Paula on Tour 15: Das Ende naht....
Wir fahren tief in die Berge in das Einzugsgebiet der FARC, der hier aktiven Guerilla Organisation. Sie entstand 1964, seitdem sind sie die wichtigste Guerilla Gruppe in der Geschichte des bewaffneten internen Konflikts Kolumbiens und die älteste Guerilla weltweit. Der Park selbst liegt tief in den Zentralkordilleren, nahe dem Bergdorf San Andrés. Hier siedelt das Indiovolk der Nasa.
Wir übernachten bei Einheimischen auf der Wiese hinter dem Haus und erfahren an diesem Abend, dass die Situation mit den Guerilla-Truppen in Kolumbien wieder eskaliert und das genau in der Region, wo wir vor einigen Tagen über die Grenze gekommen sind. Es gab mehr als hundert Tote und geschätzt sind etwa 20000 Menschen auf der Flucht. Erstmals seit 17 Jahren wurde in Kolumbien der Ausnahmezustand ausgerufen…
Zuerst besuchen wir das Museum am Eingang und dann krackseln wir den Berg hoch zu den Ausgrabungsstätten. Oben angekommen, müssen wir uns die Gräber auch wieder “erarbeiten“, denn sie liegen meist etwa fünf Meter unter der Erde. Grob in den Stein gehauene Stufen, die so hoch sind, das wir auf dem Hintern hinunterrutschen müssen führen als Wendeltreppe hinunter. In der Mitte ein Loch bis zum Boden und da das Ganze natürlich ohne Sicherung ist, bringt es uns gewaltig ins schwitzen.
TIERRADENTRO ist nach San Augustin die zweitwichtigste archäologische Stätte Kolumbiens, dennoch kommen erstaunlich wenige Besucher, da sie sehr abgelegen und nur über unbefestigte Straßen zu erreichen ist. Die sehr aufwendig gestalteten unterirdischen Gräber sind bemerkenswert. Sie wurden von den Menschen geschaffen, die zwischen 500 und 900 v. Chr. hier lebten und sind die einzigen dieser Art in ganz Amerika. Tierradentro ist UNESCO Welterbe Stätte.
Wir (also hauptsächlich ich) sind sehr begeistert und froh, diesen aufwendigen Abstecher gemacht zu haben. Frank ist da etwas weniger emotional und meint, dass es ja doch nur olle Steine und alte Gräber sind… Ich stelle mir vor, wie die Menschen vor so vielen Jahren hier in den Bergen gelebt haben. Was haben sie angebaut, was konnten sie jagen, wie haben sie miteinander kommuniziert??? Meine Phantasie bekommt Flügel und die Bilder schweben mir durch den Kopf.
Und dann geht es für uns in mehreren Etappen auch schon wieder Richtung Grenze nach Ecuador. Nach der ersten Nacht im neuen Land stellen wir fest, dass wir nun doch mehr Zeit bis zum Abflug „übrig“ haben, als ursprünglich gedacht. Deshalb buchen wir nun doch noch kurzfristig die Amazonastour, die wir eigentlich zu 100% nicht mehr machen wollten. Ja, wir sind manchmal doch etwas verpeilt…
In zwei straffen Fahrtagen geht weit in den Osten nach Lago Agrio. Hier lassen wir unsere Paula stehen und fahren zwei weitere Stunden mit dem Bus nach Bujabeno. Von dort noch einmal zwei Stunden mit dem Boot durch enge Kanäle zur Bamboo Lodge. Wir sind nur vier Leute in der Gruppe und auch die Einzigen in der Lodge, einfach Klasse. Die Lodge ist mitten im Busch und komplett aus Bambus gebaut. Energie wird mit Solar erzeugt, Brauchwasser kommt komplett aus dem Fluss. Wir verbringen hier einzigartige Tage im Regenwald. Früh zeitig geht es auf Pirsch und wir können so viele Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten. Sehen Flussdelfine, Schildkröten, Riesenotter, Wasserschlangen, Anconas und jede Menge verschiedener Affen und Vögel. Ein kleines Paradies. Nach Sonnenuntergang gehen wir auf Nachtpirsch und sehen allerlei krabbelndes und flatterndes Getier und unser Guide erklärt ausführlich ihre Lebensweise. Wir besuchen ein indigenes Volk und lernen Yucca Brot zu backen. Von der Ernte über die Verarbeitung zum Mehl bis zum fertigen Fladen arbeiten wir mit und sind absolut begeistert. Jeden Abend fahren wir zur Lagune und erleben so kraftvolle Sonnenuntergänge, dass wir nur staunend und schweigend nebeneinander stehen und genießen.
Wir haben hier vier wundervolle und anstrengende Tage erlebt, die voll gepackt waren mit einzigartigen Erlebnissen und wir sind richtig froh, das wir uns so kurzfristig entschlossen hatten diese Tour doch noch zu machen.
In zwei Tagen fahren wir über eine sehr schlechte Piste durch die Berge zurück in die Zivilisation.
Letztes Highlight ist der Besuch eines kleinen Andendorfes. Hier in der Schlucht sollen noch einige wenige Andenbären leben. Am späten Nachmittag können wir schon einige sichten und zeitig am Morgen auch. Das hat sich doch gelohnt, zumal die Landschaft hier unglaublich schön ist. Eine tiefe Schlucht zieht sich durch das grüne fruchtbare Bergland. Felder und Weiden mit Kühen wechseln sich ab und bieten ein friedliches Bild. Wir saugen diese schönen Bilder auf und nehmen die letzten 70 Kilometer in Angriff.
Nun stehen wir auf der Finca Sommerwind und unsere Reise ist beendet. Vier Tage haben wir noch Zeit, bis uns der Flieger nach Deutschland zurückbringt. Die werden wir nutzen um zu putzen, Wäsche zu waschen, einige Wartungsarbeiten durchzuführen und, und, und.
Dann ist es soweit, wir streicheln nochmal unsere Paula und 24 Stunden später sind wir wieder in Zeithain.
Jetzt heißt es diese wundervolle Tour zu verarbeiten und die Nächste zu planen...
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