Birgit Branczeisz

Ein Hochhaus nur aus Holz

Dresden. Hochhaus, Parkhaus, Fußweg - drei spannende Bauprojekte komplett aus dem Baustoff Holz.

Es wird das erste Holz-Hochhaus in Sachsen sein: Am 29. April wird auf der Messe »Holzbautag« in Dresden das erste geplante Hochhaus nur aus Holz vorgestellt.  Hochgezogen werden soll es in Leipzig-Paunsdorf. Partner sind die Wohnungsgenossenschaft Kontakt e.G., die Holzbau Kompetenz Sachsen GmbH und S & P Sahlmann-Planungsgesellschaft Leipzig mbH. Initialgeber ist das Holzbau Kompetenzzentrum aus Dresden, das vor gut drei Jahren vom Freistaat gegründet wurde und einen Schub in Sachen Holzbau bringen soll. Vor allem an Wohnhäusern und Brücken tüfteln die Macher.

Mit dem Holz-Hochhaus legen sie gleich ordentlich vor: 62 Meter hoch soll es sein, aus Fichte und - da Holz statisch sehr elastisch ist - als besondere Scheibenverbund-Bauweise in die Höhe wachsen. »Die Konstruktionsweise ist der eigentliche Clou«, sagt Sören Glöckner, Geschäftsführer der Holzbau Kompetenz Sachsen GmbH. Nicht weniger knifflig ist das Thema Brandschutz. Das wurde neuartig über die Fassade gelöst – nicht mit einer  Sprinkleranlage, wie vielleicht zu vermuten. Die tragenden Teile müssen natürlich so massiv sein, dass sie auch einem Feuer lange genug widerstehen. Eine Kohlefaserschicht bremst das Feuer zusätzlich. Je nach Vorgabe überstehen Träger und andere Bauteile 30, 60 oder 90 Minuten nach Ausbruch eines Feuers unbeschadet. Für das Hochhaus gelten dafür zum Beispiel 90 Minuten. Der einzige Feind eines Holzhochhauses ist nicht das Feuer, sondern Feuchtigkeit, erklärt Sören Glöckner. Hier gelten besondere Vorschriften für Trinkwasser-Wasserleitungen oder Regenwasserschutz. Gebaut wird das Hochhaus 2026 bis 2028 und zwar als bezahlbares Wohnen, nicht wie in Hamburg-Hafencity als Nobelbau, im Übrigen kein reines Holzhochhaus, hier wurde auch Stahlbeton verbaut. Holzfressende Insekten wie die Schwarze Holzbiene und Co sind aus Glöckners Sicht kein Thema. Die technische Trocknung mache das Holz ungenießbar.

Das gilt auch für ein zweites spektakuläres Holzbau-Projekt des Kompetenzzentrums Sachsen. In der Dresdner Friedrichstadt soll auf dem Gelände des städtischen Klinikums ein sechsgeschossiges Parkhaus mit 420 Stellplätzen aus Holz entstehen. Da ein solches Parkhaus locker 50 bis 80 Jahre halten soll, planen die Konstrukteure den Mobilitätswandel mit ein. Die Auffahrtrampen sollen sich mühelos nachträglich entfernen lassen – sodass das Gebäude später auch als Büro- oder Wohnhaus umgebaut werden könnte, sollten nicht mehr so viele Stellplätze nötig sein.

 Jetzt muss der Stadtrat entscheiden. Da wird es noch dauern. Wer früher ein Holzbau-Projekt sehen will, der sei in den Ortsteil Auer der Gemeinde Moritzburg verwiesen. Dort könnte der Bau vielleicht schon nächstes Jahr beginnen, wenn die Finanzierung steht. Es ist ein kleines, aber innovatives Vorhaben – ein Fußweg aus Holz, wie man es etwa aus Mooren kennt. Das klingt ziemlich unspektakulär, ist aber für viele ländliche Regionen sehr spannend. Etwa 60-Meter-Holz-Fußweg am Gasthof Auer an der Staatsstraße könnten ein Problem lösen, das viele Kommunen haben: mit sehr wenig Platz auskommen. Für einen herkömmlichen Gehweg bräuchte es nicht nur den angebauten Fußweg, sondern auch eine bis zu 3 Meter hohe Stütz-Mauer zum Gästegarten des Gasthofes hin, um die Weg-Breite auf der hoch gelegenen Straße plus eine Regenentwässerung hinzubekommen. Außerdem müsste die Gemeinde nach Vorgaben der Wasserbehörde ein Rückhaltebecken und Staukanäle bauen. Ein irrsinniger Aufwand, der dazu das Ortsbild verschandelt.

Ein Holz-Gehweg versiegelt die Flächen nicht. Werden Vorgaben zu Straßenbreiten, Kurvenradien und Entwässerung eingehalten, steht einem Fußweg nach über 20 Jahren Planungs-Hick-Hack nichts im Wege. Die Holz-Träger sind aus Lärche, extrem robust, dazu geschützt gegen Sprühnebel und Spritzwasser – denkbar wäre noch ein fußläufiger Belag. Halten soll  der Holz-Bau 50 bis 80 Jahre.    


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