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Ein Ehrenamt für Spezialisten

Sachsen. Wussten Sie, dass beim Technischen Hilfswerk (THW) nur zwei Prozent der Mitarbeiter fest angestellt sind? Der Rest engagiert sich ehrenamtlich. Wir nehmen dieses besondere Ehrenamt unter die Lupe.

Beim ersten Not-Abriss an der Carola-brücke in Dresden, kurz vor dem Hochwasser, haben auch viele Ehrenamtler mit angepackt. Viele von ihnen waren vom Technischen Hilfswerk (THW). Wir sprachen darüber mit Martin Wolter vom THW-Landesverband Sachsen-Thüringen.

 

Herr Wolter, mir war gar nicht bewusst, dass beim THW so viele Ehrenamtler dabei sind.

Das geht vielen Menschen so. Aber es sind nur zwei Prozent, die tatsächlich hauptberuflich beim THW arbeiten.

 

Wo haben Sie in Dresden und im Umland Ihre Standorte?

Wir haben in Dresden unsere Regionalstelle, die von Riesa, Dresden, Radebeul, Dippoldiswalde, Pirna, Kamenz, Bautzen und Löbau bis Zittau zuständig ist, insgesamt also mit neun Ortsverbänden.

 

Wie viele Helfer waren denn beim ersten Brücken-Abriss dabei?

Wir hatten bis zum 19. September 182 ehrenamtliche Kameraden aus Dresden, Radebeul, Dippoldiswalde, Pirna, Bautzen sowie Leipzig und Zwickau im Einsatz.

 

Ihre Einsätze sind ja anspruchsvoll. Wie läuft die Ausbildung bei Ihnen?

Zunächst ähnlich wie bei der Feuerwehr, jeder bekommt ein halbes bis dreiviertel Jahr lang eine Grundausbildung. Danach kommt derjenige in die entsprechende Einheit und hat dort noch einmal ein gutes Jahr eine Fachausbildung.

 

Welche Einheiten gibt es beim THW?

Alles, was mit technischer Hilfe und Führungsunterstützung zu tun hat. Der Klassiker ist dabei die Bergungsgruppe, aber auch die Führungsunterstützung bestimmter Maßnahmen, wie Kommunikationstechniken (z.B. Richtfunk und Logistik) ganz groß und dann die ganzen Spezialfähigkeiten vom Sprengen und der Elektroversorgung über Brückenbau und Wasserrettung bis Wasserschäden.

 

Muss man dafür in einem verwandten Beruf unterwegs sein oder nehmen Sie Laien?

Das kommt ein bisschen auf die Fachgruppe an. Wenn wir die Elektroversorgung nehmen, dann muss der Gruppenführer schon beruflich seinen Elektro-Meister-Abschluss haben. Alles andere hätte keinen Sinn. Viele andere Fähigkeiten werden tatsächlich im THW erlernt, etwa ein- bis zweimal im Monat treffen wir uns dazu.

 

Interessiert das viele oder haben Sie Nachwuchssorgen?

Das THW ist gut aufgewachsen in den letzten Jahren, allerdings nicht überall gleichmäßig. Wir haben großen Zulauf in den Ballungszentren Dresden und ganz besonders Leipzig. In den ländlicheren Regionen, wie Torgau oder Thüringen, sieht das anders aus.

 

Bei den Feuerwehren wird seit Jahren diskutiert, ob nicht doch eine Berufswehr nötig ist, um die Einsätze abzusichern. Wie sieht das bei Ihnen aus?

Die Feuerwehr ist gesetzlich an Ausrückezeiten gebunden – das ist bei uns nicht so. Wir denken flächiger. Insofern können wir unsere Einsätze gut absichern.

 

Wie motivieren Sie Ihre Leute?

Ich hoffe ja, wir sind spannend! Aber natürlich sind bei uns auch die Zusammengehörigkeit, das Team-Gefühl und gute Lehrgangsangebote, die man sonst nicht so bekommen würde, sehr wichtig. Wir versuchen, da wenigstens einmal im Jahr ein Highlight zu setzen.

 

Vielen Dank für Ihre Zeit.


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