Zu Gast in der Stadt der Töpfe
Wir fahren stetig weiter gen Norden durch schöne Landschaften zu einem kleinen Ort, Villa de Leyva. Die 1572 von Herman Suárez de Villalobos gegründete Kolonialstadt wurde 1954 zum Nationaldenkmal erklärt. Sie ist gänzlich erhalten, einschließlich der kopfsteingepflasterten, unebenen Straßen. Fast jedes Gebäude ist weiß getüncht und hat rote Ziegeldächer sowie mintgrüne Türen und Balkone. Der 120 mal 120 Meter große Plaza Mayor ist einer der größten Stadtplätze des amerikanischen Doppelkontinentes. Am Dorfrand finden wir das Terrakotta- Haus. Hier hat sich ein Künstler ausgetobt und das Ganze der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Für uns eine kurzweilige Besichtigungstour.
Am Abend streifen wir durch die Gassen und fühlen uns um hunderte Jahre zurückversetzt, können spüren, wie die Holzpantoffeln auf dem Pflaster klingen und die Hufe der Pferde darauf klappern. Ein besonderes Flair umgibt diesen Ort, hier scheint die Uhr vor sehr, sehr langer Zeit stehengeblieben zu sein.
Bevor wir am nächsten Morgen weiter ziehen, sorgen wir noch für etwas Kultur. Zuerst im Museo El Fossil, mit einer fast vollständig erhaltenen Kronosaurus- Versteinerung- einem urzeitlichen Reptil, das einem Alligator ähnelt. Das Fossil ist sieben Meter lang und stammt aus der Kreidezeit, als hier noch ein seichter Salzsee war.
Als nächstes geht es in den Parque Arqueolgico de Monquirá, der rund 30 Steinmonolithen enthält. Das Mini Stonehenge ist fast 2.000 Jahre alt und diente dem Volk der Muisca als Ritualstätte und Sternwarte. Frank bläst hier schon wieder die Backen auf und wir drei müssen ihn ganz schön überreden, daß er überhaupt mit in den Park geht. " Die ollen Steine könnt ihr euch alleine anschauen", sagt er. Kommt aber brummend mit.
Den nächsten kurzen Halt machen wir in Raquira, der "Stadt der Töpfe". Hier lebt fast die ganze Bevölkerung von der Herstellung von Vasen, Sparschweinen, Zwergen und vielem mehr. Ein schönes kleines Städtchen, daß zum schlendern einlädt.
Und dann geht es zu meinem Highlight, nach Barichara. Durch schöne Landschaften, aber schlechte Straßen geht die Fahrt. Für 210 Kilometer brauchen wir über sieben Stunden und erreichen am späten Nachmittag den Mirador, unseren Übernachtungsplatz am Rand der Stadt. Schnell die Stühle raus und mit ein paar Bier genießen wir mit Evi und Gert den Blick ins Tal.
Am Morgen "satteln wir die Hühner" und laufen Richtung Plaza. Dort spielt sich ja bekanntlich alles ab. Wir scheinen schnell fertig zu sein, mit diesem schönen Städtchen, da spricht uns ein junges Kerlchen mit einem Tuk-Tuk an, daß er uns seine Stadt zeigen will. Erst sind wir verhalten und denken an Abzocke, aber wir sind uns schnell auf einen kleinen Preis (10 Dollar) einig, und wenn wir den einbüßen ist das kein großer Verlust. Schnell ist sein Kumpel mit dem zweiten Fahrzeug da, und ab geht die Post.
Es gibt Riesenameisen und Ziegenmilch mit Brandy zur Verkostung und uns wird das wirkliche Barichara gezeigt. Wir haben mit den beiden Jungs jede Menge Spaß und eine echt schöne Tour.
Barichara:
Ein Muss ist die spektakulär Wanderung zu Weiler Guane auf dem historischen Camino Real, ein felsiger, von den präkolumbischen Guane angelegter Pfad. Der 1864 erneuerte Weg führte einst von Girón nach Barancabermeja. Zu Beginn steigt man in eine kleine Schlucht hinunter und durchquert ein Tal voller Kakteen und Bäume. Wir begegnen grasenden Ziegen und Kühen, aber keinen Menschen. Etwa sieben Kilometer sind wir auf zum teil schwierigem Weg unterwegs. Guane belohnt die Mühe zusätzlich mit der 1720 erbauten Iglesia de Santa Bárbara. Sowie der Pfad, als auch der Ort sind Nationaldenkmäler.
Zurück geht es flott mit dem öffentlichen Bus. Von meinem lauffaulen Mann gibt es den ganzen Tag keinerlei Beschwerden, vielleicht hat ihn so viel Historie einfach sprachlos gemacht.
Am nächsten Tag brechen wir auf zu einem ganz besonderem Abenteurer...
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