auch ein wenig mit der Inschrift, die seiner Meinung nach 2009 "etwas überstürzt" angebracht wurde. "Tatsächlich hat es viele Beschwerden gegeben, weil  die Leute im Sommer auf der Mauer sitzen, essen, die Krümel fallen runter- und das alles auf der Gedenkmauer. Das geht eigentlich icht." Seiner Meinung nach braucht Dresden einen würdigen Erinnerungort an die Opfer der Bombenangriffe, zu mal die Frauenkirche diese Funktion als Neubau so nicht mehr erfüllt wie einst als Ruine.

Wie ein Gedenken am Dresdner Altmarkt aussehen könne, darüber werde eine ernsthafte Debatte nötig sein. Vielleicht schaffe man das ja bis nächstes Jahr, zum 80-jährigen Gedenken. Die Schrift einfach wieder anzubringen, würde ihm nicht genügen.  


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