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Schloss Kuckuckstein in Liebstadt kann in seiner ursprünglichen Form nicht erhalten werden. An dem gut 1000 Jahre alten Gemäuer hat dermaßen der Zahn der Zeit genagt, dass "wir große Teile leider abreißen müssen", erklärt Schlossherr Jens Höhnel, der den Entschluss "sehr bedauert". Der Verfall der historischen Bausubstanz sei inzwischen soweit fortgeschritten, dass es kein Zurück mehr gibt. Das hätten intensive Untersuchungen ergeben. "Die bislang historisch geprägte Burganlage ist ganz und gar nicht mehr zeitgemäß. Ein moderner Neubau wäre wesentlich preiswerter als eine aufwendige Sanierung", sagt der Geschäftsmann auch im Hinblick auf die Finanzen.
"Rettung mit Spenden allein nicht möglich"
Bei der denkmalgerechten Sanierung sei man immer wieder auf Spenden oder Zuschüsse angewiesen. Eine derart enorme Finanzkraft könne auch vom Verein "Schwarzes Kleeblatt", dessen ehrenamtlich Engagierte das Schloss seit geraumer Zeit wieder der Öffentlichkeit zugängig machen, dort Geschichte, Kunst und Kultur präsentieren, nicht abverlangt werden. Deshalb habe man sich jetzt für ein außergewöhnliches visionäres Bauvorhaben entschieden. Kuckuckstein mit seiner besonderen Lage und starken Ausstrahlung soll eine Top-Adresse für Wohnen im ländlichen Raum werden. Realisiert wird das Ganze durch einen modernen Architekturbau mit Eigentumswohnungen. Dieser werde einen besonderen Akzent setzen und das Schloss in der romantischen Naturlandschaft enorm aufwerten, so Höhnel.
Bergfried und Zugbrücke bleiben erhalten
Der Abriss kam für viele Außenstehende überraschend, sei aber beschlossene Sache, genauso wie der Neubau eines anspruchsvollen, dreigeschossigen Wohnkomplexes, der höchstem Standard gerecht werden soll. An dem Projekt werde nicht gerüttelt. Es ist unaufschiebbar. Start sei am 1. April. Ronny Schiebel von der Firma Schiebels Power aus dem Glashütter Ortsteil Dittersdorf war bereits Ende März mit einem großen Abbruchbagger auf den Innenhof gerollt und hat sich mit dem Baugerät samt hydraulischem Bohrhammer in Position gebracht. „Futzi“ – so der Spitzname des Baufachmannes - wird den ehemaligen Bergfried - den unbewohnten, markanten Hauptturm – freilegen und den Rest des Schlosses abtragen. „Bergfried und Zugbrücke sind gestalterisches Element in den Planungen und werden deshalb erhalten“, erklärt Jens Höhnel. Altes zu bewahren und mit Neuem zu ergänzen, knüpfe an eine reiche Architekturtradition an.
Eigentumswohnungen mit Aussicht
Wenn die zahlreichen verwinkelten Anbauten und meterdicken Außenmauern entkernt und abgerissen sind und der Bauschutt beräumt ist, stehe ausreichend Platz für mehrere großräumige Eigentumswohnungen mit hochwertigstem Design, Komfort und Ausstattung auf jeweils über 100 Quadratmetern Fläche zur Verfügung. Um den Zeitgeist der Moderne widerzuspiegeln, lassen große Glasflächen viel Licht in die Zimmer und einen herrlichen Blick über die linearen Erweiterungsgebäude. Lediglich im Eingangsbereich soll der originale Fußboden in Holzoptik nachgebildet werden. Im Masterbad werden rauer Naturschiefer und glatt polierter Carrara-Marmor einen schwarz-weißen Kontrast bilden. Über die alte Treppe im Turm sind die Wohnetagen problemlos erreichbar.
Denkmalschutz gab grünes Licht
Wenn alles fertig ist, werde das Anwesen auf einem Felsvorsprung (380 m ü. NN) über dem Flusstal der Seidewitz der Stadt ein völlig neues Bild geben. Moderne Architektur sei vielen noch ein Dorn im Auge, vor allem, wenn sie mit ehrwürdigen und historischen Gebäuden kombiniert würden, so der Bauherr. „Unsere Planer haben jedoch mit einem innovativen Schachzug überzeugt, so dass selbst Denkmalschützer begeistert sind und dem Vorhaben sofort grünes Licht gegeben haben. Klarheit und Strenge der Neubauten verbinden sich mit der Großzügigkeit und Atmosphäre der Altbausubstanz.“ Nach Aussage der Planer soll dieses Pilotprojekt Vorbild und Anreiz sein, um weitere Kulturdenkmäler vor dem Verfall zu retten und "mit neuem Leben und neuer Liebe" zu füllen.
Wer Schlossherr werden und seine Wohnadresse auf Schloss Kuckuckstein verlegen möchte, sollte sich beeilen. Laut dem Investor hätten bereits zahlreiche Kaufinteressenten, insbesondere jene mit hohen Erwartungen und Qualitätsansprüchen, für die Eigentumswohnungen an dieser Nobeladresse angefragt.
Update 1. April, 19.40 Uhr: April, April! Schloss Kuckuckstein wird nicht abgerissen! Auch entsteht hoch über dem Seidewitztal kein extravagantes modernes Nobel-Wohnen. Nichts Abriss! Das Kulturgut steht unter Denkmalschutz. "Keine Angst! Ich liebe das Alte, das Historische", sagt Schlossherr Jens Höhnel.
Reaktionen auf die am 1. April veröffentlichte Nachricht über das "gewagte Vorhaben" ließen nicht lange auf sich warten. Einige hielten es von Anfang an für "verrückt". Mit Blick auf die Visualisierung, die die Planungen offenbar gar nicht so schlecht veranschaulichten, hätten andere wiederum gedacht, es sei ernst. Vereinzelt seien sogar Neugierige vorbeigekommen, um zu schauen, was wirklich am Schloss los ist. "Uns haben in der Tat ein ganz paar Anfragen wegen der Wohnungen erreicht", so Bauherr Höhnel. Mit einem Augenzwinkern: "Leute fragten, ob sie auch mit Bitcoin (Kryptowährung) zahlen könnten..."
Scherz beiseite: Unternehmer Jens Höhnel setzt seit Frühjahr 2018 gemeinsam mit Unterstützern u.a. vom Verein „Schwarzes Kleeblatt“ und seiner Familie alles daran, das einzigartige, kulturhistorische, geschichtsträchtige Kleinod zu retten und Kuckuckstein für die Nachwelt bzw. nächsten Generation(en) zu erhalten – eine Mammutaufgabe, die sich die Enthusiasten gestellt haben und die ohne ideelle und finanzkräftige Gönner nicht auskommt. Denn dabei gelte es, einen hohen Sanierungs- und Unterhaltungsaufwand zu stemmen. Marode Dächer, tiefe Risse in der Fassade und in den Gebäudemauern, zusammengebrochene Stützmauern müssten in kurzer Zeit gesichert und erneuert werden, um den fortgeschrittenen Verfall zu stoppen und Folgeschäden abwenden zu können. Und das, könne auch nur gelingen, so wie es die Finanzen zulassen.
Der im Foto abgebildete Bagger war bis Ende März nicht zufällig im Innenhof der einstigen Grenzfeste in Aktion. Mit dem Baugerät half Ronny „Futzi“ Schiebel den Schacht für einen Regenwassersammelbehälter bzw. Klärgrube zu errichten. Auch sonst sind um das sagenumwobene Kuckuckstein derzeit einige Gewerke zu Gange, um mit der äußerst aufwendigen, denkmalgerechten Restaurierung voran zu kommen. Derzeit wird die Schlosszufahrt erneuert und dabei vor allem die Außenstützmauern instand gesetzt – so vom Parkplatz bis zur Hofeinfahrt.
Auf etwa 400 Metern Länge würde der Steinwall vernadelt, verankert und verfugt, Stellen, die eingestürzt waren, neu gemauert. Damit Baumaschinen und Zulieferer trotzdem noch den Innenhof befahren können, sei von Herbergen aus der Waldweg zum Schloss gesplittet und damit eine behelfsmäßige Baustraße errichtet worden, erklärt Höhnel. Fundamentale Hauptaufgabe danach sei es, so schnell wie möglich, das in die Jahre gekommene Dach zu sanieren und die Fassade auf Vordermann zu bringen.
Wer Schloss Kuckuckstein und dem gemeinnützigen Verein „Schwarzes Kleeblatt“ egal wie unter die Arme greifen will, ist genauso wie neue Mitstreiter oder auch Spenden jederzeit gern gesehen. Und zwar unter folgendem Kontakt: Verein „Schwarzes Kleeblatt“ e.V., Sitz: Schloss Kuckuckstein, Schloßstraße 1, 01825 Liebstadt, Email: info@schwarzes-kleeblatt.de, Website im Internet: www.schwarzes-kleeblatt.de.
Unter dem Motto „Neues Leben und neue Liebe für Schloss Kuckuckstein“ sammeln die Mitglieder Spenden (Bescheinigung wird erstellt) für ihr Projekt - Bankverbindung: Ostsächsische Sparkasse Dresden, IBAN DE97 8505 0300 0225 7484 95, BIC OSDDDE81XXX.