

Dieses Wetter haben sich weder Hundeführer Stefan Roske, noch seine Malinois-Hündin Aggy ausgesucht. Es pfeift eisig auf der Festung Königstein, Kellern und Katakomben sind dunkel und sicher voller unbekannter Gerüche - genau das richtige Umfeld für die Rauschgiftspürhündin und ihren Polizeimeister.
Beide sind zusammen in Ausbildung, für den jungen Mann ist es der erste Hund. Dass Aggy ihre Sache gut macht und die Drogenprobe findet und Zeichen gibt, freut ihn sichtlich. Das Team ist eines von 28 der Polizeidirektion Dresden, das auf der Festung in allen Spezialdisziplinen eine große Übung hat. Die letzte war durch Corona immerhin 2020 und auch das in einem Polizeiobjekt.
Echtsituationen an den unmöglichsten Orten sind aber das beste Training für Mensch und Hund. Schließlich sollen sich beide selbstsicher und entspannt bewegen, egal welche störenden Einflüsse einwirken. Deshalb haben die Hundeführer auch den Hunde-Kindergarten mitgebracht: sechs aufgeweckte Junghunde zwischen 6 bis 11 Monaten, die an solche Orte gewöhnt und voll auf ihren Menschen fixiert werden. Das geht am besten - natürlich mit Leckerlis. Da unterscheidet sich der Profihund nicht vom Vetter auf der Couch.
Bislang trat "Polizeikommissar Rex" seinen Dienst mit ein bis drei Jahren an - doch seit diesem Jahr kauft die Polizei Welpen bei ausgesuchten Züchtern. Dafür sehen sich Talentscouts Nachwuchs und Eltern genau an. Sie müssen verspielt sein, agil und eine gewisse Härte mitbringen, erklärt Polizeihauptkommissarin Manuela Brühl, amtierende Leiterin der Diensthundestaffel. Im Alltag kann es schließlich schnell brenzlig werden. Die Hunde fahren mit zu Polizeieinsätzen bei Demonstrationen, suchen Orte ab, bevor dort ein Politiker langläuft, suchen Vermisste, Patronenhülsen oder Drogen.
Ausbildet wird immer dual - als Schutzhund mit der Spezialrichtung Rauschgiftspürhund, Fährtenhund oder Sprengstoffhund. Jeder Hundeführer hat einen kleinen Koffer mit Fährten von Marihuana, Haschisch, Crystal und Ektasie zum Fährtelegen. Bei Sprengstoffen gibt es sogar 19 zu identifizierende Stoffe. Dabei ist wohl vielen nicht bewusst, dass trainierte Hunde sogar bis zu 25.000 für den Menschen zum größten Teil nicht wahrnehmbare Gerüche voneinander unterscheiden können. Aber wer die wichtigsten Stoffe sicher in jeder Umgebung findet, gehört schon die den Profis.
Einmal im Jahr müssen das die Teams unter Beweis stellen. Dann sehen die Prüfer genau hin, ob alles sitzt. "Wenn die Hundeführer aufgeregt sind, spiegelt das natürlich auch der Hund", sagt Manuela Brühl. Da müssen "Herrchen" oder "Frauchen" an sich arbeiten. Apropos. Von den 28 Hundeführern sind sechs Frauen. Eine von ihnen ist Polizeihauptmeisterin Simone Kirmes, die seit 32 Jahren bei der Polizei ist und mit ihrem zweijährigen Schäferhund Brisco routiniert Sprengstoff-Fährten im historischen Fasskeller sucht. Die 54-Jährige würde diese Job gern bis zur Rente machen. Sie hat ihr Hobby zum Beruf gemacht, sagt sie selbst.
Brisco wird wie jeder Diensthund, spätestens nach zehn Jahren in Rente geschickt. Aber keine Angst, er wird sicher bei Simone Kirmes bleiben. Über 95 Prozent der Hundeführer behalten ihren Hund privat, wenn sie alt werden. Das Gros der Hundestaffel machen Malinois aus, die den Deutschen Schäferhund seit Jahren von der Topposition 1 verdrängt haben. Der Exot in der Dresdner Hundestaffel ist ein Rottweiler, der eine besondere Nase für Sprengstoff hat. Im Polizeidienst zu finden sind aber auch Riesenschnauzer, Dobermann, Airedaleterrier - und Bloodhound.
Letztere sind an der Diensthundeschule Naustadt und werden gerufen, wenn Fährten älter als zwei Tage sind. Sie sind Leichenspür-Hunde und Vermissten-Suchhunde der Extraklasse. Insgesamt gibt es in Sachsen etwa 130 Hundeführer. Nachwuchssorgen wie überall - hier Fehlanzeige. "Wir haben jedes Jahr mehr Bewerber als Stellen", bestätigt Manuela Brühl. Der Hund und sein Mensch bleiben eben ein Team fürs Leben.