Stefan Staindl

Jubiläumsjahr mit Perspektiven

Lauchhammer. Mirko Buhr, Bürgermeister der Stadt Lauchhammer, gibt in diesem Mail-Interview einen Einblick in die Herausforderungen und Chancen seiner Stadt.
Mirko Buhr ist seit 2021 Bürgermeister der knapp 14.000-Seelen-Stadt Lauchhammer.

Mirko Buhr ist seit 2021 Bürgermeister der knapp 14.000-Seelen-Stadt Lauchhammer.

Bild: Stadt Lauchhammer

Mit welchen Gefühlen blicken Sie ins neue Jahr und welchen Charakter wird das neue Jahr für die Stadt Lauchhammer haben?

Mit Optimismus und Vorfreude. Das Jahr 2025 steht ganz im Zeichen eines besonderen Jubiläums. Wir feiern 300 Jahre Industriekultur. Auf unserer Internetseite kann man sich über zahlreiche Veranstaltungen und Literatur zum Thema und natürlich auch über die industrielle Entwicklung, die am 25. August 1725 mit der Inbetriebnahme des ersten Hochofens durch die Freifrau von Löwendal begann, informieren.

Lauchhammer musste in den vergangenen Jahren eine schwierige finanzielle Herausforderung meistern. Wie sieht aktuell die Haushaltslage aus und welche Maßnahmen plant die Stadt, um die Haushaltslage zu verbessern?

Die Haushaltslage ist für viele Kommunen in den letzten Jahren immer schwieriger geworden. Hier ist auch die Politik gefordert, dafür zu sorgen, dass die Städte und Gemeinden finanziell wieder besser ausgestattet werden. Gegenwärtig sind wir in Lauchhammer dabei, einen neuen Haushaltsplan zu erarbeiten und aufzustellen. Voraussichtlich Ende Juni dieses Jahres soll er auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung stehen und uns für die kommenden zwei Jahre Planungssicherheit geben.

Welche Bauprojekte können in 2025 in Lauchhammer abgeschlossen werden und welche sollen in diesem Jahr an den Start gehen?

Nach der abgeschlossenen Sanierung des Westturms soll noch in diesem Jahr der Ostturm der Orangerie im Schlosspark fertiggestellt werden.
Spätestens im Sommer wollen wir den Anbau zwischen Kegelhalle und Spielleuteheim in Lauchhammer-Ost an die beiden Vereine übergeben. Der Anbau beherbergt einen Sanitärtrakt und Umkleiden und wird vor allem die Wettkampfbedingungen für die Kegler-Vereinigung Lauchhammer deutlich verbessern.
Beginnen soll noch in diesem Jahr die Sanierung des Kulturhauses. Hier müssen die Brandschutz- und die Elektroanlage erneuert werden.
Am Mehrgenerationen- und Vereinshaus DomiZiel stehen die Neugestaltung des Vorplatzes und des Eingangsbereiches auf der Agenda.
Geplant sind auch – vorbehaltlich der Abbildbarkeit im Haushalt – die Sanierung von drei Straßen. Es handelt sich um die Steinstraße in Lauchhammer-West, die Freifrau-von-Löwendal Straße in Lauchhammer-Ost und um den Vogelherdweg in Lauchhammer-Mitte.

2025 ist für Lauchhammer ein Jubiläumsjahr: Die Kunstguss-Stadt feiert 300 Jahre Industriekultur. Welche Bedeutung hat dieses Jubiläum für Ihre Stadt?

Als die Unternehmerin Freifrau Benedicta Margaretha von Löwendal am 25. August 1725 in Naundorf, dem heutigen Lauchhammer-Ost, den ersten Hochofen anblasen ließ, war das der Startschuss für eine grandiose industrielle Entwicklung einer ganzen Region, die weltweit für Aufsehen und Anerkennung sorgte. In der Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer, die ihren Ursprung in dem von der Freifrau gegründeten Lauchhammerwerk hat, entstanden Bronzegüsse und Großplastiken, die auf der ganzen Welt zu sehen sind. In der Großkokerei Lauchhammer gelang es weltweit erstmals, aus Braunkohle hüttenfähigen Koks zu produzieren. Auch das Besucherbergwerk F 60 in Lichterfeld zeugt von den großen ingenieurtechnischen Leistungen der Braunkohlenära. Die Förderbrücke F 60 ist eines der größten beweglichen Arbeitsgeräte der Welt, konstruiert im ehemaligen VEB Schwermaschinenbau Lauchhammer, heute TAKRAF. Mit TAKRAF haben wir als Stadt Lauchhammer seit vielen Jahren einen starken und verlässlichen Partner an unserer Seite. Gemeinsam werden wir im Rahmen einer Festveranstaltung würdig das 300-jährige Industriekultur-Jubiläum begehen. Ich denke, auf eine solche Entwicklung darf man mit Recht sehr stolz sein und das werden wir auch gebührend feiern.

Ein Höhepunkt des Jubelfestes soll das Stadtfest vom 29. bis 31. August im Schlosspark Lauchhammer-West werden. Inwieweit können Sie bereits einige Höhepunkte dazu verraten?

Die finalen Planungen sind noch nicht ganz abgeschlossen. Aber ich kann jetzt schon sagen, ein Besuch unseres Stadtfestes wird sich definitiv lohnen. Zum Beispiel werden sich eine »Steampunk-Rakete« und mehrere »Maschinenwesen« durch den Park bewegen. Steampunk ist eine faszinierende Mischung aus Vergangenheit und Zukunft, greift auf die Ästhetik der viktorianischen Ära und den Glauben an die Entwicklung von fantasievollen Technologien zurück. An der Programmgestaltung werden auch wieder Vereine der Stadt mitwirken. Ein Feuerwerk, ein Schaustellerpark mit einem 35 Meter hohen Riesenrad, Musik- und Tanzshows, eine Streetfood-Area. Auch ein Bus-Schuttle zum und vom Park wird wieder fahren. Das Programm wird auf Flyern sowie einer speziellen Internetseite und im WochenKurier präsentiert werden.

Das Projekt »Transformation 1535°« greift diese Thematik der Industriekultur auf. Vorgesehen ist die Schaffung eines Bildungs- und Erlebniszentrums für Kunstguss und Industriekultur in der Stadt. Die Stadtverordneten sprachen sich Ende 2024 noch einmal für das Projekt aus. Wie ist der aktuelle Status des Projektes und welche Schritte werden 2025 unternommen, um daran weiterzuarbeiten?

Aufgrund der sich veränderten Rahmenbedingungen und deutlich gestiegenen Kosten für dieses Projekt haben wir auf der Stadtverordnetenversammlung im Dezember 2024 zwei Varianten zur Abstimmung gestellt. Eine davon hätte das Projekt »Transformation 1535°« sofort beendet. Aber die Stadtverordneten haben sich mit großer Mehrheit für eine erneute Prüfung aller Bedingungen für eine Umsetzung ausgesprochen. Es sollen in diesem Jahr noch einmal die Betreiberkosten unter Einbeziehung der geplanten Gebäudestrukturen und aktuellen Gegebenheiten und die Umsatzsteuer auf Investitionskosten sowie Betreiberkosten eruiert werden. Abgeklärt werden soll auch, ob eine Erhöhung des Fördersatzes von 95 auf 100 Prozent möglich ist. Nach Auswertung und Abwägung aller Kriterien werden wir am Ende des Jahres eine endgültige Entscheidung treffen.

Im vergangenen Jahr waren Sie Schirmherr des ersten Sommerkinos im Schlosspark. Welche Motivation stand hinter Ihrer Schirmherrschaft und was hat Sie an der Idee des Sommerkinos im Schlosspark begeistert?

Das Freilichtkino im Schlosspark hatte vor allem zu DDR-Zeiten eine große Tradition. Viele Menschen verbinden positive Erinnerungen und Gefühle mit dieser Zeit. Und deshalb war ich sofort Feuer und Flamme, als Bürger aus Lauchhammer-West mit dem Vorschlag zu mir kamen, diese Tradition wiederzubeleben. Das Ergebnis im Sommer 2024 war so überwältigend, dass sich inzwischen ein Verein, der Schlosspark Open Air e.V., gegründet hat. Am 22. und 23. August heißt es wieder »Vorhang auf« für das Sommerkino im Schlosspark.


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