Die Letzten werden die Ersten sein
An zwei Tagen in der Woche gilt es für die Jugendlichen am PL-Zentrum der Oberschule »Am Stadtrand« Aufgaben in Lernwerkstätten zu absolvieren, während an den restlichen drei Tagen in Praktikumsbetrieben gelernt und gearbeitet wird. Wir sprachen mit PL-Lehrer der ersten Stunde Hans Hauser. Wenn Sie Produktives Lernen mit nur drei Begriffen beschreiben sollten, wie würde das klingen? Hans Hauser: Alternativ, erfolgreich, wertvoll. Was ist konkret anders auf dem Weg zum Hauptschulabschluss? Wir geben Schülern die Möglichkeit anders zu lernen. Sie können praktische und lebensnahe Erfahrungen sammeln. Sie haben die Möglichkeit einen Hauptschulabschluss zu erreichen und viele nutzen diese Chance. Besonders freut es uns natürlich, wenn sie für ihre Bemühungen mit einer Anschlussperspektive belohnt werden. Und wir glauben, einige auch mit Verhaltensweisen ausgestattet zu haben, mit denen man sich in der Öffentlichkeit auch sehen lassen kann - Manieren statt blamieren. Das Projekt gibt es bereits seit zehn Jahren und hat sich sehr erfolgreich entwickelt. Schüler, die Probleme mit dem alltäglichen Unterrichtsprogramm in Oberschulen haben, können sich für die Teilnahme an diesem in der Region bislang einzigartigem Projekt bewerben. Nur wer in der Orientierungsphase seinen Willen und das nötige Engagement zeigt den Schulabschluss auch erreichen zu wollen, darf Teil dieses besonderen Projektes werden. Was ist das für ein Gefühl die letzten PL-Schüler in der Oberschule »Am Stadtrand« begrüßen zu dürfen? Die letzten? Das klingt ein bisschen wie Abschied, Aus, Ende. Das ist es ja ganz und gar nicht. Weder für mich, für meine Kollegen noch für das großartige Projekt. Erstmal bleibt es ein ganz normales Schuljahr für diese neuen PL-er, mit dem Ziel auch im nächsten Jahr noch dabei zu sein. Aber eben dann schon im neuen Oberschulzentrum. Und dort werden sie die ersten PL-er der jüngsten Generation sein, die das Projekt dort weiterführen. Wahrscheinlich werden wir auch erst gegen Ende des Schuljahres realisieren, dass wir ein solides, vertrautes und auch nach zehn Jahren noch ordentlich erhaltenes Umfeld verlassen müssen. Welche Erwartungen haben Sie an das integrierte neue PL-Zentrum? Wir ziehen um, wie alle anderen Oberschüler auch. Ich habe eher die Erwartung an das Ganze, an das Oberschulzentrum an sich. Dass es gut und verantwortungsvoll von allen angenommen und genutzt wird. Schließlich hat man für uns Lehrer und Schüler Millionen verbaut, etwas ganz Besonderes geschaffen. Das müssen alle wertschätzen. Wir PL-er erhalten allerdings auch hier wieder einen separaten Bereich für uns. Das ist gut und wichtig für unsere Schüler und für unsere Arbeit mit ihnen. Sind die Ideen der PL-Lehrer bei der Bauumsetzung berücksichtigt worden? Auf alle Fälle sind wir für unseren Bereich von Anfang an einbezogen worden. Ja, unsere Vorstellungen und Ideen bezüglich der Raumaufteilung und Raumnutzung fanden Berücksichtigung. Davon konnten wir uns bei ersten Begehungen bereits überzeugen. Unsere Wünsche hinsichtlich des Mobiliars und technischer Ausstattung sind nicht ausgefallen, sondern vernünftig und entsprechen denen anderer Fachbereiche. Wann genau ist der Umzug geplant? Das wissen wir noch nicht genau. Erstmal bleibt abzuwarten, ob der Umzug tatsächlich erst zum nächsten Schuljahr stattfinden wird und nicht etwa schon eher. Ideen gibt es da sowohl für die PL-er, aber auch für die ganze Schule. Genauso, wie wir daran arbeiten unsere Schule würdig zu »schließen« und sie der Stadt und unsere Nachfolgerin der Adler-Grundschule zu übergeben. Für unseren Umzug lassen wir momentan noch eine besondere Idee reifen. Vielleicht holen wir ja alle Lehrerinnen und Lehrer, die hier einmal ihren Dienst verrichteten, noch einmal in diese Schule, um gemeinsam mit ihnen diese Ära zu beenden, nicht mit Wehmut, sondern feierlich. Dazu werden wir zeitnah einen Termin und einen Kontakt für eine Anmeldung bekanntgeben.