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Erinnerung an Sebnitzer Glanzzeiten

Neuer innerstädtischer Wanderweg in Sebnitz: der „Blümelpfad“
Eine Station des "Blümelpfades" ist auch die "Deutsche Kunstblume". Mit etwas Glück treffen Sie das Sebnitzer Blumenmädchen Vanessa Blume.      Foto: Archiv

Eine Station des "Blümelpfades" ist auch die "Deutsche Kunstblume". Mit etwas Glück treffen Sie das Sebnitzer Blumenmädchen Vanessa Blume. Foto: Archiv

Die Sebnitzer Kunstblumenindustrie entstand Anfang des 19. Jahrhunderts und machte die Stadt reich und in Sachsen und darüber hinaus bekannt. An diese großen Traditionen will der Mitte Mai eröffnete innerstädtische „Blümelpfad“ erinnern.  Das Königreich Sachsen war 1833 dem Deutschen Zollverein beigetreten, was dazu führte, das die traditionell im angrenzenden  Böhmen produzierenden Blumenhersteller beim Übertritt nach Sachsen in der Grenzstadt Sebnitz Zoll zu entrichten hatten. Schnell verlagerte sich die Produktion daher auf das sächsische Gebiet und da vor allem auf das Stadtgebiet von Sebnitz. Produktionsräume wurden angemietet und nach und nach die Sebnitzer Bürger in die Produktion eingebunden. Die anfangs noch skeptisch betrachteten Blumenmädchen waren deshalb bald begehrte Heiratskandidatinnen für den einen oder anderen Webergesellen. Die Änderung in der Mode ließ die Nachfrage nach allen Arten und Formen künstlicher Blumen und Blätter bis Ende des 19. Jahrhunderts stark ansteigen.  Schon 1906 machte der Export der Kunstblumen, der auch bis nach Großbritannien, Frankreich, Italien und Amerika reichte, bis zu 20 Prozent des gesamten Exportvolumens des sächsischen Königreiches aus. Sebnitz entwickelte sich zum Zentrum der Blumenindustrie im gesamten   Kaiserreich. Die Weltwirtschaftskrise und das Dritte Reich brachen diese Entwicklung ab. Während der Zeit der DDR wurden die verbliebenen Restbetriebe nach und nach in den 1953 gebildeten VEB Kunstblume Sebnitz integriert. Dennoch blieb die Bedeutung privater Betriebe groß, erst 1972 war die Eingliederung aller Betriebe vollendet.  Erst mit den Jahren 1989/1990 endete die großangelegte Kunstblumenproduktion in Sebnitz. Heute ist die Schauwerkstatt „Deutsche Kunstblume Sebnitz“ einer der letzten Betriebe, der noch nach den traditionellen Methoden und überlieferten Praktiken hochwertige Kunstblumen fertigen. Durch die besondere Blumenfertigung, die einen großen Teil an Handarbeit und handwerklichem Geschick erfordert, kam es glücklicherweise nie zur Errichtung reiner Industriebauten und Fabrikhallen. Die Betriebe waren oft in stattlichen Bürgerhäusern im Stil der Gründerzeit untergebracht. Jede größere Blumenfabrik legte dabei Wert auf ein elegantes und repräsentatives Produktionsgebäude. Ein großer Teil dieser beeindruckenden Gebäude blieb bis heute in Sebnitz erhalten. Der Blümelpfad verbindet nun einige der bedeutendsten Fertigungsstätten. Beim Flanieren entlang der 24 Stationen erfahren Sie Interessantes zur Historie der Gebäude und den damaligen Blumenfabriken. Die informative Wanderung kann in weniger als zwei Stunden abgelaufen werden. Die Sebnitzer Touristinformation bietet dazu einen praktischen Flyer mit Hintergrundinformationen und einer Wegbeschreibung an.   touristinfo@sebnitz.de; Tel: 035971/70960             


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