Birgit Branczeisz/ck

Dem Schicksal ein Gesicht geben

Dresden. Die Tina-Eismann-Stiftung hat ihre erste Spende an den Sonnenstrahl e.V übergeben - möglich wurde dies unter anderem auch durch die WochenKurier-Weihnachtsaktion von 2023.

Tinas Eltern Mike und Silke Eismann, die Stiftungsgründer Lutz Hoffmann und Simone Saloßnick sowie Falk Noack (GF Sonnenstrahl e.V.) bei der Übergabe des Spendenschecks.

Tinas Eltern Mike und Silke Eismann, die Stiftungsgründer Lutz Hoffmann und Simone Saloßnick sowie Falk Noack (GF Sonnenstrahl e.V.) bei der Übergabe des Spendenschecks.

Bild: Branczeisz

»Wie geht‘s dir denn?« – Die Frage traf Silke Eismann – ihr traten Tränen in die Augen und die frühere Arbeitskollegin sagt leise: »Jetzt bin ich ins Fettnäpfen getreten!« Silke Eismann lächelt: »Du hast alles richtig gemacht. Das ist es, was wir uns so sehr wünschen. Dass wir angesprochen werden. Natürlich kann es passieren, dass einem die Tränen kommen, aber es ist so wichtig für uns, über unser verstorbenes Kind reden zu dürfen.«

Familie Eismann hat wohl das Schlimmste erlebt, was es gibt. Sie hat vor zwei Jahren eines ihrer Kinder sterben sehen. Tina. Kurz vor ihrem 16. Geburtstag hat sie im August 2022 den Kampf gegen den Krebs verloren. Eine der behutsamsten Webseiten erzählt davon, macht Mut, weckt Bewunderung für dieses Mädchen.

Tina Eismann ist nicht vergessen. Nach ihr ist eine Stiftung benannt, die Simone Saloßnick und Lutz Hoffmann gegründet haben. Simone ist Botschafterin des Vereins Sonnenstrahl e.V. Dresden und kannte Tina fünf Jahre. »Tina war so stark und sie wollte nicht vergessen werden. Das haben wir uns dann versprochen«, sagt Simone Saloßnick leise.

Überhaupt war das Mädel unglaublich. Man muss sich das vorstellen: Tina hat ihre eigene Beerdigung organisiert, den Redner ausgesucht, hat bestimmt, was dort gesagt wird, für jeden Armbändchen gebastelt, Smileys gemalt. »Tinas Erinnerungsreise« hat es die Familie genannt, nicht Beerdigung. »Das ist doch krass, mit 15. Oder?«, fragt Simone Saloßnick, wie um sich selbst zu vergewissern.

 

Über die Stiftung

 

Die Tina-Eismann-Stiftung, eine Förderstiftung zugunsten des Sonnenstrahl e.V. Dresden, möchte es möglich machen, die Familien noch individueller zu unterstützen. Das heißt, Hilfe anzubieten, wo selbst der Sonnenstrahl e.V. an seine Grenzen kommt. »Sei es Trauerarbeit für Geschwister oder ein gemeinsamer Urlaub mit der gesamten Familie. Wir wollen so wenige Grenzen wie möglich setzen. Auch Hilfe in der Bewältigung des Alltags mit Krebs ist angedacht oder eine kleine Auszeit für die Eltern, wie Nachtwachen am Krankenbett in der palliativen Phase. Die Eltern schlafen ja viel zu wenig, weil sie Angst haben, den Tod ihres Kindes zu verpassen. Die sind am Ende«, weiß Simone Saloßnick. Und für die Mama von Tina wäre ein großer Wunsch, dass die Stiftung es irgendwann schafft, eine Pflegekraft zur Unterstützung des Brückenteams zu finanzieren.

Auch die Geschwister sind ganz wichtig. Was passiert mit denen? »Die werden immer stiller, werden hin- und hergeschoben, weil sich alles um das kranke Kind dreht.« Es gibt Geschwister-Camps mit dem Sonnenstrahl, aber als Familie alleine verreisen oder kleine Abschiedsrituale ermöglichen, solange es medizinisch geht, das ist so im Verein nicht leistbar. Tina war mit ihrer Familie noch einmal in Dänemark, auf den Spuren der Olsenbande – die mochte sie.

 

Zahlreiche Unterstützer

 

Inzwischen hat »Tina« auch anderen geholfen. Zwei Familien konnten ein paar Tage mit ihrem Kind geschützt verreisen, eine Mutter war mit ihrem Kleinkind im Tropical Island. 10.000 Euro werden in den Neubau des Palliativzentrums für Kinder an der Uniklinik einfließen – denn Tinas Stiftung ist auch Bau-Pate. Für Simone Saloßnick ist es das Highlight in diesem Jahr, dass so viel Geld zusammengekommen ist, dass Tinas Name neben anderen Bau-Paten auf einer großen Tafel im Foyer im »Haus Sonnenstrahl« für immer zu lesen sein wird.

Insgesamt sind im ersten Gründungsjahr der Stiftung schon 26.236 Euro zusammengekommen und nun dem Sonnenstrahl e.V. ausgeschüttet worden. »Dass so eine große Summe zusammengekommen ist, haben wir vielen Menschen zu verdanken: Eine Familie hat eine große Summe gestiftet, dieser Kontakt kam durch die Ostsächsische Sparkasse Dresden zustande. Der SG Freital-Weißig 1861 e.V., der Heimatverein von Tina und ihren Papa und Bruder, hat ein Benefizspiel und ein Nachwuchsturnier organisiert, die ‚Fußballfans gegen Krebs‘ aus Münster, die Freitaler mit einem ‚Promi-Kugelstoßen‘ oder die SG Weixdorf – hier haben die Fußballmannschaften einen Teil des Erlöses vom Catering gespendet und einen »Dilettanten-Cup« veranstaltet – sowie der WochenKurier mit seiner letzten Leser-Weihnachtsaktion und viele Einzelspender, Freunde sowie Geschäftspartner – vom Geburtstagskind bis zum Firmenjubiläum. Ein besonderer Dank gilt der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, die diese Stiftung unter dem Dach der Stiftergemeinschaft erst möglich macht.

Allen gemeinsam ist es wichtig, bei dem Thema Krebs bei Kindern nicht zu schweigen, dem Schicksal ein Gesicht zu geben und die betroffenen Familien nicht allein zu lassen.

 

Wer die Stiftung unterstützen möchte, meldet sich bei: simone.salossnick@googlemail.com oder Tel. 0170 / 9311421

www.tinaeismannstiftung.de


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