Zurückkommen, bleiben, verändern
Unter ihnen sind die Neustädter Anikó Thomas und Alexander Sachse. Während es Alexander aus Dresden in die alte Heimat zurücklockte, war der Weg für Anikó deutlich weiter. Sie hatte sich gemeinsam mit Ehepartner und Kindern ein Leben in Schleswig-Holstein aufgebaut. Da sie jedoch ihre Eltern und viele Freunde in der alten Heimat zurückließ, stellte sie sich irgendwann die Frage »Was bedeutet Zeit?« und beantwortete sie für sich damit, dass sie wieder näher an ihre Wurzeln in Neustadt heranrücken wollte, zu den Eltern und mittlerweile Großeltern ihrer Kinder. Nach gründlicher Abwägung zog sie mit ihrer Familie nach 17 Jahren in der Ferne im Jahr 2021 zurück. Eine Herausforderung war dabei die Wohnungssuche. »Alles, was man sich aufgebaut hat, lässt man hinter sich«, resümiert Anikó Thomas. Das Weggehen sei notwendig gewesen, um sich beruflich zu entwickeln, stellt die gelernte Handelsfachwirtin fest. Mittlerweile empfindet sie den Schritt von Weggehen und Wiederkommen als Bereicherung für ihr Leben.
Attraktiv statt anonym
Der 36-jährige Alexander Sachse hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Nach zwölf Jahren in Dresden zog er im Jahr 2023 ebenfalls »aufs Land« zurück. Er sagt: »Wenn man älter wird, sieht man manche Dinge anders, zumal wenn man Kinder hat.« Alexander ist von Beruf Kriminalhauptkommissar und steht zu seinen Wurzeln in Neustadt. Er bemerkt deutlich den Unterschied von anonymer Großstadt in Dresden und dem Leben in einer Kleinstadt, wo jeder jeden kennt. Das ist es, was das Wohnen hier bereichert – man kennt sich.
Mehr Menschen in der Region halten
Sowohl Anikó Thomas als auch Alexander Sachse engagieren sich seit ihrer Rückkehr sehr für ihre Heimatstadt. Beide sind bei den Freien Wählern aktiv. Alexander stellt in Bezug auf seine Heimatstadt fest: »Neustadt ist attraktiv, aber es wird so nicht wahrgenommen.« Wichtig ist ihnen dabei, dass möglichst viele Jugendliche in verschiedene Aktionen der Stadt einbezogen werden. Es sei nötig, den Jugendlichen hier eine Zukunft zu geben, damit nicht auch sie erst abwandern.
Dabei geht es beiden Rückkehrern ganz speziell um Gemeinsamkeit. Ihre Stadt müsse noch attraktiver für die Wirtschaft werden, damit Arbeitsplätze die Menschen in der Region halten. Und die vielen Vereine müssten einbezogen werden. Ein gutes Beispiel ist hier das kürzlich eröffnete »Stadtgeflüster«, das nach den Vorstellungen von Anikó Thomas und Alexander Sachse zu einem echten Generationentreff entwickelt werden müsste. Dabei könnten sie sich vorstellen, dass beispielsweise Schüler als Betreuer vor Ort mitwirken könnten. Besonders wichtig sei beiden, dass in Neustadt ein Medizinisches Versorgungszentrum entsteht.
»Die Menschen müssen mitgenommen werden« – dieses Credo ist beiden sehr wichtig. Im Gebäude Dr.-Wilhelm-Külz-Straße 16, das der Familie von Anikó Thomas gehört, wurden bereits erste Ideen Wirklichkeit. »Das neue Kunstgewerbe« dient als Ausstellungsraum und hat viel Potenzial, in Zukunft weitere künstlerische Projekte zu beherbergen. Beide Neustädter sind mit viel Herzblut dabei, um zu helfen, ihre Heimatstadt in eine attraktive Zukunft zu führen. Das Engagement von Anikó Thomas und Alexander Sachse wirkt ansteckend – das ist es, was eine Region nötig hat.
Wie Alexander sich die Zukunft wünscht, bringt er auf den Punkt: »Man darf sich dem Neuen nicht verschließen und muss dabei neue Wege gehen.« Anikó ergänzt: »Wir müssen die Gemeinschaft bewahren, denn alles Gute liegt hier.«