Verena Farrar

Paula 11: Die ewig heiße Stadt und dann kommt Caracas

Zeithain/ Venezuela. Abenteuerliche Straße in den Bergen, aber es gibt wenigstens Benzin... Die unglaubliche Gastfreundlichkeit macht alle Bedenken wett.

Herrlicher rundum Blick....

Herrlicher rundum Blick....

Bild: Wagner

Und heute ist schon wieder ein Wunder geschehen, denn wir bekommen in Barquisimento ohne Wartezeit 100 Liter Diesel und können sogar mit Kreditkarte bezahlen, dies ist fast unmöglich, schont aber unsere wenigen Bargeldressourcen.


Wir werden immer wieder gefragt, ob wir wirklich durch die Berge fahren wollen, können das aber nicht ganz begreifen. Die Karte zeigt eine große rote Straße, also wie eine Bundesstraße, und geht nicht höher als 1.000 Meter. Wir überlegen kurz und entscheiden uns dann für die kürzere Strecke durch die Berge. Alles beginnt mit schönen Landschaften und recht annehmbaren Straßen. Die Landschaften bleiben schön, die Straßen leider nicht….


Mittendrin, am späten Nachmittag, werfen wir den Anker raus. Ein kleines Dorf, an dessen Rand zwei Zapfsäulen stehen, dass muss heute als Übernachtungsplatz reichen. Wir stehen noch keine zwei Minuten, da hält ein Jeep neben uns und der Besitzer lädt uns auf seine Ranch ein. " Ihr bleibt nicht hier stehen, ihr kommt mit zu mir !!!" Na, dagegen haben wir nichts einzuwenden. Wir fahren mit ihm noch weiter in die Berge auf die wirklich idyllisch gelegene Ranch. Er lädt uns zum Asado ein und wir haben einen wirklich schönen Abend zusammen. Nach einem traditionellen Frühstück verabschieden wir uns herzlich und sind spätestens jetzt, bei so viel Herzlichkeit und Gastfreundschaft, mit diesem wunderbaren Land.


Für die weitere Strecke durch die Berge wurden uns drei Stunden angedroht, wir brauchen fünf!!! Viele große Schlaglöcher, Absenkungen von fast einem halben Meter und ganze Abbrüche machen kein schnelleres Vorankommen möglich. In Coro machen wir erst einmal eine Stunde Pause und dann bekommen wir Glückskinder wieder 100 Liter Diesel.


Coro- UNESCO-Welterbe


Die etwas verschlafene, ewig heiße Stadt scheint Jahrhunderte im Schatten der Geschichte geschlummert zu haben. Fast könnte man denken, dass die alten kolonialen Palais im niederländischen Stil nur darauf warten, dass die alten Pfeffersäcke wieder zurückkommen und den altbewährten Handel aufnehmen.


Wir parken direkt vor der historischen Altstadt und fünf Minuten später haben uns zwei nette Polizistinnen gefunden und zeigen uns ihre Stadt. Na, das hat doch mal wieder super geklappt und wäre in Deutschland unvorstellbar.


Es ist wirklich unerträglich heiß, selbst das Atmen fällt schwer. Der Venezolaner hält trotzdem auf Etikette und trägt lange Hosen. Wir fallen extrem auf in unseren kurzen und sind natürlich sofort als Touristen enttarnt. Die Altstadt ist recht schnell erkundet und wir fahren weiter durch immergrünen Regenwald und riesiges Farmland.


Auf der Posada Los Coco finden wir einen Traumplatz mit Pool. Enrique, der Besitzer ist selbst Reisender und empfängt uns herzlich. Wir dürfen alle Annehmlichkeiten der Posada, einschließlich des Pools, nutzen und das Ganze ist kostenlos. Wir sind "unverschämt" und nutzen dies für ganze vier Tage aus. Zwischendurch machen wir einen Tagesausflug mit dem Boot und erwandern uns den Hausberg. Zu viel mehr haben wir einfach keine Energie, denn es ist unerträglich heiß und schwül.


Wir tingeln noch etwas an der Küste entlang, doch die Hitze bringt uns um, also drehen wir ab und fahren wieder in die Berge nach Tovar. Unser Ziel ist die Deutsche "Kolonie" Colonia Tovar.
Colonia Tovar ist eine über 21.000 Einwohner zählende Gemeinde, etwa 70 Kilometer westlich von Caracas im Bundesstaat Aragua. Der größte Teil der Bevölkerung sind Nachfahren deutscher Einwanderer vom Kaiserstuhl. Wir kommen am Sonntag an, und der Ort ist völlig überlaufen. OK. Eigentlich ist er eine einzige Verkaufsmeile, Stand an Stand reihen sich die Straße rauf und runter. Für uns ist das Ganze recht schnell erkundet und wir lassen uns traditionell im Kaiserstuhl auf ein, nein zwei, frischgezapfte Bier nieder. Hier treffen wir auf Jürgen, genannt Joki, vom Hotel Freiburg. Schnell kommen wir in ein angeregtes Gespräch und erfahren viel Hintergrundwissen und gute Infos zu Land, Leute und Politik. Wir nisten uns dann gleich auf der kleinen Wiese vor seinem Hotel für zwei Tage ein. Danke Joki, für deine Hilfe.


Ja, und dann sind wir bereit, auf geht es nach Caracas.


Caracas liegt in einer Erdbebenzone auf 800 Meter Höhe in einem lang gestreckten Tal der Küstenkordilleren. Mitte des 16. Jahrhunderts von dem Eroberer Diego de Losada gegründet, begann erst im 18. Jahrhundert der langsame Aufschwung mit Kakao und Kaffee im Hinterland. Überall begegnet man dem größten Sohn der Stadt, dem Befreier der späteren Staaten Venezuela, Peru und Ecuador sowie Gründer des nach ihm benannten Bolivien: Simón Bolívar. Der alte Kern, von vielen Erdbeben gebeutelt, ist übersichtlich und so wandeln auch wir auf den Spuren des berühmten Sohnes und besuchen einige Museen. Auch wenn einen Caracas nicht gerade mit offenen Armen empfängt, gibt es schöne Ecken zu entdecken. Von unserem luftigen Stellplatz im Nationalpark Avila beeindruckt die Skyline, doch bei näherer Betrachtung kann man nicht über den Zerfall und den Schmutz hinwegsehen. Uns hat es dennoch gut gefallen.

Das neue Buch Südamerika 2, sowie alle anderen Bücher sind wie gewohnt erhältlich, in der Riesa Information, bei Lotto Fix in Nünchritz, in allen DGS Getränkemärkten und über www.paulaontour.de/shop, dort auch als eBook.


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