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Ein Avatar für Lukas

Spremberg. Die Klasse 7a der Berufsorientierenden Oberschule Spremberg unterstützt ihren leukämiekranken Mitschüler Lukas. Dafür zog kürzlich ein besonderer Gast in ihr Klassenzimmer ein.
Über den kleinen, weißen Avatar können die Siebtklässler und Klassenlehrerin Judith Richter (r.) jetzt Kontakt zu ihrem Mitschüler Lukas aufnehmen.

Über den kleinen, weißen Avatar können die Siebtklässler und Klassenlehrerin Judith Richter (r.) jetzt Kontakt zu ihrem Mitschüler Lukas aufnehmen.

Bild: Privat

Seit diesem Schuljahr besucht Lukas die 7a der Berufsorientierenden Oberschule Spremberg (BOS). Eigentlich – denn die Mädchen und Jungen aus seiner Klasse hat er noch nie gesehen. Lukas kann zurzeit nicht am Unterricht teilnehmen, denn er leidet seit September letzten Jahres an Blutkrebs und befindet sich seitdem fast ausnahmslos in einer Dresdner Klinik.

Natürlich ist es auch für die Schülerinnen und Schüler der 7a ungewohnt, einen Klassenkameraden unter sich zu wissen, den sie noch nie erlebt haben. Was ist er für ein Typ? Lustig oder verschlossen? Eher gut in Englisch oder in Deutsch? Welche Games spielt er gern? Wofür interessiert er sich? – Es gibt viele Dinge, über die man sich austauschen müsste. Aber wie? Seit dem Dienstag vor den Herbstferien ist das möglich, mit Hilfe eines Avatars.

 

Die Bürgermeisterin um Hilfe gebeten

Angeregt durch die tolle Aktion, die im August für den ebenfalls leukämiekranken 18-jährigen Tamino aus Spremberg stattfand, sind Bekannte aus Lukas‘ Familie auf die Idee gekommen, ebenfalls Hilfe zu organisieren. Während der Bürgersprechstunde bei Bürgermeisterin Christine Herntier wurde auf die Situation von Lukas und seiner Familie aufmerksam gemacht. Damit Lukas etwas aus seiner Isolation herauskommt, wäre es schön, wenn er Kontakt zu den Mitschülern bekommen könnte. Eben mit solch einem Avatar: einem Roboter mit einer Kamera im »Kopf«. Über die kann Lukas von seinem Krankenbett aus in die Klasse sehen. Der Kopf leuchtet grün, wenn er was sagt, blau, wenn er nur zuhören möchte, ohne angesprochen zu werden. Lukas kann aus der Ferne den Kopf des Avatars um 360 Grad drehen und bekommt somit einen Rundumblick ins Klassenzimmer. Ermöglicht hat das Ganze der Sonnenstrahl e.V. aus Dresden, ein Elternverein, der sich um krebskranke Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern kümmert.

 

Regelmäßig in Verbindung bleiben

Für Christine Herntier stand sofort fest: Auch in diesem Fall muss sofort geholfen werden! Und es hat geklappt: Da in der Schule auf dem Georgenberg, wo die 7. Klassen unterrichtet werden, natürlich Internet anliegt und die Software erfolgreich installiert wurde, konnte inzwischen die erste Kontaktaufnahme erfolgen. Darüber freuen sich nicht nur Schulleiter Roland Wolter und Klassenlehrerin Judith Richter, sondern auch Bürgermeisterin Herntier mit Lukas und seiner Familie.

Und die Mitschüler von Lukas? Die wollen jetzt regelmäßig mit ihm via Avatar Verbindung aufnehmen. Alle Eltern haben ihre Einverständniserklärung abgegeben, dass Teile des Unterrichts an Lukas‘ Krankenbett übertragen werden dürfen. Eine außergewöhnliche Situation, die außergewöhnliche Maßnahmen erfordert. Es ist eine wunderbare Geste, dass die Klassenkameraden ihren bisher unbekannten Mitschüler nicht im Stich lassen.


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