Stefan Staindl

Kita-Pläne und neue Gesundheitslösungen

Großräschen. In der Seestadt gehören ein Kita-Neubau sowie Ideen für eine künftige medizinische Versorgung zu den wegweisenden Zukunftsprojekten.


Im vergangenen Jahr gab es mit 32 Geburten einen Negativrekord in Großräschen. In den Jahren zuvor waren es jeweils rund 60 Geburten. Damit setzt sich der regionale Trend der vergangenen Jahre fort. Gab es im Landkreis Oberspreewald-Lausitz im Jahr 2011 noch 814 Geburten, waren es im Jahr 2023 lediglich 609 Geburten.

»Dieser demografische Knick hatte sich abgezeichnet. Ich hoffe, dass es wieder einen gewissen Erholungseffekt gibt – um die 40 Geburten wäre schön. An die Zahl 60 werden wir wohl so schnell nicht mehr kommen«, bewertet Bürgermeister Thomas Zenker die aktuellen Zahlen. Klar sei, dass der aktuelle Bevölkerungsstand von derzeit rund 8.400 Einwohnern so langfristig nicht erhalten werden kann. »Wir haben trotzdem eine Bevölkerungsstabilität, weil wir im Moment viel Zuzüge haben, die das ein bisschen ausgleichen. Deshalb sind unsere Kindergärten derzeit auch noch voll. Wie es in fünf Jahren aussieht, müssen wir sehen. Und auch unsere Schulen sind heute noch sehr voll, weil viele Familien mit Kindern wieder zurückziehen oder neu herziehen. Wie lange dieses Phänomen bleibt, weiß jedoch keiner so richtig.«

Gleichwohl wird in Großräschen eine neue Kita gebaut. Der Ersatzneubau in der Wilhelm-Pieck-Straße soll den bestehenden Kita-Dreigeschosser im Zetkinweg ersetzen und 2026 fertiggestellt werden. Laut Thomas Zenker ist der Neubau keine Kapazitäts-, sondern eine Qualitätserhöhung.

Plan B für die Kita-Zukunft

Eine Kita-Schließung, wie im Nachbarort Senftenberg, stehe in Großräschen nicht zur Debatte: »Wir müssen natürlich immer in die Zukunft denken. Wenn es so bliebe, und die Kinder der heute nicht geborenen Kinder ausbleiben, muss in fünf oder zehn Jahren vielleicht eine Kita auf den Prüfstand kommen.«

Dann habe man in der Stadt Großräschen jedoch einen Plan B. »Unsere größte Kita ist das Haus Kunterbunt mit 210 Plätzen an der GutsMuths-Grundschule. Die Kita wird zur Hälfte von Hortkindern genutzt. Ab August 2026 wird in Brandenburg schrittweise ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder eingeführt. Dann könnte man diese Kita ausschließlich als Hort betreiben – was wunderbar mit dem Ganztagskonzept der Grundschule harmonieren würde. Damit würde, ohne dass ein Gebäude stillgelegt werden muss, die neue Kita in der Wilhelm-Pieck-Straße in jedem Fall ihre Bedeutung behalten.«

MEG-Betriebsstätte im Blick

Während in Großräschen demnach Pläne für die zukünftige Kinderbetreuung existieren, gibt es im Bereich der medizinischen Versorgung nach wie vor eine Lücke. Laut Thomas Zenker gibt es bis heute keinen Nachfolger für die in den Ruhestand eingetretene Kinderärztin Dr. Kathrin Schär. »Sie bemüht sich weiterhin um eine Nachfolgelösung – aber es ist schwer. Wir hatten in Großräschen mit ihr vor Ort ein Privileg. Daran hat man sich gewöhnt. Die meisten Orte unserer Größenordnung hatten in den letzten 20 Jahren keinen eigenen Kinderarzt mehr«, umreißt Zenker die jahrelang vertraute Kinderarzt-Situation der Seestadt. Laut der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) ist der Versorgungsstand im Versorgungsgebiet Senftenberg-Großräschen allerdings gedeckt, sodass eine Zulassung als Kinderarzt in diesem Gebiet nur durch Praxisübernahme möglich ist. »Wir wären aber froh, wenn es im Einzugsbereich einen neuen Kinderarzt gäbe – egal, wo.«

Helfen könnte hier vielleicht die künftige Betriebsstätte der Medizinischen Einrichtungs GmbH (MEG) Senftenberg, die in Großräschen angesiedelt werden soll. »Noch im ersten Quartal dieses Jahres wollen wir die Beteiligung von Großräschen an der MEG Senftenberg sicherstellen. Wir wollen uns als Stadt dort einkaufen, um Mitgesellschafter zu werden. Entsprechende Grundsatzbeschlüsse beider Stadtverordnetenversammlungen gibt es bereits. Auch der Zulassungsausschuss der KV hat dafür grünes Licht gegeben. Jetzt müssen wir uns noch auf einen Kaufpreis verständigen,« informiert Thomas Zenker.

Wie er sagt, hätte man mit einer MEG-Betriebsstätte die Möglichkeit, angestellte Ärzte zu werben – gemeinsam mit Senftenberg. »Wir bilden seit 2013 ein gemeinsames Mittelzentrum. Da macht es Sinn, auch gemeinsam für Ärzte zu werben, die sich in der MEG anstellen lassen wollen.«

Übergangsweise soll die Betriebsstätte in Großräschen mittels angemieteter Praxen betrieben werden. »Wir können aus finanziellen Gründen nicht gleich ein Ärztehaus bauen. Doch damit müssen wir uns später befassen, denn das wird perspektivisch von der KV so gefordert. Einen Aufkauf von niedergelassenen Praxen will sie nicht mehr.«

Grundsätzlich blicke Thomas Zenker optimistisch in die kommende Zeit. Seine Stadt stelle sich mit klaren Plänen für Betreuung und medizinische Versorgung zukunftssicher auf.


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