"Betonkrebs" - Brücke der B101 in Zschieschen wird abgerissen
Die Eisenbahnbrücke am Gewerbegebiet Zschieschen, die seit 1979 in Betrieb ist, hat in einer Sonderprüfung gravierende Mängel gezeigt. Die Brücke, die täglich von rund 10.000 Fahrzeugen genutzt wurde, musste wegen akuter Einsturzgefahr für jeglichen Verkehr gesperrt werden und wird jetzt abgerissen. Besonders problematisch: Risse im Beton, die sich aufgrund sogenannten »Betonkrebses« rasch vergrößerten. Der Zugverkehr auf der wichtigen Hauptstrecke Dresden-Berlin war ebenfalls betroffen und sollte seit Heiligabend wieder fahren.
Nach der Sperrung der Brücke am 19. Dezember wurden unmittelbar Umleitungen eingerichtet. Der Bahnverkehr, auf dem Züge mit bis zu 200 km/h verkehren, musste umgeleitet werden. Zusätzlich stellte Die Bahn unbürokratisch technische Ressourcen wie Bagger, Betonplatten und Sand bereit, um die Situation zu stabilisieren.
Lars Roßmann, Abteilungsleiter für Ingenieurbau und Innovation im Landesamt für Straßenbau und Verkehr, betonte die Dringlichkeit der Maßnahme: »Der Zustand des Bauwerks und die entnommenen Proben zeigen eine akute Gefährdung der Tragfähigkeit. Die Vollsperrung ist notwendig, um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer und des Bahnverkehrs zu gewährleisten.«
Die Abrissarbeiten haben sofort nach der Sperrung begonnen und wurden in enger Abstimmung mit der Bahn vorbereitet. Durchschnittlich werden rund um die Uhr 25 Arbeiter im Einsatz sein, um die Arbeiten möglichst schnell abzuschließen. Insgesamt kamen bisher 300 Tonnen Sand, 150 Betonplatten und neun Bagger zum Einsatz.
Neubau der Brücke 2025
Der Ersatzneubau der Brücke ist für Anfang 2025 geplant, wobei der genaue Start je nach Wetterlage variiert. Die Bauzeit wird auf etwa ein Jahr geschätzt und die Kosten belaufen sich auf rund drei Millionen Euro. Mit einer Länge von 88 Metern und einer Breite von 11,44 Metern umfasst die Brücke eine Baufläche von 1.007 Quadratmetern.
Die ursprüngliche Brücke wurde mit Hennigsdorfer Spannstahl errichtet, der als mögliche Ursache für die strukturellen Probleme gilt.
Verkehrsumleitungen
Der motorisierte Verkehr wird über mehrere Landstraßen und nahe Ortschaften umgeleitet. Zusätzlich müssen drei Buslinien – darunter die PlusBuslinie 409 und die Regionallinie 410 – Umwege in Kauf nehmen, was zu Mehrfahrzeiten fühnrt, die aktuell kaum genau abzuschätzen sind.
Im Detail:
Die PlusBuslinie 409 (Meißen – Großenhain), die Regionallinie 410 (Großenhain – Gävernitz) sowie die Ringlinie 463 (Großenhain – Böhla – Großenhain).
Bei diesen Linien entfallen die Haltestellen „Großenhain, Priestewitzer Str.“ und „Priestewitz, Abzw. Strießen“. Ersatzweise werden dafür die Haltestellen „Großenhain, An der Bergbrauerei“ und „Priestewitz, Schule“ bedient.
Da auf der Umleitungsstrecke ein Bahnübergang, welcher ebenso als Umleitung für die Züge fungiert, passiert wird, lassen sich die Mehrfahrzeiten noch nicht genau abschätzen. Entsprechende Baufahrpläne für die Buslinien werden daher zu gegebener Zeit erstellt.
In der Fahrplanauskunft VVO-mobil wird auf Grund der Kurzfristigkeit die Fahrplanänderung derzeit nicht berücksichtigt
Hintergrund
Die Brücke wurde 2023 einer Hauptprüfung unterzogen und mit der Note 2,8 bewertet. Dabei wurden erste Risse festgestellt, die sich jedoch schneller als erwartet verschlechterten. Im Zuge der Untersuchung sächsischer Brücken nach dem Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden geriet auch die Brücke am Gewerbegebiet Zschieschen in den Fokus.
Die Verantwortlichen bitten die Bevölkerung um Verständnis für die Einschränkungen. Laut Pressesprecherin Rosalie Stephan wird Die Bahn alles daran setzen, die Strecke schnellstmöglich wieder für den Zugverkehr freizugeben. Erste Testfahrten waren für den 24. Dezember geplant.
Die Arbeiten an der Brücke werden überwacht und die Behörden informieren die Öffentlichkeit regelmäßig über den Fortschritt der Maßnahmen. Ziel ist es, sowohl den Straßen- als auch den Bahnverkehr so schnell wie möglich wiederherzustellen.