

Im Dezember verabschiedete sich der Regionalverkehr zwischen Döbeln und Meißen – aus Kostengründen. Stattdessen nahm der Verkehrsverbund Oberelbe zusammen mit seinen Partnern das neue Busnetz Nossen in Betrieb. Es ist schon länger bekannt, dass auch die DB Netz AG nicht sonderlich viel Interesse an ihrer Bahnstrecke hat. Sie wurde daher vor einer Weile ausgeschrieben – das ist so vom Gesetzgeber gefordert, bevor man eine Schienenverbindung stilllegen kann.
Neuer Betreiber
Daraufhin beteiligten sich zunächst drei Bieter, wovon einer sein Gebot wenig später zurückzog. Den Zuschlag erhielt am Ende die „Nossen-Riesaer Eisenbahn-Compagnie GmbH“ (NRE) mit Sitz in Nossen.
Ursprünglich sollte die Übergabe bereits am 13. Dezember 2015 erfolgen. „Aufgrund von Verzögerungen im Genehmigungsverfahren werden wir den Betrieb erst in der Nacht vom 15. auf den 16. April 2016 vollständig übernehmen“, sagte Geschäftsführer Eckart Sauter gegenüber WochenKurier. Das Unternehmen trägt dann die volle Verantwortung sowohl für den Bahnbetrieb als auch die Infrastruktur. „Wir sprechen hier von kleinen Bachdurchlässen bis hin zu Brückenbauwerken von 150 Metern“, so Sauter weiter. Hinzu kommen Grundstücksflächen, Betriebsanlagen u.v.m..
Gegenwärtig wird die Strecke für den Güterverkehr genutzt. Zwei Mal täglich fahren Tankzüge ins Tanklager nach Rähsa, hinzu kommen ein paar Kesselwagen. Nach Auskunft des Unternehmens soll das auch künftig so bleiben.
Vorhaben
„Unser Ziel ist es über den Güterverkehr ein finanzielles Fundament zu schaffen, um die Infrastruktur erhalten zu können“, so Sauter weiter. Ob es dadurch gelingt, irgendwann wieder Fahrgäste zu befördern, sei zwar wünschenswert, aber derzeit nicht absehbar. „Personennahverkehr, das wird in der ganzen Diskussion vergessen, trägt sich niemals selbst – egal ob auf der Straße oder eben der Schiene“, sagt der Experte. Das Interesse an einem nahtlosen Übergang ist groß. Sauter kündigte an, dass die Strecke auch nach dem Betreiberwechsel für die Ausflugsfahrten der IG Dampflok Nossen zur Verfügung stehen werde. Zwischen der NRE und dem Verein bestünden sehr gute Kontakte, sagte er.
Nossen-Riesa
Seit 2014 betreibt das Unternehmen die Bahnstrecke zwischen Rähsa und Riesa, deren Pachtvertrag später bis Nossen verlängert wurde. „Wir haben uns diese Strecke zwar erkämpfen müssen, dafür aber nach 15 Jahren Pause den Güterverkehr zurückgeholt“, so der Geschäftsführer weiter. Ferner ist die NRE Eigentümerin der Bahnhofsgebäude in Nossen und Lommatzsch.
Draisine ?
Schon länger spielt das Unternehmen mit dem Gedanken, einen Fahrraddraisinenbetrieb als touristisches Highlight zwischen Starbach und Lommatzsch einzurichten und hat dieses Projekt in die Hände eines Kooperationspartners gelegt. „Der Starttermin musste mehrmals verschoben werden, da die Genehmigung dieser Nutzung alles andere als einfach ist“, so Sauter. Ob es diesen Mai gelingt, die mit Füßen betriebenen Fahrzeuge auf der Schiene fahren zu lassen, bleibt abzuwarten.
Persönlich hält der aus Baden-Württemberg stammende Unternehmer die Abbestellung der Regionalbahn für eine groteske Fehlentscheidung. „Für den angekündigten achtspurigen Ausbau der Autobahn 4 zwischen Nossen und Dresden hätte man den Nahverkehr auf Sachsens Schienen für Jahrzehnte sichern können und zwar in der Fläche“, sagte er.