Birgit Branczeisz

Audiostories entlang der Autobahn

Dresden. Die Stadt Dresden, Schloss Pillnitz, Weingut Wackerbarth und Hellerau – alle machen mit bei dieser neuen App, die es ab 19. Mai gibt.

Sind Sie schonmal auf der Autobahn an den großen braunen touristischen Tafeln vorbeigefahren und haben sich gefragt, was es mit dieser oder jener Sehenswürdigkeit auf sich hat? Ein flüchtiger Gedanke, der schon vielen gekommen sein dürfte. Sebastian Michel hat er nicht mehr losgelassen. Jetzt ist daraus eine Geschäftsidee geworden. Der Maschinenbauingenieur hatte auf einigen Dienstreisen einen Professor, der das Radio nicht gern einschalten wollte. Irgendwie kamen beide schließlich über die interessanten Orte entlang ihrer Route zu sprechen. Was, wenn er diese Geschichten auch anderen Reisenden erzählen könnte?

 

Fangemeinde für Schilder

Eine Anfrage bei Behörden ergab: Es gibt zwar genaue Vorgaben, wo und wie ein Schild aufgebaut werden darf – aber niemand hat sie je gezählt oder inhaltlich ausgewertet, also kein zentrales Register. Etwas, was die neue Autobahn GmbH jetzt im Übrigen nachholen wird. 3.400 solcher Tafeln soll es schätzungsweise an Deutschlands Autobahnen geben. Mit der Auskunft kommt man freilich nicht weit. Für Sebastian Michel bedeutete das, einen anderen Weg zu finden. Der Dresdner wandte sich an die Fangemeinde dieser Wegweiser, die auf Online-Portalen weit akribischer Buch geführt hatte.

Und er kontaktierte schließlich die Destinationen selbst – Gemeinden, Freizeitparks, Museen und Weingüter. Aus anfangs zwei Mitstreitern sind über 30 geworden und eine Firma. Sie heißt Signseeing GmbH, sitzt in Dresden und will Autobahnen mit der App unterhaltsam erschließen. Zunächst die in Sachsen, später die beliebtesten Routen der Sachsen, zum Beispiel an die Ostsee und schließlich ganz Deutschland. Im Hinterkopf hat der Dresdner dabei die Vision, einmal ganz Europa in mehreren Sprachen so erlebbar zu machen. Doch Europa muss warten. Schließlich sollen die Audiostories keine Wikipedia-Fakten im Werbesprechton runterrasseln.

 

Professionelle Sprecher gebucht

Die Mini-Hörspiele von etwa zwei Minuten Länge werden originell von ausgebildeten Sprechern vertont. Hotels, Gaststätten, andere Ausflugsziele, Events und Fotos – all das kann der Auftraggeber mit einbinden. Werbung soll es nicht geben. Die Idee: Premiumpartner zahlen einen Jahresobolus. Destinationen, die nicht dabei sind, werden erwähnt, damit keine weißen Flecken in der Schilder-Landschaft entstehen. Das Ganze gibt‘s per App aufs Handy für unterwegs. Nach dem Motto »Hören, Staunen, Hinfahren« finden das bereits 50 Premiumpartner richtig gut.

Das Who is Who wird länger. Die Stadt Dresden, Pirna, Schloss Wackerbarth, Hellerau, das militärhistorische Museum, Pillnitz, die Albrechtsburg Meißen, Schloss Rammenau, der Barockgarten Großsedlitz – sie alle wollen mehr als nur an den Augen der Autofahrer vorbeihuschen. Am 19. Mai wird die App »signseeing« veröffentlicht und kann kostenlos im jeweiligen App-Store heruntergeladen werden. Wer will, kann die Beiträge in der Mediathek nachhören. Damit es hoffentlich nie wieder heißt: »Aus den Augen, aus dem Sinn.«


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